Robert Jaspert Molekular-Biologe ist Erstliga-Trainer im Libanon

Beirut · Robert Jaspert war schon vor zehn Jahren zum ersten Mal im Libanon beim Erstligisten Al-Ahed. Jetzt ist er zurück – und Tabellenführer.

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Foto: dpa/Richard Sellers

Robert Jaspert war schon vor zehn Jahren zum ersten Mal im Libanon beim Erstligisten Al-Ahed. Jetzt ist er zurück — und Tabellenführer.

Robert Jaspert ist kein gewöhnlicher Erstliga-Trainer. Zunächst ist da seine Spielerkarriere, die sich als reines Hobby ausschließlich im Berliner Amateurbereich abspielte. Dazu kommt sein Beruf. Als Molekularbiologe arbeitete er am Robert-Koch-Institut. Und schließlich bleibt noch das Land, in dem er trainiert: der Libanon.

Als Regionalliga-Coach bei Tennis Borussia Berlin kommt Jaspert zur Jahrtausendwende erstmals mit höherklassigem Fußball in Berührung. Es folgen Engagements als Co-Trainer beim MSV Duisburg und der südkoreanischen Nationalmannschaft. Im Frühjahr 2007 erreicht ihn ein Anruf aus dem Libanon. Der Erstligist Al-Ahed möchte ihn verpflichten.

Die Lage im Land ist zu dieser Zeit unübersichtlich. Auch der Fußball ist sehr politisiert. Die Vereine der "Premier League" lassen sich verfeindeten Strömungen zuordnen. Al-Ahed wird von der Hisbollah unterstützt. Der paramilitärische Arm der radikalen schiitischen Partei hat ein halbes Jahr zuvor noch Krieg gegen Israel geführt. Jaspert sagt dennoch zu und findet sich mit der ungewöhnlichen Situation ab. "Wenn meine Mannschaft auf der Busfahrt zum Spiel alte Kampflieder der Hisbollah hört, geht es für sie nur um Motivation. Das akzeptiere ich, auch wenn es mir auf den Keks geht. Hauptsache, die Stimmung wird angeheizt. In Duisburg haben wir die Spieler vor der Partie mit Bruce Springsteen angespornt", sagte er dem "Tagesspiegel".

Jaspert bleibt auch, als bei einem Attentat zwei Spieler des Beiruter Stadtrivalen Al-Nejmeh ums Leben kommen. Er selbst hat Glück. Bombensplitter schlagen in sein Hotelzimmer ein, doch er ist nicht zu Hause. Sportlich läuft es gut, Al-Ahed wird Vizemeister. Dass nach der Saison dennoch wieder Schluss ist, liegt an der politischen Lage.

Die nächsten neun Jahre verbringt Jaspert vor allem in Berlin, arbeitet jedoch auch als Co-Trainer im Iran und in Liechtenstein. 2016 ruft Al-Ahed erneut an. Der Libanon hat sich deutlich stabilisiert, die Gründe für den ersten Abschied sind hinfällig. Es wird eine Saison der verpassten Chancen. Al-Ahed scheitert im Halbfinale des AFC Cups, dem asiatischen Pendant zur Europa League, wird erneut Vizemeister und unterliegt im Pokalfinale. Auch das zweite Engagement Jasperts endet nach einer Saison, dieses Mal aus sportlichen Gründen. Es verschlägt ihn für kurze Zeit nach Bahrain, dann klopft mit dem 13-maligen Landesmeister Al-Ansar der nächste Beiruter Verein an.

Seit September hat er dort das Sagen. Nach fünf Spieltagen ist der Berliner wieder auf altbekanntem Kurs. Al-Ansar ist Tabellenzweiter.

(mlat)
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