Düsseldorf Tödliches Überholmanöver

Düsseldorf · Heute vor 30 Jahren starb der Autorennfahrer Stefan Bellof in der Eau Rouge.

Er galt als einer der besten Rennfahrer seiner Zeit, den Ferrari-Vertrag hatte er angeblich längst in der Tasche. Doch bevor er in der Formel 1 so richtig durchstarten konnte, starb Stefan Bellof am 1. September 1985 in der berüchtigten Eau Rouge von Spa. Eine Chance hatte er nicht. Dort, an jener Stelle, das Gaspedal bis auf das Bodenblech durchgedrückt. Die Tachonadel zitterte Richtung 300, als sich die beiden Porsche 962 berührten, der von Bellof und der des führenden Jacky Ickx. Der junge Pilot aus Gießen hatte den Belgier drei Runden lang vor sich hergetrieben und wollte ihn nun ausgerechnet hier überholen. Nahezu ungebremst zerschellte Bellofs 1000-PS-Monster an der Leitplanke.

Bellofs Freundin Angelika Langner wusste nichts und ahnte alles, als Jochen Mass in der Boxengasse auf sie zukam. überbrachte nun die schreckliche Nachricht. Bellof sei sofort tot gewesen, hieß es zunächst: Andere Meldungen besagten, sein Herz habe erst auf dem Weg ins Krankenhaus aufgehört zu schlagen. Bellof war der zweite deutsche Formel-1-Fahrer, der innerhalb von drei Wochen tödlich verunglückte. In Mosport (Kanada) überlebte Manfred Winkelhock ebenfalls in einem Gruppe-C-Porsche einen Crash nicht.

Stefan Bellof, damals 27 Jahre alt, standen alle Türen offen. 1984 hatte der Mechaniker-Sohn in der Sportwagen-Klasse als erster Deutscher einen WM-Titel auf der Rundstrecke gewonnen. Er fuhr im Porsche die bis heute schnellste Runde auf der Nürburgring-Nordschleife, seither hat niemand mehr auf der Berg- und Talbahn einen Schnitt von mehr als 200 km/h erreicht. 1984 düpierte er in der Formel 1 im unterlegenen Tyrrell die komplette Königsklasse im Regen von Monaco und war bei Abbruch auf Platz drei.

Jacky Ickx sah sich vielen Vorwürfen ausgesetzt. Er habe den Unfall provoziert, habe die Tür zugemacht, als der Rivale innen überholen wollte. Videoaufnahmen aus der Cockpit-Kamera des Belgiers können diese Behauptungen weder bestätigen noch widerlegen. "Jeder hat so seine Theorie", sagte Jochen Mass Jahre später: "Ich war dort. Ich hab's gesehen, und ich weiß auch, was an der Stelle machbar ist und was nicht. Das war nicht machbar."

(sid)
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