Rio "Skandalfreiheit wichtiger als Medaillen"

Rio · DOSB-Präsident Alfons Hörmann will den "Fokus auf Charakter, Herzblut und Leidenschaft" legen.

de Janeiro (dpa/RP) Für DOSB-Präsident Alfons Hörmann sind andere Werte für das deutsche Olympia-Team bei den Rio-Spielen nach dem Doping-Skandal um Russland wichtiger "als nur die absolute Zahl von Medaillen". Gerade in solchen Zeiten sollte der "Fokus weniger auf Metall, sondern vielleicht wieder mehr auf Charakter, Herzblut und Leidenschaft liegen", sagte der Chef des Deutschen Olympischen Sportbundes.

"Wir wollen zuerst einmal vorbildliche Botschafter für unser Land sein", erklärte Hörmann vor der Eröffnungsfeier am Freitag (Mitteleuropäische Sommerzeit 1 Uhr morgens). "Ob es dann einige Medaillen mehr oder weniger werden, ist in diesem Zusammenhang als nachrangig zu sehen."

Der DOSB hat dennoch das Ziel ausgegeben, wie in London 2012 mit seinen 423 Athleten in den 306 Wettbewerben in 28 Sportarten wieder etwa 44 Medaillen zu gewinnen. Diese Zielsetzung ist auch Grundlage der Vereinbarungen mit den Einzelverbänden. Und die Zielvereinbarungen wiederum sind entscheidend für die Förderung von Athleten. Es geht also tatsächlich nicht nur um ein tadelloses Auftreten der deutschen Sportler und eine skandalfreie Zeit während der Olympischen Spiele.

Daran ändert auch Hörmanns Forderung nichts. "Erst einmal: Wir werden über jede Medaille jubeln", räumte der DOSB-Chef ein, "nach dem, was vor den Spielen in Sachen Doping aber alles diskutiert wurde, sollten wohl andere Werte für das Olympia-Team im Vordergrund stehen als nur die absolute Zahl von Medaillen." Ob das die Athleten oder die Öffentlichkeit genauso sehen, ist nicht heraus. Aber es ist eher unwahrscheinlich. Sicher wird auch im Deutschen Haus, dem Treffpunkt von Sportlern, Funktionären und Sponsoren, wie in allen olympischen Jahren der Medaillenspiegel ein wesentliches Thema sein. In der Öffentlichkeit ist er es ohnehin - er gilt den einzelnen Nationen als Maßstab für gelungene Spiele.

Wird es in Rio leichter sein, Medaillen zu gewinnen, weil Russland nach dem im Land festgestellten Staatsdoping nur mit einer dezimierten Mannschaft antritt? "Ich will nicht ausschließen, dass sich in einigen Sportarten die Chancen damit noch etwas erhöhen", sagte Hörmann. "Es gibt aber dazu bislang keinerlei Berechnungen oder Prognosen." Russland hat 2012 in London 82 Medaillen gewonnen. Es belegte Platz vier im Medaillenspiegel.

(RP)
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