Zwei Todesfälle innerhalb von 24 Stunden "Fürchterlich traurige Tage" für den Radsport

Der belgische Radsport ist vom zweiten Todesfall binnen zwei Tagen erschüttert worden. Keine 24 Stunden nach Antoine Demoitié verstarb Landsmann Daan Myngheer an den Folgen einer Herzattacke.

 Daan Myngheer erlitt während eines Rennens eine Herzattacke.

Daan Myngheer erlitt während eines Rennens eine Herzattacke.

Foto: dpa, bl ase

Nach einem schwarzen Osterwochenende hielt der Radsport mit einer Schweigeminute inne. Am Start des Rennens "Drei Tage von De Panne" war das Entsetzen greifbar, die Trauer stand dort auch den deutschen Stars Marcel Kittel und Tony Martin ins Gesicht geschrieben. Keine 24 Stunden nach dem Unfalltod von Antoine Demoitié war dessen belgischer Landsmann Daan Myngheer verstorben. "Er hat sein letztes Rennen verloren, nachdem er gekämpft hat wie ein Champion", teilte Myngheers Team Roubaix Lille Metropole in der Nacht auf Dienstag mit.

Nach einer am Samstag beim Critérium International erlittenen Herzattacke wachte der 22-Jährige nicht mehr auf. Der ehemalige belgische Juniorenmeister war in einem Krankenhaus in Ajaccio/Korsika in ein künstliches Koma versetzt und noch zwei Tage lang künstlich beatmet worden. Am Montagabend um 19.08 Uhr sei Myngheers Tod dann im Beisein seiner Familie und seiner Lebensgefährtin eingetreten. Eine Untersuchung der Staatsanwaltschaft ist bereits angelaufen.

Tod von Demoité entfacht Sicherheits-Debatte

"Solch fürchterlich traurige Tage in der Radsport-Welt. Noch ein tragischer Verlust", twitterte der britische Sprintstar Mark Cavendish. Kittel meinte: "Was für eine traurige Zeit. Noch ein junger Champion ist gegangen. RIP Daan. Ich wünsche deiner Familie, Freunden und Teamkollegen viel Kraft."

Die Ereignisse treffen das radsportverrückte Belgien hart inmitten der wichtigsten Klassikerrennen, die am Sonntag mit der 100. Flandern-Rundfahrt, dem inoffiziellen Nationalfeiertag, ihren Höhepunkt erreichen. Insbesondere Demoitiés Unfall hat für Aufruhr in der Branche gesorgt und die Diskussion um mögliche Sicherheitsmängel aufs Neue entfacht. Der 25-Jährige war am Sonntag beim Klassiker Gent-Wevelgem gestürzt und dann von einem nachfolgenden Motorrad erfasst worden.

Weil diesem Unglück schon eine Reihe von relativ glimpflichen Zwischenfällen vorausgegangen waren, hat sich jetzt auch der achtmalige Tour-de-France-Etappensieger Kittel ausführlich an der Debatte beteiligt. In einem langen Beitrag auf seiner Facebook-Seite stellte der 27-Jährige das Thema Sicherheit auf eine Ebene mit dem Kampf gegen Doping. "Die Sicherheitsaspekte sollten die gleiche Aufmerksamkeit und Priorität bekommen wie der Kampf für einen sauberen Sport", schrieb Kittel.

Die Debatte dreht sich vor allem um die Anzahl der Fahrzeuge im Tross der Rennen. Bei den Drei Tagen von De Panne wurde bereits reagiert. Die Zahl der Begleitmotorräder sollte dort auf 25 begrenzt und die Fahrer in Sitzungen nochmals speziell instruiert werden. "Es geht vor allem darum, dass die Motorradfahrer keine dummen Dinge tun dürfen und sie sich an die UCI-Regeln halten müssen", sagte Veranstalter Johan Van Hecke dem belgischen TV-Sender Sporza.

Um Sensibilisierung geht es auch Kittel. Seit dem tragischen Tod von Andrei Kiwiljow (2003) und der folgenden Einführung der Helmpflicht habe sich in puncto Sicherheit nicht mehr viel getan. Es sei aber notwendig, höhere und bessere Standards für Profirennen zu setzen, und da seien die Veranstalter und der Radsportweltverband UCI gefordert. "Wir müssen zusammenarbeiten, um diesen Sport sicher zu machen und dem tragischen Unfall von Antoine Demoitié irgendeinen Sinn zu geben", betonte Kittel: "Wir sind es Antoine schuldig."

(areh/sid)
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