Ulm Reus knackt den deutschen 100-m-Rekord

Ulm · 10,05 - der Sprinter aus Wattenscheid unterbietet die fast 29 Jahre alte Bestmarke um 0,01 Sekunden.

Nach 10,05 ist 9,99 das nächste große Ziel - sollte man eigentlich meinen. Doch der neue schnellste deutsche Leichtathlet will von der magischen Sprinter-Marke nichts wissen: "Das lässt mich kalt. Es gibt es so viele Dinge, die man nicht planen kann. Deshalb macht es keinen Sinn, sich einen Kopf zu machen", sagte Julian Reus.

Offensiv, gradlinig, selbstbewusst - der 26-Jährige redet so, wie er kurz zuvor in Ulm zum deutschen 100-m-Rekord gesprintet war. Auf diese Weise hatte Reus im Halbfinale in 10,05 Sekunden die fast 29 Jahre alte Bestmarke des Magdeburgers Frank Emmelmann um eine Hundertstel unterboten. Und so war er im Finale in 10,01 Sekunden vor dem zeitgleichen Lucas Jacubczyk zum Titel gestürmt - nur der um eine Kleinigkeit zu starke Rückenwind verhinderte den nächsten Paukenschlag.

Der gebürtige Hesse, der für Wattenscheid startet, ist mit seinen 75 Kilo verteilt auf 1,76 Meter zwar kein Hänfling, im Vergleich mit den dunkelhäutigen Kraftpaketen beispielsweise aus Großbritannien wirkt er aber geradezu schmächtig. Ein starker Start und ein unwiderstehliches Finish sind seine Trümpfe. Zudem besteht die junge deutsche Sprintergeneration aus Enthusiasten, geradezu aus Idealisten. "Wir betreiben einen immens großen Aufwand, schauen uns Videos an, diskutieren stundenlang über Laufstile. Das zeichnet uns aus. Wir haben ja schließlich alle etwas in der Birne", sagte Reus - und Idriss Gonschinska nickte lächelnd. "Julian und Lucas stehen für unsere Entwicklung im Sprintbereich in den letzten Jahren. Sie bringen diese unglaubliche Lockerheit und Gelassenheit mit, die für einen Spitzensprinter nötig sind. Für die EM in Zürich lässt das wirklich hoffen", sagte der Chefbundestrainer

Vor dem Saisonhöhepunkt im Stadion Letzigrund (12. bis 17. August) liegen Reus und der Berliner Jacubczyk auf Platz fünf und sechs der europäischen Bestenliste. Die Staffel, welche die in Ulm dritt- und viertplatzierten Aleixo-Platini Menga (10,20) und Sven Knipphals (10,21) komplettieren könnten, ist gar ein heißer Medaillen-Anwärter.

(sid)
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