Deutsche Fahrer schließen Tour de France mit Rekord ab Kittel: "Können unheimlich stolz sein"

Paris · Für die deutschen Radprofis war die 101. Tour de France ein voller Erfolg. Zwar fuhr keiner um den Gesamtsieg mit, dafür stellten sie mit sieben Etappensiegen den deutschen Rekord auf.

Kittel gewinnt die Auftaktetappe
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Kittel gewinnt die Auftaktetappe

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Marcel Kittel stieg in Paris endgültig zum Sprinterkönig auf, Tony Martin überzeugte mit Kraft, Eleganz und Vielseitigkeit und Oldie Jens Voigt hatte seinen finalen Auftritt auf der größten Bühne des Radsports. Die deutschen Profis gehörten erneut zu den Hauptdarstellern der Tour de France und haben mit sieben Etappensiegen einen Rekord aufgestellt. "Es ist Wahnsinn und schon etwas Besonderes, dass wir konstant solche Leistungen bringen", sagte Kittel. Keine Nation war bei der 101. Ausgabe erfolgreicher.

Schon die Vorstellungen vor einem Jahr galten als außergewöhnlich, als Kittel, Martin und Andre Greipel insgesamt sechs Tagessiege einfuhren - 2014 sorgten sie sogar für eine Steigerung. "Wir können wirklich unheimlich stolz sein", betonte Kittel. "Dass wir 2013 noch mal toppen, ist unglaublich. Wir können sehr, sehr zufrieden sein", ergänzte Martin. Gemeinsam hoffen sie nun auf eine Ende des TV-Banns in Deutschland, der international auf immer mehr Unverständnis stößt. Im September wollen sich ARD und ZDF beraten. "Vielleicht ist das ein Weckruf für alle zu Hause", sagte Kittel.

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Der Thüringer hatte die Tour erneut mit einem Tag im Gelben Trikot eröffnet. Beim Auftakt in Harrogate war er nicht zu schlagen und erhielt das "Maillot jaune" anschließend aus den Händen von Herzogin Kate. "Das war ein einzigartiges Erlebnis", sagte er. Und es blieb nicht sein einziger Triumph beim Tour-Ausflug auf die britische Insel. Vor dem Buckingham Palast in London lieferte Kittel einen Sprint wie aus dem Lehrbuch mit einer Spitzengeschwindigkeit von 69,8 km/h. "Das war nahe an der Perfektion", sagte er danach. Mit einer Energieleistung setzte sich der 26-Jährige tags darauf wiederum durch - diesmal in Lille. Am Sonntag wiederholte er auf beeindruckende Art den Prestigeerfolg in Paris aus dem Vorjahr.

Als Kittel in Reims einmal nicht zur Stelle war, sprang der deutsche Meister Andre Greipel in die Bresche. Wie 2013 sicherte sich der Rostocker auf der sechsten Etappe den Erfolg. Bei all seinen bisherigen vier Tour-Teilnahmen hat der 32-Jährige mindestens eine Etappe gewonnen. Greipel ist ein Muster an Beständigkeit, auch wenn er keine der folgenden Chancen mehr nutzen konnte. Zweimal war er unverschuldet vorzeitig ausgebremst worden.

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Ähnliches Pech hatte John Degenkolb. Der 25-Jährige quälte sich erst gehandicapt von einer Sturzverletzung durch das Rennen, dann verhinderten zwei Ausreißer seinen Traum vom ersten Tour-Etappensieg. "Ich war zweimal in der Lage, alle zu schlagen und zweimal ist vorne einer weg", sagte er enttäuscht. Bei seinem Können dürfte der Knoten aber gewiss irgendwann platzen.

Zeitfahr-Weltmeister Martin bewies, dass er nicht nur in seiner Paradedisziplin zu besonderen Leistungen fähig ist. Die neunte Etappe in den Vogesen gewann der 29-Jährige nach einem imponierenden Soloritt. "Das war für mich die Krönung. Diese Tour gehört für mich persönlich zu den besten überhaupt", sagte er. Erst recht, nachdem er am Samstag auch in seiner Domäne seine Ausnahmestellung untermauerte.

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Foto: ap, PDJ

Eine Ausnahmerscheinung war auch Altmeister Jens Voigt. Bei seiner 17. Tour kämpfte sich der gebürtige Mecklenburger zum 14. Mal nach Paris und drehte dort seine endgültig letzte Ehrenrunde. "Ich merke, dass ich ans Limit komme. Irgendwann bemitleiden dich die Zuschauer, das möchte ich nicht erleben", sagte der bald 43-Jährige.

Achtbar schlug sich auch das Team NetApp-Endura. Der zweitklassige Rennstall, erste deutsche Mannschaft bei der Tour seit vier Jahren, brachte seinen Kapitän Leopold König (Tschechien) auf den siebten Gesamtrang. "Einfach fantastisch", sagte Sportdirektor Enrico Poitschke.

(sid)
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