Umstrittener Ex-Radprofi wird 50 Bjarne Riis ist "kein schlechter Mensch"

Herning/München · "Monsieur 60 Prozent" wird 50: Am Donnerstag feiert der Däne Bjarne Riis runden Geburtstag. Der ehemalige Tour-de-France-Sieger ist eine der belasteten Figuren im Radsport.

 Bjarne Riis kann nicht vom Radsport lassen.

Bjarne Riis kann nicht vom Radsport lassen.

Foto: AP, AP

Es gibt gewiss so einiges, das Bjarne Riis vor seinem 50. Geburtstag gewünscht wird - Zeit zur Besinnung gehört dazu. Einmal raus aus dem Profizirkus, in sich gehen, die Welt des Radsports sich einfach mal ohne ihn weiterdrehen lassen. "Eine zwei- bis vierjährige Reflexion wäre nicht schlecht für jemanden wie Bjarne Riis", sagte schon im vergangenen Sommer Ex-Profi Jörg Jaksche, denn der einzige dänische Tour-de-France-Sieger schleppt nach wie vor Vergangenheitsballast mit sich herum.

Ramponiertes Image

Mit den Vorwürfen um von Riis gelenktes Doping im einstigem CSC-Team hat dieser bis heute nicht reinen Tisch gemacht, die Ergebnisse der Ermittlungen dazu in seiner dänischen Heimat sind bis dato nicht öffentlich bekannt. Dem "Adler von Herning" werden aufgrund verstrichener Verjährungsfristen wohl keine Sanktionen mehr drohen, sein Image bleibt vor dem runden Ehrentag am 3. April dennoch außerordentlich ramponiert. "Er ist kein schlechter Mensch, aber auch einer von denen, die denken, ihnen gehört der Radsport, nur weil sie ein Profiteam haben", sagte Jaksche.

Riis' Team gehört inzwischen einem anderen, dem Russen Oleg Tinkow. Es heißt jetzt Tinkoff-Saxo, doch die sportlichen Geschicke lenkt Riis immer noch selbst. Gerade plant er mit seinem Kapitän Alberto Contador den Großangriff auf Christopher Froome und die britische Equipe Sky bei der Tour de France im Juli. Akribisch verfolgt Riis dieses Ziel, und mit leidenschaftlicher Hingabe. Der Däne ist jemand, der vom Radsport nicht lassen kann. Vielleicht fehlt ihm auch daher die Einsicht, wenigstens für einige Zeit aus dem Rampenlicht zu treten.

Er beschrieb seine Situation im vergangenen Juli während der Tour de France einmal so: "Die Leute haben das Recht, zu sagen, dass ich nicht mehr Teil des Radsports sein soll. Aber ich habe in den vergangenen Jahren eine Menge für den Sport getan. Ich denke, ich habe das Recht, bei der Tour zu sein." Er wolle dem Radsport Gutes tun und habe die richtige Philosophie.

"Stand kurz vor einem Nervenzusammenbruch"

Es heißt, Riis habe große Befreiung verspürt, als Tinkow ihm die geschäftliche Verantwortung mit dem Abkauf der Lizenz abnahm. Schon nach der Dopingsperre gegen Contador im Februar 2012 hatte ihn die damit verbundene Sorge um sein Team gesundheitlich schwer belastet. "Ich stand kurz vor einem Nervenzusammenbruch. Wenn man uns die Lizenz entzogen hätte, wäre mein Lebenswerk zerstört gewesen", sagte Riis damals dem dänischen Sender TV2.

Zu diesem Lebenswerk gehört aber eben auch seine unrühmliche Episode als notorischer Doper. Von den Enthüllungen des ehemaligen Telekom-Masseurs Jef D'hont war er 2007 praktisch zu einem Geständnis gezwungen worden, seinen Tour-Titel durfte Riis behalten - Vergehen verjährt. Der Radsport-Weltverband UCI verzichtete letztlich auf Maßnahmen wie bei Lance Armstrong, dessen Resultate aus den Annalen radiert wurden.

Riis bekam damals auch den wenig schmeichelhaften Beinamen "Monsieur 60 Prozent", weil sein Blut des Öfteren einen solch hohen Hämatokritwert aufwies - was er stets bestritt. Für D'hont war Riis sogar "Monsieur 64 Prozent".

Zu der Erkenntnis, dass es im Radsport so nicht weitergeht, will Riis nach der Tour 1998 und dem Festina-Skandal gelangt sein. Ihm das zu glauben, ist mit dem heutigen Wissen beinahe unmöglich. "Die Vergangenheit kann man nicht mehr ändern", sagte Riis einmal. Aber man kann zumindest mit ihr aufräumen.

(sid)
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