Tennis-Senior Pokorny — mit 74 Jahren eine Klasse für sich

Düsseldorf · Der Österreicher verlor seit 2000 nur 25 seiner 687 Einzel. Er spielt im Regionalliga-Team U70 des Deutschen Sportclub Düsseldorf.

 Peter Pokorny gehört zu den erfolgreichsten Tennisspielern seiner Altersklasse.

Peter Pokorny gehört zu den erfolgreichsten Tennisspielern seiner Altersklasse.

Foto: privat

Den letzten Punkt verlieren, enttäuscht zum Netz gehen und dem Sieger die Hand schütteln: Das ist eine Situation, die Peter Pokorny in diesem Jahrtausend selten erlebt hat. Der Tennis-Senior gehört zu den erfolgreichsten Spielern in seiner Altersklasse. Seine Bilanz seit 2000: 662 Siegen stehen nur 25 Niederlagen gegenüber. Das macht eine Siegquote von gut 96 Prozent.

Diese Zahlen sind das Resultat einer stetigen Entwicklung des 1940 in Graz geborenen Pokorny. Der Linkshänder zeigte schon früh ein großes Talent und viel Potenzial. Er spielte bereits mit 14 Jahren im Finale eines überregionalen U18-Turniers, mit 18 Jahren wurde er Landesmeister und sein Davis-Cup-Debüt gab er fünf Jahre später. National war er ein Tennisheld, international wollte es allerdings nicht richtig klappen. Bei seinen zahlreichen Teilnahmen an Grand-Slam-Turnieren konnte er keine nennenswerten Erfolge erringen. Sein größter Erfolg war der Einzug ins Mixed-Viertelfinale in Wimbledon.

Pokornys Siegesserie startete mit dem Einstieg beim Seniorentennis. Seit 1986 spielt er dort mit. Heute ist er eine Klasse für sich. Mehr als 80 Europameistertitel, zehn WM-Titel mit der Mannschaft, neun WM-Titel im Einzel und Doppel hat er geholt. Und das ist nur ein Auszug aus der Titelsammlung. "Neben meiner Fitness habe ich einfach langjährige Tenniserfahrung. Da kann man einfach auch ein wenig ökonomischer spielen", sagt der Österreicher, "das ist ein großer Vorteil."

Der 74-Jährige spielt clever, er taktiert gerne: "Meine Stärke ist auf keinen Fall der Aufschlag. Ich kann das Spiel des Gegners gut lesen. Und Tennis ist ja ein bisschen wie Schach. Du versuchst immer, den nächsten Zug deines Kontrahenten zu erahnen." Wirkliche Schwächen hat Pokorny nicht, er spielt präzise, setzt die Bälle geschickt. Im Fußball würde man sagen: Er lässt Ball und Gegner laufen.

In seiner Altersklasse gehen ihm die Gegner aus. Normalerweise spiele er, so Pokorny, gegen 20 bis 30 Jahre jüngere Spieler, ein paar Mal die Woche. Immer wieder kämen auch "junge Burschen", Profis aus der offenen Klasse, auf die "Peter Pokorny Tennisanlage", das sei allerdings weniger spaßig. "Die offene Klasse traue ich mir nicht mehr zu. Wenn ich mit den Burschen spiele, reagiere ich nur. Das Spiel ist ja so schnell geworden. Es bringt mir auch einfach nichts, wenn ich mit ihnen spiele. Wenn ich gegen ältere Gegner spiele, muss ich agieren. Und ich muss ganz ehrlich sagen: Das macht auch keinen Spaß, gegen diese jungen Burschen."

Das interessiert den Deutschen Sportclub Düsseldorf, kurz DSD, wenig. Der Tennisverein hat sich die Dienste des Seniors gesichert, der für das Regionalliga-Team U70 spielt. Natürlich an Position eins. Gestern, beim 5:1 gegen Heiligenhaus, gewann er sein Einzel 6:0, 6:2.

Diese sogenannten Medenspiele - benannt nach Carl August von der Meden, erster Präsident des Deutschen Tennis Bundes - sind für gute Spieler aus dem Ausland ein lukratives Nebeneinkommen. In der rund zweimonatigen Saison werden spielstarke Leute aus den Niederlanden, Österreich und Umgebung an den Spieltagen ins Team geholt. In der offenen Klasse werden zum Beispiel in einer Regionalliga-Saison schnell fünfstellige Beträge an einen Spieler bezahlt, im besten Fall Prämien exklusive. Im Fall von Pokorny verhält sich das ähnlich, wenn auch deutlich abgespeckt. Der 74-Jährige wird extra aus der Heimat eingeflogen - reich wird er aber nicht.

Pokorny freut sich, dass er so oft Tennis spielen kann. Zwei Tage ohne Tennis, sagt er, sei wie Entzug. Was er denn machen würde, wenn er kein Tennis mehr spielen könnte? "Das will ich gar nicht wissen, ganz ehrlich. Ich habe auch schon Golf gespielt. Aber das ist mir dann irgendwie zu langweilig geworden."

Beim DSD dürfte sich der Steirer fast schon heimisch fühlen. Die Gaststätte des Klubs in der Nähe der Grafenberger Allee heißt "Kärntner Stube".

(RP)
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