"Operacion Puerto" Gericht spricht Dopingarzt Fuentes frei

Madrid · Doping sei damals in Spanien nicht strafbar gewesen, lautet die Begründung. Die 211 Blutproben müssen herausgegeben werden.

Dopingarzt Fuentes: Chronologie der "Operacion Puerto"
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Foto: EFE, AP

Gut zehn Jahre nach der Aufdeckung des größten Dopingskandals in der spanischen Sportgeschichte endete das Gerichtsverfahren um die "Operacion Puerto" mit Freisprüchen. Ein Berufungsgericht in Madrid hob die im April 2013 verhängten Haftstrafen für den Dopingarzt Eufemiano Fuentes (ein Jahr, dazu ein vierjähriges Berufsverbot und 4500 Euro Strafe) und den früheren Radsporttrainer José Ignacio Labarta (vier Monate wegen Beihilfe) auf. Gegen das Urteil ist kein Einspruch möglich.

Die Richter ordneten an, dass die von der Polizei im Mai 2006 bei Fuentes beschlagnahmten 211 Blutbeutel an die Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada), den spanischen und internationalen Radsportverband und das italienische NOK ausgehändigt werden müssen. Das war in erster Instanz noch abgelehnt worden. Damit könnte nun ermittelt werden, wer die Dienste des Fuentes-Labors in Anspruch genommen hat. Schon vor mehreren Jahren war bekannt geworden, dass später gesperrten Radprofis wie Jan Ullrich, Ivan Basso, Tyler Hamilton, Alejandro Valverde oder Jörg Jaksche in den Skandal verwickelt waren.

Die Berufungsrichter begründeten die Freisprüche für Fuentes und Labarta damit, dass Doping bei Aufdeckung des Skandals nach spanischem Recht nicht strafbar gewesen sei. Sie wiesen das Argument zurück, die Behandlung mit präpariertem Eigenblut habe eine Gefährdung der Gesundheit bedeutet.

Der Freispruch für Frauenarzt Fuentes stieß in Spanien auf Verblüffung. Bereits das erste Urteil war von Experten als "zu milde" eingestuft worden. Es bestärkte in der Sportwelt das Image Spaniens, den Kampf gegen Doping nicht besonders ernst zu nehmen. Der deutsche Sportrechtler Michael Lehner glaubt nicht an rechtliche Konsequenzen. "Unabhängig von Verjährungsfragen stelle ich mir Ermittlungen schwierig vor", sagte Lehner. "Es dürfte wohl kaum noch eine Verbands-Strafgewalt bestehen, weil die wenigsten damals enttarnten Profis noch eine Lizenz halten."

Drei prominente noch aktive Profis sind die Spanier Valverde und Alberto Contador und der Italiener Michele Scarponi. Valverde war 2009 vom italienischen NOK verurteilt und ein Jahr später auch nach einem Urteil des Sport-Schiedsgerichts CAS weltweit gesperrt worden. Sein Landsmann Contador war nicht im Zusammenhang mit der Fuentes-Affäre, sondern 2010 wegen eines positiven Doping-Befundes bei der Tour gesperrt worden.

Der einzige deutsche Toursieger Jan Ullrich war 2008 von der Bonner Staatsanwaltschaft der illegalen Kooperation mit Fuentes überführt worden. Nach einem jahrelangen Rechtsstreit sah der CAS im Jahr 2012 Ullrichs Schuld als erwiesen an und sperrte ihn. Ullrich gestand lediglich eine "Zusammenarbeit" mit dem umstrittenen Mediziner.

Fuentes hatte während seiner Vernehmung im Prozess der ersten Instanz ausgesagt, dass er neben Radsportlern auch Fußballer, Tennisspieler. Leichtathleten und Boxer behandelte. Er bot die Herausgabe der Liste seiner Kunden an. Die zuständige Richterin wollte davon nichts wissen. Sie ordnete damals an, die Blutbeutel zu vernichten. Dies geschah aber nicht, weil das Urteil der ersten Instanz nicht rechtskräftig war. Die Namen der mutmaßlichen Fuentes-Kunden sind weiterhin unbekannt. Ausnahme: 54 Radprofis waren schon 2006 identifiziert.

(DPA)
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