102. Tour de France Die "fantastischen Vier" streiten um Gelb

Der Kampf um das Gelbe Trikot bei der 102. Tour de France verspricht Hochspannung. Gleich vier Fahrer haben beste Chancen auf den Gesamtsieg.

Tour de France 2015: die Aufgebote der Teams
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Foto: dpa, ade

Der Bergfloh, der Double-Anwärter, der Titelverteidiger und der formstarke Ex-Champion: Das Rennen um das Gelbe Trikot der 102. Tour de France wird zum Showdown der "Fantastischen Vier". Die unterschiedlichen Stärken der Top-Favoriten Nairo Quintana, Alberto Contador, Vincenzo Nibali und Christopher Froome gepaart mit dem anspruchsvollen und abwechslungsreichen Kurs versprechen bis zum großen Finale in L'Alpe d'Huez die spannendste Tour-Entscheidung der vergangenen Jahre.

Ausgerechnet Vorjahressieger Nibali scheint im Vorfeld die schlechtesten Karten zu besitzen, das Selbstvertrauen des 30-Jährigen wirkt angekratzt. "Ich bin mir meiner Form für die Tour de France nicht sicher", sagte der "Hai von Messina". Die Bürde des Triumphs von Paris lastet schwer auf Nibali, erst einen Saisonsieg bei den italienischen Meisterschaften Ende Juni hat er vorzuweisen. "Es ist kein einfaches Jahr für mich gewesen", sagte der Sizilianer, der auch beim Criterium du Dauphine Schwächen gezeigt hatte.

Als großes Plus könnten sich allerdings die Helfer seines Skandal-Teams Astana erweisen. Die kasachische Equipe um den des Dopings überführten Teamchef Alexander Winokurow war zuletzt beim Giro d'Italia so dominant aufgetreten, dass bei deutschen Fahrern Zweifel aufkamen. "Das war ganz große Kunst, was die Jungs da gemacht haben - wie auch immer", kommentierte etwa Zeitfahr-Ass Tony Martin.

Vor allem in der vermutlich hektischen ersten Woche mit Passagen über das Kopfsteinpflaster von Paris-Roubaix wird Nibali gefordert sein. Hier hatte er im Vorjahr mit einer Attacke einen Vorsprung herausgefahren und den Grundstein für seinen späteren Erfolg gelegt.

Der große Pechvogel in Nordfrankreich hieß damals Christopher Froome, der stürzte und verletzt aussteigen musste. Nun peilt der 30-jährige Brite vom Team Sky erneut seinen zweiten Tour-Sieg nach 2013 an. "Ich bin bereit", sagte Froome, der in Top-Form zum Grand Depart nach Utrecht in den Niederlanden reist. Zuletzt gewann er den wichtigen Dauphine-Härtetest. Ein Nachteil sind womöglich die wenigen Zeitfahrkilometer, im Kampf gegen die Uhr ist Froome der stärkste aller Top-Favoriten.

Von Vorteil ist die Streckenführung mit vielen Kilometern in den Bergen für den Kolumbianer Quintana. Der Bergfloh aus den Anden, bei seiner Tour-Premiere 2013 auf Anhieb Zweiter und Gewinner des Gepunkteten Trikots, kann im Gebirge seine ganze Stärke ausspielen. Im Gegensatz zu seinen Rivalen verzichtete Quintana auf die klassischen Rennen in Europa und trainierte in der Heimat für die Tour. Die Zeit bei Familie und Freunden "gibt mir Stärke", so Quintana, der die volle Unterstützung im Movistar-Team genießt.

Für Contador (Tinkoff-Saxo) geht es indes um mehr als nur den Tour-Sieg. Der "Pistolero" peilt nach dem Triumph beim Giro das seltene Double an, das zuletzt 1998 dem sechs Jahre später verstorbenen Italiener Marco Pantani gelungen war. Die kurze Ruhephase zwischen den beiden Rennen von nur knapp fünf Wochen könnten dem Spanier allerdings zum Verhängnis werden. Zweifel wollte Contador im Vorfeld aber nicht aufkommen lassen. "Wenn die Leute sagen, dass der Doppelsieg unmöglich ist, motiviert mich das nur umso mehr", sagte er.

Für eine Bereicherung im Kampf um Gelb dürften die Franzosen Thibaut Pinot (FDJ) und Romain Bardet (Ag2R) mit ihrer offensiven Fahrweise sorgen. Das Duo ist die Antwort auf die Sehnsüchte der Gastgeber nach dem ersten Tour-Sieg seit Bernard Hinault 1985, im Duell mit den "Fantastischen Vier" werden sie aber wohl noch unterlegen sein.

(sid)
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