Bundesliga-Premiere in Ostwestfalen Paderborn - die Dortmunder Filiale

Paderborn/Düsseldorf · Der Aufsteiger bereitet sich aufs Spiel des Jahres vor, der BVB kommt. Sechs Paderborner spielten für Dortmund.

150 Spiele für Borussia Dortmund II, nur fünf Einsätze für die BVB-Profis: Paderborns Kapitän Uwe Hünemeier.

150 Spiele für Borussia Dortmund II, nur fünf Einsätze für die BVB-Profis: Paderborns Kapitän Uwe Hünemeier.

Foto: afp, pst/dg

Die Fußballwelt hat Pep Guardiola viel zu verdanken. Neuerdings die Einführung der Dreierkette in der Abwehr, die nun sogar unser aller Bundestrainer Jogi Löw spielen lässt. Vorher hat Guardiola bereits die Sprache der Trainer um die schöne Form der dreifachen Anerkennung bereichert. Einen guten Spieler nennt er beispielsweise einen "super-super-super Spieler". Sein Dortmunder Kollege Jürgen Klopp hat gut zugehört. Seinem nächsten Gegner spricht er den "aller-, aller-, allergrößten Respekt aus für das, was da geleistet worden ist". Eine Dreierkette schickt er am Samstag (15.30 Uhr/Live-Ticker) trotzdem nicht in die Partie beim Aufsteiger SC Paderborn.

Diese Formation passt nicht zu Klopps Überfall-Fußball, für den der BVB in ganz Europa bewundert wird. In der Bundesliga hat sich die Spielweise in dieser Saison zwar noch nicht so richtig bezahlt gemacht, aber spätestens seit der eindrucksvollen Vorstellung beim 1:0-Erfolg über Borussia Mönchengladbach sind die Dortmunder fußballerisch wieder auf Kurs.

Es wurde Zeit, denn in der Tabelle hat der Champions-League-Finalist von 2013 jene Plätze, auf die er ein natürliches Recht zu haben glaubt, aus dem Blick verloren. Er krabbelt gerade aus dem ganz tiefen Keller. Die Paderborner, die entgegen der eigenen Erwartung weit über der bedrohten Zone rangieren, sind dennoch gewarnt. Niemand nimmt die Tabelle zum Anlass für übertriebenes Selbstbewusstsein. Die Ostwestfalen genießen die Außenseiterrolle. Und auf ihrer Internetseite preisen sie nicht zufällig "die Weltmeister und Weltklassespieler" auf der anderen Seite.

Nicht wenige aus der Paderborner Bundesliga-Crew kennen ihren heutigen Gegner aus der Nähe. Sechs Spieler des Neulings haben eine Vergangenheit beim großen Nachbarn. Kapitän Uwe Hünemeier, Marvin Duksch, Mahir Saglik, Marvin Bakalorz, Lukas Kruse und Mario Vrancic gehörten in Dortmund zur zweiten Reihe, ehe sie auf ein paar beruflichen Umwegen in Paderborn ihr fußballerisches Glück fanden. Für sie ist die Begegnung mit ihrer sportlichen Vergangenheit ein großes Ereignis. "Für mich ist das ganz klar das Spiel des Jahres", sagt Hünemeier. Er wird alles daran setzen, heute Nachmittag aufzulaufen. Noch allerdings quält ihn eine lästige Bauchmuskelzerrung. Hoffnung auf einen Einsatz könnte ihm ein großer Revierfußballer der Neuzeit machen. Der Essener Sascha Mölders (nun beim FC Augsburg) hat mal mit schwer lädierter Nase gespielt und dafür diese bemerkenswerte Erklärung abgegeben: "Ich hatte ja was anne Nase, nich' anne Füße". Und anne Füße hat Hünemeier es auch nicht.

Sollte er trotzdem ausfallen, wird der SC Paderborn ganz sicher eine seiner großen Qualitäten nachweisen. Bisher gelang es dem Neuling, auf jede Verletzung vermeintlicher Stammkräfte die Antwort zu finden. Sie lautet: mannschaftliche Geschlossenheit. Paderborn ist ein Musterbeispiel für ein funktionierendes Team, das keine Stars braucht.

Es hat natürlich auch keine. Das verbietet der vergleichsweise sehr bescheidene Etat von 17 Millionen Euro. Nach zuverlässigen Schätzungen beträgt der Marktwert der Paderborner Spieler im Schnitt 800 000 Euro. Zum Vergleich: Im Schnitt ist jeder Dortmunder Spieler 12,2 Millionen Euro wert. Es treffen also Welten aufeinander im kleinsten Bundesliga-Stadion. Immer noch ist der SC Paderborn der wahrscheinlich größte Außenseiter, der sich je auf eine Spielzeit in der ersten Liga einrichten durfte. Dass es mehr werden könnte, hat vor der Saison niemand geglaubt. Aber inzwischen überdenken die ersten Experten ihre Prognosen. 15 Punkte und Tabellenplatz neun: Die Zahlen haben einige Fachwarte erschüttert. "Momentaufnahme", rufen sie zur eigenen Beruhigung. Der Moment dauert allerdings schon elf Spiele. In der Bundesliga.

(RP)
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