Bozen Staatsanwalt gibt Fahrer schuld am Unfall im DFB-Lager

Bozen · Bei Werbeaufnahmen war ein Zuschauer schwer verletzt worden. Bierhoff stellte Frage nach dem Sinn von PR-Aktionen.

Nach fast zwei Monaten sind die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Bozen abgeschlossen. Laut den Ermittlungsergebnissen trägt Pascal Wehrlein, für Mercedes in der Deutschen Tourenwagen Masters (DTM) aktiv, die Hauptschuld an dem Unfall mit zwei Verletzten am 27. Mai im WM-Trainingslager der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. Der 19-Jährige hielt demzufolge zu geringen Abstand zum vorausfahrenden Formel-1-Piloten Nico Rosberg und war bei regennasser Straße zu schnell unterwegs. Aber auch das Opfer hat nach Ansicht der Ermittler eine Mitschuld.

Einen Prozess gegen Wehrlein wird es wohl trotzdem nicht geben, da nach Angaben der Staatsanwaltschaft kein Strafantrag vorliegt. Das schwer verletzte Unfallopfer, ein 63 Jahre alter Tourist aus Thüringen, könnte sich mit dem beteiligten Sponsor Mercedes Benz außergerichtlich einigen. Verzichtet er auf einen Strafantrag, wird der Fall geschlossen.

Der Unfall hatte sich während der Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft in Südtirol bei Werbeaufnahmen mit dem DFB-Hauptsponsor Mercedes ereignet. Wehrlein und Rosberg waren mit den Nationalspielern Benedikt Höwedes und Julian Draxler als Beifahrer auf einer kurvigen Strecke unterwegs. Wehrlein erfasste mit seinem Wagen den Mann, der mit einem Schädel-Hirn-Trauma ins Krankenhaus geflogen werden musste und erst vor wenigen Tagen aus dem Koma erwacht ist. Ein Streckenposten wurde bei dem Unfall leicht verletzt.

Gegen Wehrlein hatte die zuständige Staatsanwaltschaft seit Ende Juni wegen fahrlässiger Körperverletzung ermittelt. Doch auch der Tourist hat nach Ansicht der Ermittler eine Mitschuld, weil er zu dicht an der Strecke stand. Der leicht verletzte Streckenposten hatte nach eigenen Angaben noch versucht, ihn zu retten und zurückzuziehen. In der ersten Aufarbeitung des Unfalls machte sich DFB-Manager Oliver Bierhoff grundsätzliche Gedanken zur Frage der PR-Aktionen. "Der Unfall macht mich noch immer sehr betroffen. Natürlich stellt man sich danach die Frage, was wir anders hätten machen können. Oder die Frage, ob diese Aktion überhaupt notwendig war", sagte er seinerzeit der "Welt". Der DFB versicherte während der WM, ständig Kontakt mit den Angehörigen des Unfallopfers gehalten zu haben. Noch gibt es von dieser Seite keine Stellungnahme zu den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft.

(dpa)
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