Kommissionsbericht UCI schützte Armstrong trotz Dopinganzeichen

Eine unabhängige Kommission hat dem Radsport-Weltverband UCI vorgeworfen, Lance Armstrong trotz zunehmender Anzeichen für ein Dopingvergehen geschützt zu haben.

Die Lügen des Lance Armstrong
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Foto: dpa, epa Bernard Papon

"Zahlreiche Beispiele wurden gefunden, die zeigen, dass die UCI Lance Armstrong 'verteidigt' oder 'geschützt' hat und Entscheidungen zu seinen Gunsten getroffen hat", heißt es in dem Kommissionsbericht: "Zu diesem Zeitpunkt gab es schon die starke Vermutung, ihn wegen Dopings zu verdächtigen."

Der Bericht belastet die ehemaligen UCI-Präsidenten Hein Verbruggen und Pat McQuaid schwer. "Für die UCI war Lance Armstrong die perfekte Wahl, um die Renaissance des Sports nach dem Festina-Skandal anzuführen: Die Tatsache, dass Armstrong Amerikaner ist, eröffnete dem Sport einen neuen Kontinent", hieß es. Zudem habe Armstrong den Krebs besiegt, und "die Medien haben aus ihm einen Weltstar gemacht". Für den UCI-Präsidenten, damals Verbruggen, sei dies eine gute Gelegenheit gewesen, die Wachstumspläne der Organisation und, "mehr als alles andere, seine eigene Macht zu stärken".

Der aktuelle UCI-Präsident Brian Cooksen erklärte, die UCI habe in der Vergangenheit stark unter einem "Mangel an guter Regierungsführung" gelitten. Einzelpersonen hätten wichtige Entscheidungen alleine getroffen, "von denen viele Anti-Doping-Bemühungen untergraben haben". Die Namen seiner Vorgänger nannte er nicht.

Die unabhängige Reform-Kommission CIRC wurde Anfang 2014 eingesetzt, um eine mögliche Verwicklung der UCI in den Dopingfall Lance Armstrong und andere Fälle zu klären. Die dreiköpfige Kommission wurde vom Schweizer Politiker Dick Marty angeführt, ihm zur Seite saßen der deutsche Anti-Doping-Experte und Jurist Ulrich Haas sowie der australische Strafverfolger Peter Nicholson.

Armstrong begrüßte den Bericht in einer ersten Stellungnahme. "Ich bin der CIRC dankbar für ihre Suche nach der Wahrheit und dafür, dass ich sie dabei unterstützen durfte", schrieb Armstrong, der wegen Dopings alle seine sieben Tour-Siege aberkannt bekommen hatte. Er sei sehr traurig über viele Dinge, die er getan habe, ergänzte der Amerikaner, der der Kommission Rede und Antwort gestanden hatte: "Ich hoffe, dass die Wahrheit den Sport, den ich liebe, in eine leuchtende, dopingfreie Zukunft führen wird." Direkte Bestechung der UCI konnte die Kommission Armstrong nicht nachweisen.

Neben Armstrong hatte die Kommission für die Erstellung des 227-seitigen Berichts über 100 weitere in den Radsport involvierte Personen befragt. Einige Stellungnahmen legen nahe, dass auch der ehemalige Tour-Sieger Alberto Contador von der UCI-Führung vor Doping-Verwicklungen geschützt worden sein könnte.

Demnach wurde der Spanier Contador von dem positiven Dopingtest auf Clenbuterol im Jahr 2010 persönlich bei einem Treffen mit drei UCI-Funktionären informiert. Dabei wurde festgelegt, dass kontaminiertes Fleisch als mögliche Ursache der positiven Probe genannt werden soll. Mehrere Befragte empfanden die Vorgehensweise der UCI als "seltsam".

(sid)
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