Dritter Sieg Cancellara gewinnt 98.Flandern-Rundfahrt

Oudenaarde · Fabian Cancellara hat zum dritten Mal in seiner Karriere die Flandern-Rundfahrt gewonnen. Auch der Geraer John Degenkolb musste die Leistung des Schweizers anerkennen.

 Für Fabian Cancellara war es der dritte Triumph bei der Flandern-Rundfahrt.

Für Fabian Cancellara war es der dritte Triumph bei der Flandern-Rundfahrt.

Foto: afp, MS

John Degenkolb war stark, aber nicht stark genug. Nach einem knallharten Ausscheidungsrennen bei der 98. Flandern-Rundfahrt, die von einer schwerwiegenden Kollision des Belgiers Johan van Summeren mit einer danach in Lebensgefahr schwebenden Zuschauerin überschattet wurde, verließen den 25-jährigen deutschen Radprofi im Finale die Kräfte. Der Schweizer Fabian Cancellara hatte dagegen nach 6:15:25 Stunden Fahrzeit in einem wahren Sprintpoker die besten Nerven und wiederholte seinen Vorjahressieg.

Der 33-Jährige fiel nach dem Zielstrich seiner Frau überglücklich in die Arme, nachdem er die "Ronde" zum dritten Mal in seiner Laufbahn (2010, 2013, 2014) gewonnen hatte und zu den Rekordsiegern des Radsport-Monuments aufschloss. "Zur Leistung von Cancellara ist es eben noch ein Stück", sagte Degenkolb, der auf Rang 15 drei Plätze hinter dem Zschopauer Marcus Burghardt (BMC) einkam, dem SID.

Diesmal hatte Cancellara vielleicht nicht die stärksten Beine wie vor einem Jahr, aber dafür in einem bis zum Ende packenden Rennen die größte Cleverness. Vom Hinterrad seiner Konkurrenten löste sich der Peking-Olympiasieger auf den letzten 200 Metern und ließ in einem Vierersprint drei Belgiern keine Chance. Von den anderen Top-Favoriten Tom Boonen (Belgien) und Peter Sagan (Slowakei) war da nichts mehr zu sehen.

"Hut ab vor den Vieren"

Nach 259,8 km und 17 steilen und extrem kraftraubenden Anstiegen zwischen Brügge und Oudenaarde setzte sich "Spatacus" vor Greg van Avermaet (BMC), Sep Vanmarcke (Belkin) und Stijn Vandenbergh (Quick Step) durch und untermauerte seinen Ruf als überragender Klassiker-Fahrer der Gegenwart. Degenkolb war zwar im Sprint seiner Verfolgergruppe der Beste, doch da ging es nur noch ums Prestige. "Hut ab vor den Vieren", sagte er.

Der 25-Jährige hatte unermüdlich gerackert, auf die Zähne gebissen und mehrfach wieder den Anschluss nach vorne geschafft. Doch letztlich waren bei der entscheidenden Tempoverschärfung seine Reserven aufgebraucht. "Es war ein wahnsinniger Kampf. Ich bin nicht enttäuscht, dass es nicht für die Top-10 gereicht hat. Es war eine solide Leistung", sagte Degenkolb.

Der Giant-Shimano-Fahrer verpasste es, sich als dritter deutscher Profi nach Rudi Altig (1964) und Steffen Wesemann (2004) bei der "Ronde" in die Siegerliste einzutragen. Mit seinem Erfolg bei Gent-Wevelgem vor einer Woche hatte sich Degenkolb in den Kreis der Mitfavoriten gefahren. Jetzt hofft er auf Paris-Roubaix am kommenden Sonntag: "Wir haben ja noch ein Rennen."

Ernst wurde es bereits am Koppenberg nach ca. 215 Kilometern. Boonen mit seinen Quick-Step-Kollegen verschärfte das Tempo enorm und nur wenige Fahrer waren in der Lage zu folgen, darunter auch noch Degenkolb. Am Oude Kwaremont entwickelte sich dann die Schlüsselszene, als Cancellara unwiderstehlich beschleunigte und der Deutsche nicht mehr mithalten konnte.

Ausreißergruppe prägt das Renngeschehen

Über Stunden hatte eine Ausreißergruppe um den Amerikaner Taylor Phinney (BMC) das Renngeschehen geprägt, doch die Aufmerksamkeit gehörte am inoffiziellen Nationalfeiertag Belgiens zunächst zahlreichen Stürzen im Hauptfeld. Ein schwerwiegender Unfall passierte, als van Summeren, 2011 Sieger von Paris-Roubaix, mit einer Passantin kollidierte. Die Frau schwebte nach Angaben der belgischen Polizei am Sonntagabend im Lebensgefahr und lag im Koma. Van Summeren konnte das Krankenhaus dagegen schon wieder verlassen, er kam mit Schürfwunden im Gesicht und einem Schock davon.

Cancellaras Team war ebenfalls mehrfach betroffen, so blieb Helfer Jaroslaw Popowitsch mit dem Lenker am Mantel einer Zuschauerin hängen und kam zu Fall. Ähnliches Pech wie die Trek-Equipe hatte die Lotto-Mannschaft, die ohnehin nach der Schulterverletzung von Andre Greipel dezimiert angetreten war. Ihr Kapitän Jürgen Roelandts, der Vorjahresdritte, musste nach einem Sturz verletzt aufgeben.

(dpa)
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