Doping-Vorwürfe BDR wirft Bundestrainer Weibel raus

Frankfurt/Main (RPO). Der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) hat Bundestrainer Peter Weibel bis auf weiteres suspendiert. Dem 56-Jährigen wird vorgeworfen, in den Achtziger Jahren junge Aktive gedopt zu haben. Weibel war zuletzt für die U23-Straßenfahrer zuständig.

 Historiker haben herausgefunden, dass Dopingforschung in der BRD über Jahrzehnte mit öffentlichen Mitteln finanziert wurde.

Historiker haben herausgefunden, dass Dopingforschung in der BRD über Jahrzehnte mit öffentlichen Mitteln finanziert wurde.

Foto: AP, AP

Nach einem Vier-Augen-Gespräch am Mittwochabend in der BDR-Zentrale Frankfurt warf BDR-Präsident Rudolf Scharping Weibel praktisch im Alleingang raus. Der Ex-Verteidigungsminister hatte bereits am Wochenende den Vorgang im Präsidium zur Chefsache erklärt und sich Grünes Licht für jede Entscheidung geholt.

Er fühle sich von Scharping korrekt behandelt, wolle aber zur Sache vorerst keine Aussagen machen, sagte der 56-jährige Weibel dem sid, kurz nachdem am Donnerstag seine sofortige Beurlaubung offiziell bekanntgegeben worden war. Offensichtlich hatte der seit 1985 in BDR-Diensten stehende Pfälzer die schweren Vorwürfe nicht entkräften können.

Franke spricht von "Riesensauerei"

Seine damaligen Schützlinge Jörg Müller und Christian Henn hatten in der Süddeutschen Zeitung erklärt, Ende der Achtziger Jahre von Weibel mit den verbotenen Substanzen Andriol und Kortison versorgt worden zu sein. "Das ist eine Riesensauerei", sagte der Heidelberger Dopingexperte Werner Franke dazu: "Andriol ist das kürzest wirkende Steroid und rezeptpflichtig."

Der Freiburger Olympiaarzt Georg Huber hatte bereits am Wochenende gestanden, dass die Manipulationen im Vorfeld der Sommerspiele 1988 von Seoul unter seiner Regie vorgenommen wurden.

Unter Weibel haben zahlreiche deutsche Amateure den Sprung ins Profilager geschafft, allen voran Jan Ullrich, der 1993 in Oslo den WM-Titel gewann. Henn, der 1988 Olympiadritter wurde, ist heute sportlicher Leiter beim Team Gerolsteiner. Er hat inzwischen Epo-Doping während seiner Telekom-Zeit gestanden.

Jung-Profis beteuern Unschuld

Durch Weibels Talentschmiede gingen auch bekannte Namen wie Andreas Klöden, Patrik Sinkewitz, Fabian Wegmann oder zuletzt Markus Fothen, U23-Weltmeister im Zeitfahren 2003. Sie alle beteuern bis heute, niemals gedopt zu haben. Fothen: "Mir hat auch noch nie jemand ein unerlaubtes Mittel angeboten."

In welchem Umfang Weibel die Aussagen von Müller und Henn bestätigt hat, ist unklar. "Dem BDR liegen zu den Vorgängen in den 80er Jahren unterschiedliche Aussagen vor. Diese sind zu klären, auch mit Hilfe der unabhängigen Kommission, deren Einsetzung das Präsidium des BDR am 26. Mai 2007 beschlossen hat", sagte Scharping. Da Weibel seit mehr als 20 Jahren BDR-Angestellter sei, seien auch arbeits- und sozialrechtliche Fragen noch zu erörtern.

Manches spricht dafür, dass nicht nur Weibel und Huber in die damaligen Dopingpraktiken verwickelt waren. "Das gesamte Umfeld der 80er Jahre sowie das konkrete Handeln der Beteiligten ist zu klären", heiß es in der BDR-Erklärung.

(sid)
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