Tour de France 2017 Kittel siegt und siegt und siegt und siegt und siegt

Pau · Ein eiskalter Marcel Kittel ist auf seinem Sprint in die Geschichtsbücher der Tour de France zum nächsten Rekord gerast: Der Spurtkönig war auch auf der elften Etappe der 104. Frankreich-Rundfahrt eine Klasse für sich.

Tour de France 2017: Marcel Kittel egalisiert Bestmarke von Thurau
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Kittel egalisiert Bestmarke von Thurau

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Kittel stellte mit seinem fünften Etappensieg bei der laufenden Tour die 40 Jahre alte deutsche Bestmarke von Didi Thurau ein.

"Im Moment kommt alles zusammen, ich habe super Beine und das richtige Gefühl für die Hinterräder. Das ist einfach ein geiles Gefühl", sagte der 29 Jahre alte Kittel, der nach 203,5 km in Pau am Fuße der Pyrenäen im Massensprint vor dem Niederländer Dylan Groenewegen (Lotto-NL) und dem Norweger Edvald Boasson Hagen lag.

Als erster Fahrer seit Francois Faber im Jahr 1909 (!) hat Kittel mindestens fünf der ersten elf Etappen gewonnen. Insgesamt hat Kittel nun 14 Tour-Erfolge auf dem Konto, den bisherigen deutschen Rekordmann Erik Zabel (12 Siege) hatte er bereits am Dienstag überflügelt.

In einem packenden Finale hatten die Sprintzüge erst 300 Meter vor dem Ziel den polnischen Ausreißer Maciej Bodnar vom deutschen Team Bora-hansgrohe geschnappt. Kittel musste einen weiten Weg fahren, schoss aber noch am viel zu früh jubelnden Boasson Hagen vorbei und machte das historische "Quintuple" perfekt.

Greipel erneut ohne Chance

André Greipel, der auf den Tag genau sechs Jahre zuvor den ersten seiner elf Tour-Etappensiege gefeiert hatte, kam nach seiner "beschämenden Leistung" beim zwölften Platz am Vortag diesmal auf Rang sieben. "Ihm fehlt im Moment das Zutrauen", sagte Lotto-Teamchef Marc Sergeant über den derzeit zahnlosen "Gorilla", der bei seiner siebten Tour erstmals ohne Etappensieg bleiben könnte und derzeit klar in Kittels Schatten steht.

Rundfahr-Ass Thurau hatte bei seiner glanzvollen Tour 1977, auf der er 15 Tage lang das Gelbe Trikot getragen hatte, ebenfalls fünf Etappen gewonnen - darunter auch in Pau. Dort setzte sich der 20-jährige Sieg-Rhythmus der deutschen Profis fort: Nach Thurau und vor Kittel hatte hier 1997 Zabel feiern dürfen.

Fünf oder mehr Etappensiege bei einer einzigen Tour hatte vor Kittel in der Geschichte der Frankreich-Rundfahrt als einziger reiner Sprinter Mark Cavendish erreicht. Der Brite, der nach der dritten Etappe verletzt ausgestiegen war, gewann 2009 sechsmal, 2010 und 2011 sicherte er sich jeweils fünf Erfolge.

Acht Siege sind möglich

Bei noch drei Chancen auf einen Massensprint könnte Kittel "Cav" übertreffen - und sogar in Reichweite des Tour-Rekords kommen, den Charles Pelissier (1930), Eddy Merckx (1970/1974) und Freddy Maertens (1976) mit jeweils acht Siegen halten.

Dem pfeilschnellen Thüringer winkt die Krönung einer jetzt schon märchenhaften Tour. Seinen Vorsprung im Kampf in der Punktewertung baute Kittel. Die Chance, das Grüne Trikot als erster Deutscher seit Zabel im Jahr 2001 auch nach dem Finale in Paris zu besitzen, ist riesig. "Ich denke natürlich daran, bis Paris ist es aber noch weit", sagte Kittel

Das Gelbe Trikot des Gesamtführenden behauptete der britische Titelverteidiger Christopher Froome problemlos, auf dem Weg zu seinem vierten Tour-Sieg wird er aber ab Donnertag wieder gefordert: Die erste Pyrenäen-Etappe bietet sieben Anstiege, darunter einen der höchsten Kategorie zum Port de Balès, und endete mit einer Bergankunft in Peyragudes.

(sid)
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