Tour de France bleibt in deutscher Hand Tony Martin gewinnt neunte Etappe

Mülhausen · Radprofi Tony Martin aus Cottbus hat die neunte Etappe der 101. Tour de France gewonnen. Der 29-Jährige vom Team Omega Pharma-QuickStep triumphierte am Sonntag beim zweiten bergigen Vogesen-Teilstück nach 170 km und einem fulminanten Soloritt in Mülhausen.

Tour de France 2014: Tony Martin triumphiert auf neunter Etappe
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Tony Martin triumphiert auf neunter Etappe

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Es war der fünfte deutsche Tagessieg bei der diesjährigen Frankreich-Rundfahrt. Das Gelbe Trikot des Gesamtführenden eroberte der Franzose Tony Gallopin (Lotto) als Mitglied einer 20-köpfigen Ausreißergruppe hinter Martin. Astana-Kapitän Vincenzo Nibali (Italien), der die Gesamtführung bereits auf der zweiten Etappe übernommen hatte, kam mit dem Hauptfeld ins Ziel.

Martin freute sich. "Ich bin sehr stolz, einfach unglaublich. Wir sind hier nahe an der deutschen Grenze, viele Fans haben mich unterstützt. Das war ein tolles Gefühl", sagte der stolze Sieger. "Es war mein Ziel, heute die Etappe zu gewinnen und ich wusste, dass ich in Form bin. Auf den letzten Kilometern vor dem Ziel war mir klar, dass mir niemand mehr diese Etappe nehmen konnte", sagte Martin. "Das war ein ähnliches Gefühl wie bei meinem ersten WM-Sieg. Solche Tage hat man nicht so oft".

So begann der Omega-Quickstep-Profi bereits zweieinhalb Kilometer vor dem Ziel mit den Feierlichkeiten. Immer wieder ballte er die Faust, schaute sich um und strahlte über das ganze Gesicht. Martin hatte ein Stillhalteabkommen der Tour-Favoriten für seinen fulminanten Überraschungscoup genutzt. Bereits 15 Kilometer nach dem Start war er mit dem Italiener Alessandro de Marchi ausgerissen, die letzten 60 Kilometer war er der große Alleinunterhalter am Sonntag und strebte dem Ziel als Solist entgegen.

Mit seinem Coup von Mulhouese schraubte Martin die Zahl der Erfolge deutscher Radprofis bei der fast zur "Tour d'Allemagne" mutierten Frankreich-Rundfahrt auf fünf Tageserfolge. Vor ihm hatten die Sprinter Marcel Kittel (drei), der am zweiten Tag auch das Gelbe Trikot getragen hatte, und André Greipel Etappensiege herausgefahren.

Zuletzt hatte der gebürtige Cottbuser Martin, der seinen insgesamt dritten Tour-Etappensieg feierte, bei der Tour de Suisse unerwartet starke Kletter-Qualitäten gezeigt. Am Sonntag waren sechs Anstiege der ersten bis dritten Kategorie zu meistern. Allerdings war die 21 Kilometer lange Anfahrt zum Ziel eben.

Im Kampf um den Gesamtsieg hatte Nibali die ersten Attacken seines Herausforderers Alberto Contador am Wochenende bei ansteigendem Streckenprofil pariert, verlor aber die Führung im Gesamtklassement.
Der Trikot-Verlust schmerzte Nibali zu diesem frühren Tour-Zeitpunkt aber nicht sehr, denn sein Hauptkonkurrent heißt Contador.

Magere drei Sekunden hatte sich der Spanier bei seiner Aufholjagd gegen den "Hai von Messina" gutschreiben können. Am Sonntag bei der Fahrt durchs Elsass taten sich die beiden Anwärter auf die Nachfolge des bereits ausgestiegenen Vorjahressiegers Chris Froome nicht weh.
Sie erreichten das Ziel 40 Kilometer nach der letzten Steigung zusammen im Hauptfeld 7:46 Minuten nach Martin.

Am Vortag in Gérardmer hatte sich der zweimalige Toursieger Contador bei strömendem Regen mit enormer Anstrengung den Mini-Vorsprung herausgefahren. Drei Sekunden waren vielleicht gut für das Selbstvertrauen, im Klassement hatten sie kaum Wirkung. Der Kapitän der von Olympiasieger Alexander Winokurow geführten Astana-Mannschaft liegt vor der schwersten der drei Vogesen-Etappen am Montag weiter mit beruhigenden 2:34 Minuten vor Contador. "Der muss jetzt laufend attackieren", lautete der Ratschlag des fünffachen Toursiegers Bernard Hinault an Contador.

Contador, der erst im Vorjahr nach Ablauf seiner Dopingsperre zur Tour zurückkehren durfte, rechnet sich für die Etappe am französischen Nationalfeiertag mehr aus. "Die Steigung auf das Plateau des Belles Filles dürfte bessere Möglichkeiten bieten, einen Vorsprung herauszufahren", vermutete Contador. Der superschwere Vogesen-Abschnitt hat wieder sechs Bergwertungen im Programm und endet auf nach einer 20-prozentigen Steigung.

Tageswertung:

1. Tony Martin (Cottbus/Quick Step) 4:09:34 Stunden
2. Fabian Cancellara (Schweiz/Trek) 2:45 Minuten zurück
3. Greg Van Avermaet (Belgien/BMC)
4. Tom Dumoulin (Niederlande/Giant)
5. Matteo Montaguti (Italien/AG2R)
6. Jose Joaquin Rojas Gil (Spanien/Movistar)
7. Steven Kruijswijk (Niederlande/Belkin)
8. Mickael Cherel (Frankreich/AG2R)
9. Brice Feillu (Frankreich/Bretagne)
10. Tiago Machado (Portugal/NetApp)
11. Alessandro De Marchi (Italien/Cannondale)
12. Daniel Navarro (Spanien/Cofidis)
13. Rafael Valls (Spanien/Lampre)
14. Cyril Gautier (Frankreich/Europcar)
15. Sergio Paulinho (Portugal/Tinkoff) alle gleiche Zeit

Gesamtwertung nach 9 von 21 Etappen:
1. Tony Gallopin (Frankreich/Lotto) 38:04:38 Stunden
2. Vincenzo Nibali (Italien/Astana) 1:34 Minuten zurück
3. Machado 2:40
4. Jakob Fuglsang (Dänemark/Astana) 3:18
5. Richie Porte (Australien/Sky) 3:32
6. Michal Kwiatkowski (Polen/Quick Step) 4:00
7. Alejandro Valverde (Spanien/Movistar) 4:01
8. Pierre Rolland (Frankreich/Europcar) 4:07
9. Alberto Contador (Spanien/Tinkoff) 4:08
10. Romain Bardet (Frankreich/AG2R) 4:13

(sid/dpa)
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