Abstiegskampf in der Bundesliga Schnacken hilft nicht mehr

Hamburg · Der Hamburger SV hat im Bundesliga-Abstiegskampf die schlechtesten Karten.

Verzweifelte Suche nach einem Hoffnungsschimmer in Hamburg, erster Einsatz von "Feuerwehrmann" Michael Frontzeck in Hannover und ein brisantes Kellerderby zwischen Stuttgart und Freiburg: Der Abstiegskampf in der Fußball-Bundesliga wird immer mehr zur Nervenschlacht. Insbesondere beim schwer angeschlagenen HSV nähert sich der Stresspegel vor dem 30. Spieltag dem Anschlag. "Wir leben jetzt im Pokalmodus - jedes Spiel ist ein Endspiel", sagte Trainer Bruno Labbadia vor seiner Heimpremiere gegen Europa-League-Aspirant FC Augsburg. Nur ein Sieg zählt für das verunsicherte Bundesliga-Gründungsmitglied, der laut Statistik schon so gut wie abgeschrieben ist. "Ich habe keine Gefühle mehr, der Glaube bröckelt, aber ich drücke weiter die Daumen", sagte HSV-Idol Uwe Seeler der "Bild-Zeitung, "Mit Schnacken geht nichts mehr. Gegen Augsburg muss ein Dreier her."

Dank der kollektiven Patzer der Konkurrenz sind die Hamburger trotz der 0:1-Niederlage im Nordderby bei Werder Bremen weiter im Rennen. "Wir müssen den Glauben leben - viel zu viele Mannschaften geben sich zu früh auf", sagte der betont optimistische Labbadia, der im Training mit großer Beharrlichkeit an der taktischen Geschlossenheit feilt. Gelingt dem so offensivschwachen HSV nach fünf Niederlagen am Stück und neun Spielen ohne Sieg ein Befreiungsschlag, könnte der Sprung auf den Relegationsplatz gelingen.

Dort steht der SC Paderborn, der vor seinem Duell mit Bremen am Sonntag mit bangem Blick nach Hannover schauen wird. Denn an der Leine brennt nach dem Trainerwechsel von Tayfun Korkut zum Hoffnungsträger Michael Frontzeck ein ganzer Klub auf den ersten Sieg nach 13 vergeblichen Anläufen. Selbst die Ultras kehren nach monatelangem Zwist in die Fankurve zurück, um ihr strauchelndes Team zu unterstützen. "Ich will hier nicht auf Euphorie machen, aber ich habe das Gefühl, dass wir in die richtige Richtung gehen", sagte Frontzeck, der fünf Tage nach seiner Verpflichtung als Coach bis zum Saisonende sofort Punkte einfahren muss.

Gegen 1899 Hoffenheim wollen die Niedersachsen heute mit aller Macht ihren Nichtabstiegsplatz verteidigen und bestenfalls ein Polster zu den Klubs unter dem Strich aufbauen. Wie zum VfB Stuttgart, der trotz Platz 17 zuletzt Zeichen eines leichten Aufschwungs sendete. Doch jetzt warten im Südwest-Derby gegen den SC Freiburg 90 Minuten emotionalen Ausnahmezustands auf die Mannschaft des erfahrenen Trainers Huub Stevens. Es werde "eine mentale Höchstleistung abverlangt", prognostizierte Sportdirektor Robin Dutt, "auch weil wir noch gegen direkte Konkurrenten spielen".

Der nächste Gegner geht mit seiner ebenfalls wenig beruhigenden Situation traditionell gelassen um. Fast jedes Jahr stecken die Breisgauer im Abstiegssumpf und finden doch immer wieder einen Ausweg. "Die Mannschaft hat die Drucksituation in den letzten Wochen sehr gut verarbeitet", betonte der optimistische SC-Coach Christian Streich. Wie die Konkurrenten weiß er allerdings auch: Einen Ausrutscher kann sich im Kampf um den Klassenerhalt niemand mehr leisten.

(sid)
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