Tour de France Dumoulin gewinnt Königsetappe — Froome verteidigt Gelb

Andorra Arcalis · Tollkühn in der Abfahrt, abgeklärt am Berg: Mit Mut, Angriffslust und Widerstandsfähigkeit bei großer Hitze, aber auch in schwerstem Hagelschauer ist Titelverteidiger Christopher Froome in den Pyrenäen seinem dritten Gesamtsieg bei der Tour de France einen Schritt näher gekommen. Den Tagessieg am Sonntag sicherte sich der Niederländer Tom Dumoulin.

 Tom Dumoulin jubelt über seinen Triumph auf der Königsetappe der Pyrenäen.

Tom Dumoulin jubelt über seinen Triumph auf der Königsetappe der Pyrenäen.

Foto: dpa, yv mr

Der 31 Jahre alte Brite verkleinerte am Sonntag den Kreis seiner Rivalen mit einer fehlerfreien Leistung auf dem wohl schwierigsten Teilstück der 103. Frankreich-Rundfahrt nach Andorra Arcalis sowie tags zuvor mit dem Sieg auf der Tourmalet-Etappe nach Bagnères-de-Luchon und trägt das Gelbe Trikot in Richtung Alpen.

"Erst haben wir in der Hitze gelitten, dann kam plötzlich der Hagel. Das war ein ziemlich verrückter Wechsel. Ich habe den Kopf immer unten gehabt, damit ich nichts ins Gesicht bekomme", sagte Froome nach der Wasserschlacht in Andorra: "Aber wir sind total zufrieden und habe jede Menge Selbstvertrauen."

Zwar profitierte Froome am Sonntag auch vom krankheitsbedingten Ausstieg des zweimaligen Tour-Champions Alberto Contador, der gebürtige Kenianer offenbarte aber trotz widriger äußerer Umstände am Wochenende keine Schwächen und distanzierte etwa Mitfavorit Fabio Aru (Italien/Astana) um eine Minute.

Für Jubel beim deutschen Team Giant-Alpecin sorgte der Niederländer Tom Dumoulin, der in Andorra nach 184,5 km aus einer Fluchtgruppe heraus siegte und seinen ersten Tour-Etappenerfolg feierte. Auch für Giant-Alpecin war es bei der 103. Frankreich-Rundfahrt der erste Tagessieg. "Ein Traum ist in Erfüllung gegangen. Ich bin so fertig, dass ich nicht mal richtig sprechen kann", sagte Dumoulin. Für die Equipe kommt der Befreiungsschlag zudem zu einem äußerst passenden Zeitpunkt: Am Montag soll ein neuer Hauptsponsor präsentiert werden.

Mit 16 Sekunden Vorsprung in den ersten Ruhetag

Froome geht nach den Pyrenäen mit einem Vorsprung von 16 Sekunden auf seinen Landsmann Adam Yates (Orica-Bikeexchange) in den ersten Ruhetag. Auf Platz vier (+ 0:23 Minuten) liegt Froomes nominell stärkster Kontrahent Nairo Quintana (Kolumbien/Movistar), der sich am Samstag düpieren, am Sonntag aber nicht abschütteln ließ. Froomes Attacken im Schlussanstieg konterte Quintana scheinbar mühelos, die beiden Rivalen schauten sich immer wieder tief in die Augen.

Bereits ausgeschieden war zu diesem Zeitpunkt bereits der als Mitfavorit gestartete Contador. Ausgerechnet in seinem Heimatland Spanien kam das Aus für den 33-Jährigne, der fiebergeschwächt aufgab und rund 100 km vor dem Ziel enttäuscht in ein Begleitfahrzeug seines Teams Tinkoff stieg. Zu Etappenbeginn hatte Contador noch attackiert, fiel später aber mehrfach hinter das Hauptfeld zurück. "Ich konnte nicht weiterfahren", sagte Contador enttäuscht: "Es müssen jetzt Untersuchungen durchgeführt werden, damit wir genau sehen, was ich habe."

Die entscheidende von vielen Attacken im Finale setzte Dumoulin 13 km vor dem Ziel in der Spitzengruppe. Der Zeitfahrspezialist zog mit kräftigen und gleichmäßigen Tritten davon und ließ sich auf dem Weg ins in 2240 m Höhe gelegene und verregnete Ziel nicht mehr aufhalten.

Den Sieg am Samstag verdankte Froome einem Manöver, das Konkurrenten wie Fans gleichermaßen verblüffte und in jedem TV-Rückblick einen festen Platz haben wird. Nach einer Hitzeschlacht bei Temperaturen um 35 Grad griff Froome auf der letzten Abfahrt der 184 km langen achten Etappe an und schoss mit bis zu 90,9 km/h waghalsig dem Ziel und der Gesamtführung entgegen.

Froome hatte in abenteuerlicher Haltung weit vorne auf dem Oberrohr seines Rades gehockt, dabei aber dennoch mit voller Wucht in die Pedale getreten. "Bitte nicht zu Hause nachmachen!", scherzte Froome am Sonntagmorgen bei Twitter. Doch dafür war es längst zu spät, in Großbritannien eiferten selbst Kinder ihrem Idol nach und imitierten den gewagten Ritt ins Tal. Zum viralen Hit in den sozialen Netzwerken wurde dabei das Video eines Sechsjährigen, der Froomes Abfahrt in einem Gelben Trikot in Kindergröße nachstellte. "Ziemlich beeindruckend", kommentierte Froome.

(sid)
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