Alpecin steigt bei Radsport-Team ein Werbeslogan "Doping für die Haare" ist kein Hindernis

Der krisengeschüttelte Radsport kommt wieder in Schwung. Das Bielefelder Großunternehmen Alpecin steigt beim Team von Marcel Kittel und John Degenkolb ein. Der Firmenslogan "Doping für die Haare" war dabei kein Hindernis.

 So wirbt Alpecin für ein Shampoo, jetzt steigt das Unternehmen in den Radsport ein.

So wirbt Alpecin für ein Shampoo, jetzt steigt das Unternehmen in den Radsport ein.

Foto: Screenshot Youtube

Erst "Doping für die Haare", nun Millionen für den deutschen Radsport: Das Bielefelder Großunternehmen Alpecin steigt als Titelsponsor des Giant-Teams der Thüringer Top-Sprinter Marcel Kittel und John Degenkolb ein. Das Unternehmen will nach SID-Informationen in den nächsten vier Jahren zwölf bis 16 Millionen Euro investieren. Die niederländische Equipe wird künftig als Team Giant-Alpecin firmieren.

"Es ist ein Riesensignal, wir wollen dem Radsport zusammen den Platz geben, den er in Deutschland verdient", sagte Teamchef Iwan Spekenbrink dem SID am Mittwoch.

Alpecin ist erster deutscher Hauptsponsor in der ersten Liga des Radsports seit Milram, das nach der Saison 2010 ausgestiegen war. Die finanziellen Dimensionen sind diesmal auch ganz andere als beim zweitklassigen Team NetApp-Endura, das während der Tour de France das bayerische Küchentechnikunternehmen Bora als künftigen Namensgeber vorgestellt hatte.

Für Kittel (26) und Degenkolb (25) ist es ein großer Tag. "Davon haben wir alle lange geträumt. Diese Botschaft kann das Interesse der Menschen in unserem Land beflügeln", sagte Marcel Kittel. "In der ganzen Welt sind Marcel und John Stars, diese Anerkennung haben sie auch in ihrer Heimat verdient. Mit Tony Martin und Andre Greipel haben sie Deutschland wieder auf die Landkarte gesetzt", fügte Spekenbrink hinzu.

Der pikante Werbeslogan der Firma war in den Verhandlungen, die auch der Fernsehjournalist und Radsportfan Marc Bator mitinitiiert hatte, ein zentrales Thema. "Es war wichtig, darüber zu diskutieren, weil dieses eine Wort in Deutschland fast schon traumatische Bedeutung hat", betonte Spekenbrink.

Alpecin unterstütze die Vision und Philosophie des Teams und daher werde der Slogan künftig nicht mit dem Radsport-Engagement in Verbindung gebracht. "Es ist zu sensibel", sagte Spekenbrink. In anderem Zusammenhang könne der Spruch jedoch bestehen bleiben. Es sei eine "Werbemetapher für ein Shampoo, das mittels Coffein nachweislich die Leistung der Haarwurzel verbessert", sagte Eduard R. Dörrenberg, geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens.

Alpecin begibt sich mit dem Engagement auf ein schwieriges Feld, hat aber seit vielen Jahren schon Bezug zum Radsport. Zwischendurch gehörte auch eine Verbindung mit Jan Ullrich dazu. Nach den Dopingskandalen der Vergangenheit und vielen Negativschlagzeilen birgt der Schritt ein Risiko, könnte für den Radsport aber genauso der maßgebliche Wendepunkt sein. Zuletzt hatte die ARD erklärt, eine Rückkehr zu Live-Übertragungen der Tour de France zu prüfen. Klare Vertragsabmachungen in Bezug auf das Thema Doping sind inzwischen ohnehin fast überall Usus.

Die Ausrichtung der Mannschaft wird sich ebenfalls stärker in Richtung Deutschland verändern. Der Firmensitz wird zwar im niederländischen Deventer bleiben, aber "das ist nur ein Gebäude", wie Spekenbrink betonte, man habe jetzt "ein deutsches Herz". Es gebe zudem bereits konkrete Überlegungen, das Team in Deutschland zu lizenzieren.

Der Anteil einheimischer Fahrer soll laut Teamchef in jedem Falle weiter zunehmen, auch eine Kooperation mit dem Bund Deutscher Radfahrer BDR sei denkbar. "Wir werden den Extra-Blick haben." Bislang stehen neben Kittel und Degenkolb in Nikias Arndt, Simon Geschke und Johannes Fröhlinger drei weitere deutsche Profis unter Vertrag. Beim Haare waschen müssen sie aber künftig achtsam sein.

(sid)
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