Gelsenkirchen Schalke 04 macht sich Mut für Chelsea

Gelsenkirchen · Die Königsblauen setzen sich 3:2 gegen den VfL Wolfsburg dank einer Systemumstellung durch.

Bei Schalke 04 ist vieles so wie immer. Roberto Di Matteo setzt eine erfolgversprechende Taktik seines Vorgängers Jens Keller fort - immer wenn der Übungsleiter ein wenig bei den Königsblauen unter Druck gerät, gelingt der Befreiungsschlag. Das 3:2 gegen den VfL Wolfsburg war keineswegs Ausdruck neu gewonnener spielerischer Klasse. Immerhin die Leidenschaft war deutlich zu spüren. Auf dem Platz. Und auf den Rängen.

Es machte ein wenig den Eindruck, als ob Spieler wie Fans mittlerweile verstanden haben, dass es nur noch darum geht, irgendwie in die Winterpause zu kommen. So gesehen hat Schalke einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung gemacht. Es gilt schließlich, den Sichtkontakt auf die Champions-League-Plätze nicht frühzeitig zu verlieren. "Das war ein Sieg der Leidenschaft", sagt Weltmeister Benedikt Höwedes. "Man hat gesehen, dass viel möglich ist, wenn wir gewisse Dinge richtig angehen." Man muss bei solchen Aussagen vorsichtig sein. Auch in der Ägide von Keller wähnte sich das Personal auf dem Rasen auf dem richtigen Weg. Die Realität sah mitunter ernüchternder aus.

Di Matteo hat mit einem taktischen Schachzug den Kontrahenten nachhaltig verunsichert. Er ließ mit einer Fünferkette spielen, seine Mannschaft war dadurch in der Umschaltbewegung in Überzahl. Roman Neustädter, Felipe Santana und Benedikt Höwedes bildeten einen Verbund in der Defensive. Bei Wolfsburger Ballbesitz rückten auch die offensiven Außen Atsuto Uchida und Fuchs nach hinten und verengten die Räume. Die dadurch resultierende Dominanz im Spielaufbau zahlte sich vor allem im ersten Durchgang aus. "Mit der Fünferkette haben wir Wolfsburg überrascht. Damit sind sie nicht zurechtgekommen", befindet Höwedes.

Es war der vierte Pflichtspiel-Heimsieg unter der Regie des Italieners - eine gelungene Generalprobe für das Duell in der Königsklasse morgen gegen den FC Chelsea. Doch da wartet ein ganz anderes Kaliber. Höwedes setzt auf die Statistik und das Prinzip Hoffnung: "Wir haben in der Arena in diesem Jahr noch kein Spiel verloren. Und das soll auch am Dienstag so bleiben."

Es bleibt unübersehbar, dass Schalke zur Realisierung der gesteigerten Ansprüche personell nachlegen muss. Gebeutelt von zahlreichen Verletzungen spielt der verbleibende Kader am Limit. Es wird spannend, ob und wie es Di Matteo gelingt, weiter für gute Stimmung zu sorgen. Für eine echte Bestandsaufnahme seiner Arbeit ist es zu früh. Er selbst wird sich den Winter herbeisehnen - um sein System zu etablieren und möglicherweise neue Profis einzubauen. "Man muss aus den Spielern, die man zur Verfügung hat, das Beste rausholen", sagt der 44-Jährige. "Es macht keinen Sinn, ein System zu spielen, für das man die Spieler nicht hat."

(RP)
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