Potenzialanalyse-System "PotAS" soll Sportdeutschland erfolgreicher machen

Köln · Am Donnerstag startet das viel diskutierte Potenzialanalyse-System "PotAS". Es ist das Kernstück der Leistungssportreform und soll einen entscheidenden Beitrag leisten, "Sportdeutschland" langfristig erfolgreicher zu machen. Aber was ist "PotAS"?

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Was passiert am Donnerstag?

Das Potenzialanalyse-System geht online. Die wichtigsten strukturellen Merkmale für deutsche Sportverbände sind in 16 Hauptattribute und 53 Unterattribute zusammengefasst, aus denen sich 151 Fragen an die Verbände ergeben. Diese Fragen müssen bis zum 22. Mai beantwortet werden. Die Antworten bilden die Grundlage für die Entscheidung, mit wie viel Geld die Verbände künftig vom Bund gefördert werden.

Welches Ziel hat PotAS?

"Wir wollen dadurch die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass Athleten und Trainer in diesem System den größtmöglichen Erfolg erzielen. Wir prognostizieren keine individuellen Karriereverläufe. Wir sagen ausdrücklich nicht, wer in vier oder acht Jahren auf dem Podium steht und Medaillen gewinnt", sagt der Potsdamer Sportwissenschaftler Urs Granacher, Leiter der PotAS-Kommission.

Wer ist betroffen?

Zunächst nur alle Wintersportverbände. Auch der Deutsche Ski-Verband (DSV) der sich zu großen Teilen selbst vermarktet und finanziert, wird evaluiert.

Was passiert nach dem 22. Mai, wenn die Verbände ihre Arbeit gemacht haben?

Die fünfköpfige PotAS-Kommission, zu der als Athletenvertreterin Fecht-Olympiasiegerin Britta Heidemann gehört und die jährlich etwa 700.000 Euro kostet, wird die Daten analysieren. Dann werden die Verbände bis Mitte Juli durch die PotAS-Kommission in drei Cluster eingeteilt: Im Exzellenzcluster erhalten die Verbände die Optimalförderung, im Potenzialcluster fließt schon weniger Geld. Verbände mit wenig oder keinem Potenzial sollen allenfalls eine Grundförderung erhalten - das "schlechteste" Cluster hat noch nicht mal einen Namen. Laut Deutschem Olympischem Sportbund (DOSB) soll auch dort noch eine Grundversorgung geleistet werden, Details sind jedoch unklar. Möglich ist, dass einzelne Disziplinen komplett leer ausgehen.

Entscheidet die PotAS-Kommission auch über die Finanzierung der Verbände?

Nein! Die Kommission hält nach der Evaluierung noch mal Rücksprache mit den Verbänden, denen sogenannte Stärken-Schwächen-Profile präsentiert werden. "Damit bekommen sie die Gelegenheit, an sich zu arbeiten, um sich besser aufzustellen", sagt Granacher. Danach übernehmen komplett die Geldgeber und der DOSB. Im August führen DOSB und Bundesinnenministerium (BMI) auf Grundlage der PotAS-Ergebnisse Strukturgespräche mit den Wintersportverbänden. Bis Ende September soll dann die sogenannte Förderkommission bestehend aus BMI, Ländervertretern und DOSB die konkreten Förderentscheidungen fällen - rechtzeitig vor Aufstellung des Haushalts 2019.

Wann kommen die Sommersportverbände an die Reihe?

Wahrscheinlich erst nach den Olympischen Spielen 2020 in Tokio, ein konkreter Termin ist noch offen. Sind die Wintersportverbände fertig, wird das PotAS-System erneut ausführlich analysiert und gegebenenfalls noch mal verbessert.

Braucht der Sport für die Umsetzung der PotAS-Ratschläge und der Leistungssportreform mehr Geld?

Der Sport sagt: auf jeden Fall! Im Koalitionsvertrag ist bereits ein "deutlicher Mittelaufwuchs" angekündigt. Momentan fließen etwa 170 Millionen Euro pro Jahr, der DOSB erwartet angeblich in diesem Jahr gut 60 Millionen Euro mehr, im kommenden 90 Millionen und im Olympiajahr 2020 dann satte 120 Millionen Euro zusätzlich. Die Politik verlangt dagegen eine detaillierte Bedarfsaufstellung. Der neue Bundesinnenminister Horst Seehofer hat sich zu dem Thema Sportfinanzen noch nicht geäußert.

Was sagen die Verbände?

Das BMI, das die Idee zu PotAS hatte, und auch die PotAS-Kommission selbst haben in den vergangenen Monaten viel Überzeugungsarbeit geleistet und massive Vorbehalte in den Verbänden abgebaut. Dennoch gibt es noch immer Sorgen und Ängste, nicht zuletzt wegen des zu leistenden Aufwands bei der Bearbeitung der PotAS-Vorgaben. "Wir müssen schauen, wie es funktioniert. Es ist sehr, sehr aufwendig für die Verbände. Es sind immense Anforderungen", sagt Franz Reindl, Präsident des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB).

(sid)
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