Cortisol-Wert zu niedrig Nibalis Edelhelfer Boom darf bei der Tour nicht starten
Utrecht · Vorjahressieger Vincenzo Nibali vom Team Astana hat noch vor dem Start der 102. Tour de France den ersten Helfer verloren: Der niederländische Zeitfahr-Spezialist Lars Boom wies bei der medizinischen Kontrolle vor dem Auftakt-Einzelzeitfahren am Samstag in Utrecht einen zu niedrigen Cortisol-Wert auf und wird aller Voraussicht nach nicht an der Frankreich-Rundfahrt teilnehmen.
Die Auffälligkeit beim 29-Jährigen muss nicht unbedingt auf ein Dopingvergehen hindeuten, sondern kann auch von einer Nierenschwäche herrühren. Astana, das nach zahlreichen Dopingskandalen beinahe seine Lizenz verloren hätte, hat sich allerdings offiziell der Bewegung für glaubwürdigen Radsport (MPCC) angeschlossen, deren Regeln in einem solchen Fall eine vorbeugende Sperre von acht Tagen vorsehen.
Astana versucht den Schaden so gering wie möglich zu halten und hat beim Weltverband UCI eine Starterlaubnis für den italienischen Ersatzfahrer Alessandro Vanotti beantragt. Allerdings ist der Antrag nach der Sitzung der Sportdirektoren eingegangen - laut UCI-Reglement können im Anschluss an das Meeting keine Änderungen an der Team-Zusammenstellung mehr vorgenommen werden.
Der 34-jährige Vanotti erreichte dennoch am Samstagmorgen die Niederlande und wurde verschiedenen Tests unterzogen. Eine endgültige Entscheidung des Weltverbandes steht noch aus.
Da die UCI im Gegensatz zur MPCC in diesem Fall keinen Startverzicht vorsieht, hat Astana noch die Möglichkeit, Boom dennoch starten zu lassen. 13 der 22 der Tour-Mannschaften sind bei der MPCC registriert, die Teilnahme ist nicht verpflichtend.
Booms Verlust wäre ein schwerer Schlag für die Siegambitionen von Titelverteidiger Vincenzo Nibali. Boom wäre vor allem auf der schweren vierten Etappe, die über das Kopfsteinpflaster von Paris-Roubaix führt, als Eskorte seines Kapitäns gefordert. Als Nibali auf vergleichbarem Terrain in Vorjahr den Grundstein zu seinem ersten Tour-Sieg legte, gewann Boom die Etappe. Boom war zudem für das Team-Zeitfahren am 12. Juli als Leistungsträger fest eingeplant.
Beim Giro d'Italia im Mai startete das Team LottoNL-Jumbo lediglich mit acht Fahrern, nachdem beim Neuseeländer George Bennett ebenfalls ein zu niedriger Cortisol-Spiegel festgestellt worden war. Anschließend kündigte die Equipe ihre Mitgliedschaft in der MPCC. Bei der Vuelta 2014 fehlte Titelverteidiger Chris Horner seinem Lampre-Team aus den selben Gründen.
