Tour de France Sagans Ausschluss ist ein Signal

Meinung | Düsseldorf · Es ist eine harte Entscheidung der Rennjury, Peter Sagan wegen seines Ellbogenschlags gegen Mark Cavendish von der Tour de France auszuschließen. Aber gerade weil sie hart ist, ist sie gut.

Tour de France 2017: Peter Sagan verabschiedet sich
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Peter Sagan verabschiedet sich von der Tour

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Denn sie sendet ein Signal der Konsequenz an die Radprofis selbst und genauso an die Öffentlichkeit. Es ist diese Konsequenz, die dem Weltradsport im Umgang mit Fehlverhalten seiner Protagonisten in der Vergangenheit abgesprochen wurde.

Wer Sagan in einem ziemlich ungewöhnlichen Bogen ausgefahrenen Ellbogen gegen Cavendish wieder und wieder im Video sieht, der wird nur dann eine natürlich Armbewegung im Vollsprint darin erkennen, wenn er beim Confed-Cup-Finale am Sonntag auch den Ellbogenschlag des Chilenen Gonzalo Jara gegen Timo Werner für eine natürliche Armbewegung gehalten hat.

Ob Sagan nun — wie er beteuert — Cavendish nicht gesehen hat oder nicht, der Slowake hat zumindest sehenden Auges in Kauf genommen, dass er mit dem Ellbogen einen Konkurrenten trifft. Denn dass er nicht alleine vorweg sprintete, dürfte auch ihm nicht entgangen sein. Und die TV-Bilder legen eher den Verdacht nahe, dass Sagan den Ellbogen erst richtig ausfährt, als er merkt, er berührt jemanden.

Tour de France 2017: Peter Sagan verursacht bei Mark Cavendish bösen Sturz
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Sagan bringt Cavendish mit Ellenbogen-Check zu Fall

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Foto: Screenshot Twitter/Sportschau

Selbst wenn harsche Sagan-Kritiker vom Dienstagabend wie der deutsche Top-Sprinter André Greipel am Mittwochmorgen wieder zurückruderten und kundtaten, sie fänden die Strafe für Sagan zu hart, muss es gerade im Sinne der Sprinter sein, wenn die Rennjury bei einem so offensichtlichen Vergehen auf den letzten Metern eher einmal zu hart durchgreift statt einmal zu viel ein Auge zuzudrücken. Die Sicherheit der Fahrer hat sich die Tour schließlich groß auf die Fahnen geschrieben, und die ist eben in zwei Rennsituationen besonders gefährdet: auf Abfahrten und im Zielsprint mit Geschwindigkeiten von mehr als 60 km/h. Sagans Ausschluss symbolisiert die Haltung: Wehret den Anfängen! Und das ist gut so.

Denn wer möchte sich die Reaktionen für den Fall ausmalen, wenn Cavendish sich schwerer verletzt hätte, als er es mit einem Schulterbruch ohnehin schon getan hat. Zudem ist Sagan kein Präzedenzfall. 2010 hatte die Tour Cavendishs damaligen Anfahrer Mark Renshaw ausgeschlossen, nachdem der im Zielsprint mehrere Kopfstöße verteilt hatte. Und damals war es noch nicht einmal zu einem Sturz gekommen.

Sagan nur mit einer Strafe zu belegen, die sein Verbleiben im Rennen garantiert, wäre Futter für die Kritiker gewesen, die sagen: Seht her, weil es der hippe, coole, vermarktbare Medienliebling Peter Sagan ist, lässt die Tour Gnade vor Recht walten. Dass die Tour dieses Futter verweigert, ist mutig. Und gerade auch deswegen eine gute Nachricht.

(klü)
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