Tour de France Comeback auf Bewährung: ARD beendet dreijährige Pause

Die ARD radelt wieder durch Frankreich. Während das ZDF weiterhin keine Bilder von der Tour de France zeigt, überträgt das Erste nach dreijähriger Pause von der berühmtesten Radrundfahrt.

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Die deutschen Gewinner des Grünen Trikots

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Die ARD startet am Samstag ein Experiment. Nach dreijährigem Verzicht überträgt der öffentlich-rechtliche TV-Sender wieder die Tour de France, tut das aber in einer Art Sparversion und unter Vorbehalt. Nach den schlechten Erfahrungen mit Doping und sinkenden Quoten ist der öffentlich-rechtliche Sender vorsichtig geworden.

"Es ist deutlich reduziert", sagte ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky zu Aufwand und Umfang. Das Erste arbeitet beim wichtigsten Radrennen der Welt mit einem kleinen Kader um Kommentator Florian Naß und Moderator Michael Antwerpes, aber ohne Experten. "Für uns ist wichtig zu sehen, ob die Zuschauer die Sportart wieder annehmen", sagte der Sportkoordinator: "Wir waren ja ausgestiegen, weil die Akzeptanz des Publikums nach den ganzen Skandalen nicht mehr da war."

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Foto: dpa, yv mr

Die Erwartungen haben naturgemäß nichts mit den Zeiten des Quotenbooms aus der Ära von Jan Ullrich, Erik Zabel & Co. zu tun. In den besten Zeiten der später gestrauchelten Radsport-Helden verzeichneten ARD und ZDF bei vielen Etappen mehr als drei Millionen Zuschauer und durchschnittliche Marktanteile von bis zu 30 Prozent. Im bisher letzten Jahr war es nur noch ein Drittel davon. Die anhaltenden Doping-Enthüllungen und die wenigen deutschen Erfolge zeigten Wirkung.

ARD und ZDF wären am liebsten schon viel eher ausgestiegen, doch die Verträge mit dem Rechtevermarkter Amaury Sport Organisation (ASO) ließen den Sendern keine andere Chance. Als sie dann tatsächlich nicht mehr sendeten, gab es Proteste bei Fans und Fahrern.
Zeitfahr-Weltmeister Tony Martin hatte den Ausstieg 2012 als "Frechheit" und die Tour-de-France-Übertragung als "Pflicht der öffentlich-rechtlichen Sender" bezeichnet.

Entsprechend erfreut sind die Radler über die ARD-Rückkehr. "Das ist eine super Sache, eine Gipfelbezwingung. Das ist ein riesengroßer Gewinn für den Radsport", lobte Radprofi John Degenkolb. Er gehört zu jener Generation von Profis, die mit ihren Erfolgen zum ARD-Comeback beigetragen haben.

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Foto: dpa, ade

"Es gibt auch kritische Stimmen", sagte Balkausky: "Auch innerhalb der ARD gab es nicht nur eine Meinung. Es wurde kontrovers diskutiert." Dass der Vertrag eine ungewöhnlich kurze Laufzeit von nur zwei Jahren hat, dürfte kein Zufall sein. Die Tour-de-France fährt gewissermaßen auf Bewährung.

Schaltet die ARD ab, wenn es einen Dopingfall gibt? "Nein, das werden wir nicht tun", versicherte Balkausky. "Wenn ein Sünder erwischt wird, spricht es ja zunächst einmal dafür, dass die Tests funktionieren." Ob mit oder ohne positive Probe: "Wir werden all das, was bei der Tour passiert, kritisch begleiten", betonte der ARD-Sportkoordinator.

Das war nicht immer so. Die Tour-Berichterstattung gehört zu den merkwürdigsten Kapiteln deutscher Sport-TV-Geschichte. In den erfolgreichen Jahren ließen die Sender die Radsport-Helden hoch leben und zeigten eine unangenehme Nähe. Vor allem die ARD wurde wegen ihrer direkten Zusammenarbeit mit dem Team Telekom und eines Vertrages mit Ullrich heftig kritisiert.

Das ZDF ist nicht wieder in den Sattel gestiegen, was vor allem finanzielle Gründe hat. Immer noch dabei ist der Spartensender Eurosport, der sein dreijähriges Tour-Monopol verloren hat.
Hartgesottene Fans schauen aber ohnehin den Spezialsender, der deutlich umfangreicher als die ARD berichtet. Eurosport sendet nach eigenen Angaben mehr als 330 Stunden, davon 90 Stunden live.

Die TV-Übertragungen der ARD dauern an den meisten Tagen 80 Minuten, werden am Wochenende und bei Bergetappen allerdings verlängert. Außerdem bietet das Erste auf seiner Internetseite ausführlichere Livestreams an.

(dpa)
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