Unterstützung im Leistungssport Sportler wollen Karriere bei Bundeswehr

Düsseldorf · Es gibt unter den 744 Sportsoldaten ein großes Interesse an einer Anschlussbeschäftigung in Uniform nach der aktiven Laufbahn, sagt die Truppe. So sollen schon 2018 für Athleten Dienststellen als Fitness-Ausbilder geschaffen werden.

 Europameisterin in Uniform: Gesa Krause beim Jahresempfang der Bundeswehr in der Staatskanzlei Rheinland-Pfalz am 10. November 2016.

Europameisterin in Uniform: Gesa Krause beim Jahresempfang der Bundeswehr in der Staatskanzlei Rheinland-Pfalz am 10. November 2016.

Foto: imago

Rund um die Förderung des Spitzensports in Deutschland läuft seit Monaten eine intensive Diskussion. Mithilfe der Leistungssportreform soll vieles besser werden, die Sporthilfe will Gelder mittelfristig aufstocken, Möglichkeiten zur dualen Karriere sollen ausgebaut werden. Auch die Bundeswehr ist Teil dieser Debatte. Schließlich ist die Truppe mit 744 Förderstellen der größte Unterstützer im Leistungssport. 35 Millionen Euro investiert die Bundeswehr nach eigenen Angaben jährlich in ihre Sportsoldaten in bundesweit 15 Sportfördergruppen.

Doch wie wird ein Athlet Sportsoldat? Der jeweilige Spitzenverband beantragt für Sportler, die als Mitglied im Bundeskader und/oder im Top-Team des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) in Frage kommen, einen Platz in einer Sportfördergruppe. Wird der Antrag von der Bundeswehr bewilligt, werden die Sportler als freiwillig Wehrdienstleistende für elf Monate angestellt und absolvieren eine Grundausbildung. Auch eine Anstellung als Soldat auf Zeit ist möglich. Doch die Zeit bei der Bundeswehr ist in der Regel endlich, und genau diese fehlende Perspektive in der Truppe im Anschluss an die sportliche Laufbahn monieren Athleten.

Seit gut einem Jahr arbeitet die Bundeswehr an einer Reform der Weiterbeschäftigung und kann nun auch erste Ergebnisse präsentieren. "Zur Bindung ehemaliger Spitzensportler werden Dienstposten zur Verbesserung der Sportausbildung und der körperlichen Leistungsfähigkeit in der Fläche eingerichtet", sagt Brigadegeneral Markus Kurczyk, "Abteilungsleiter Ausbildung Streitkräfte im Kommando Streitkräftebasis", unserer Redaktion. Für 2018 und 2019 würden bereits bedarfsgerecht Dienstposten eingerichtet. "Eine erste Interessenabfrage durch die Sportfördergruppen zeigt ein großes Interesse seitens der Sportler", sagt Kurczyk.

Athletensprecher Max Hartung hatte im Februar in einem "FAZ"-Interview kritisiert, dass es bei der Bundeswehr im Gegensatz zu den über die Polizei geförderten Stellen keine Aussicht auf Anschlussverwendung gebe. Er halte "die Bundeswehr nicht für ein besonders gutes Instrument der Sportförderung", sagte der Säbelfechter. Im Juni berieten Hartung und seine Mitstreiter der Athletenkommission mit Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen über die Sportförderung der Truppe. Man ging guter Dinge auseinander und vereinbarte eine weitere, enge Zusammenarbeit.

Insgesamt will die Bundeswehr bei der Laufbahnplanung ihrer Sportsoldaten flexibler werden. Die solle "den individuellen Interessen und Bedarfen an Karriere und Vereinbarkeit von Sport und militärischer Ausbildung sowie dem Interesse der Bundeswehr an der Nachwuchsgewinnung Rechnung tragen", sagt Kurczyk. Ziel seien drei Wahlmöglichkeiten: erstens, die Ausbildung zum Feldwebel parallel zum Sport. Zweitens, Dienst im Mannschaftsdienstgrad bis zum Ende der sportlichen Karriere, das dann auch Dienstzeitende ist. Drittens, eine bei angestrebtem dauerhaftem Verbleib in der Bundeswehr anschließende Ausbildung zum Feldwebel und gegebenenfalls sogar zum Offizier.

Gesa Felicitas Krause im Porträt
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In diesem Zusammenhang soll ab Ende 2018 für Sportsoldaten ein Bachelor-Studiengang an der Bundeswehr-Universität in München eingerichtet werden. Arbeitstitel: "Sportwissenschaft - Gesundheit, Prävention, Rehabilitation". Dadurch solle eine "Steigerung der dualen Karriere und der Attraktivität der Bundeswehr als Arbeitgeber" (Kurczyk) erreicht werden.

Denn eines ist klar: Die Bundeswehr schmückt sich gerne mit erfolgreichen Sportlern. Beispiele sind Turn-Weltmeisterin Pauline Schäfer, Leichtathletik-Europameisterin Gesa Krause oder Eric Frenzel, Weltmeister in der Nordischen Kombination. 125 Mitglieder und damit 28 Prozent der Olympiamannschaft im Vorjahr in Rio de Janeiro arbeiteten bei der Bundeswehr. 44 Prozent der 570 deutschen Olympiamedaillen - Sommer wie Winter - seien seit 1992 von Sportlern in Uniform gewonnen worden, führt die Bundeswehr an.

In welcher Form auch die Stellen für paralympische Sportsoldaten von derzeit zwölf ausgeweitet werden können, wird übrigens genauso geprüft. Erste Ergebnisse würden für Mitte 2018 erwartet, sagt Kurczyk.

(klü)
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