Comeback bei Olympia Bahnvierer kommt wieder in Fahrt

Neuss · Ein Bundestrainer ist nie zufrieden. Das ist eine Berufskrankheit. Und deshalb musste Sven Meyer auch an einem überaus erfolgreichen Tag noch ein bisschen herummosern: "Die Leistung war unter den aktuellen Bedingungen voll in Ordnung. Es ist aber erneut nicht gelungen, unter vier Minuten zu fahren."

 Bundestrainer Sven Meyer.

Bundestrainer Sven Meyer.

Foto: Woitschützke, Andreas (woi)

In 4:00,608 Minuten hatte der deutsche Bahnrad-Vierer im Rennen um Platz drei beim Weltcup in Hongkong nur knapp gegen Olympiasieger Großbritannien verloren. Vier Kilometer beträgt die Distanz. Heißt: Durchschnittstempo 60 km/h.

Das deutsche Quartett hat die Qualifikation für die Olympischen Spiele geschafft. Letztmals war der Vierer 2004 in Athen dabei. Dabei war er über Jahrzehnte eines der Flaggschiffe des deutschen Sports. Fünfmal holte das bundesdeutsche Team Olympia-Gold. Zuletzt 2000 in Sydney mit Robert Bartko, dem heutigen Sportchef der deutschen Eisschnellläufer an der Spitze. Bartko holte in Australien auch Gold im Einzelrennen.

Der Bahnvierer faszinierte über Jahrzehnte so wie der Deutschland-Achter der Ruderer. Maximaler Krafteinsatz, perfektes Zusammenspiel, präzise Technik — all das haben die beiden Teamwettbewerbe gemein. Und was den Ruderern ihr legendärer Trainer Karl Adam in Ratzburg war, das war den Bahnradfahrern Gustav Kilian. Der Dortmunder betreute 1960 in Rom erstmals den Vierer. Bis 1977 gewannen von ihm betreute Sportler bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen 16 Goldmedaillen, die Mannschaft erhielt den Beinamen "Gold-Vierer". Zu Kilians Schützlingen gehörte auch der Düsseldorfer Udo Hempel, der 1972 zum Team gehörte, das in München Gold holte. Nun gehört wieder ein Hoffnungsträger vom Niederrhein zum Team: Nils Schomber.

Natürlich, "nach der letzten Saison hat eigentlich niemand mehr im Team gezweifelt, dass das mit Rio klappen würde", sagt der beim VfR Büttgen ausgebildete Grevenbroicher. "Wir kannten ja alle das Olympia-Ranking."

Schomber genießt es, dass der Bahnvierer endlich wieder im Fokus der Öffentlichkeit steht, "das ist erst mal nur schön." Aber er hat nicht vergessen, wie lang, wie hart und wie steinig der Weg zurück in die internationale Klasse war. Für Aufsehen hatten Schomber & Co. erstmals Anfang Dezember 2013 gesorgt, als sie beim Weltcup im mexikanischen Aguascalientes die 13 Jahre alte Bestmarke in der Mannschaftsverfolgung über 4000 Meter knackten.

Das Olympia-Ticket ist gesichert, aber ob Schomber zu den fünf deutschen Fahrern gehört, die in Rio de Janeiro vielleicht um Bronze fahren können, entscheidet sich möglicherweise bereits am 15. Februar. Dann nominiert Meyer seine Mannschaft für die Bahn-Weltmeisterschaften vom 2. bis 6. März in London.

(RP)
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