Berlin Russland dementiert Doping-Geständnis

Berlin · Russland bleibt im Dopingskandal seiner harten Linie treu. Ein Bericht der "New York Times", in dem russische Funktionäre erstmals systematische Manipulationen einräumten, wurde sowohl vom Kreml als auch von der russischen Anti-Doping-Agentur Rusada umgehend zurückgewiesen.

"Wenn das das letzte Wort bleibt, sind wir genauso weit wie vorher. Es herrscht eine Wagenburg-Mentalität, die alle Beweise abstreitet", sagte Clemens Prokop, Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), "der russische Sport disqualifiziert sich selbst."

Dabei schien die immer mehr in die Isolation driftende Sportnation angesichts der erdrückenden Beweislast aus dem zweiten McLaren-Report zunächst die Flucht nach vorne anzutreten. Monatelang hatten russische Funktionäre, Sportler und Politiker systematisches Doping geleugnet, nun legten die Äußerungen zumindest ein erstes Eingeständnis von staatlich gelenktem Doping nahe. "Es war eine institutionelle Verschwörung", so wurde Rusada-Generaldirektorin Anna Anzeljowitsch in der "New York Times" zitiert. Eine Kehrtwende. So schien es. Doch die Hoffnung hielt nicht lange an. Gestern bereits bezeichnete die Rusada die Aussagen als "verfälscht" und "aus dem Zusammenhang gerissen". Anzeljowitsch habe lediglich den zweiten Teil des McLaren-Reports zusammengefasst. So sei der Eindruck entstanden, dass die Rusada die Existenz einer institutionellen Verschwörung bestätige, hieß es in der Mitteilung weiter.

"Unsere Position hat sich nicht geändert", sagte Sportminister Pawel Kolobkow der Nachrichtenagentur TASS. Anzeljowitsch' Aussagen seien womöglich falsch interpretiert worden.

In etwas mehr als einem Jahr finden in Pyeongchang die Olympischen Winterspiele statt. Schon jetzt gibt es Forderungen, Russlands Mannschaft komplett von den Spielen auszuschließen.

(sid)
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