Bischofshofen Stoch ist der neue König der Lüfte

Bischofshofen · Der polnische Skispringer gewinnt durch seinen Sieg in Bischofshofen die 65. Vierschanzentournee. Sein norwegischer Rivale Tande hat Pech. Im letzten Durchgang geht ihm die Bindung auf. Er vermeidet nur knapp einen Sturz.

Tournee-Triumphator Kamil Stoch setzte zum Siegestanz an, Pechvogel Daniel Andre Tande war untröstlich, und die deutschen Skispringer schauten wieder einmal betreten aus der Wäsche: Auch beim Finale der 65. Vierschanzentournee flogen sie am Podest vorbei. Polens Olympiasieger Stoch krönte sich derweil als Tagessieger in einem dramatischen Finale zum neuen König der Lüfte.

"Das ist eine unglaubliche Geschichte, ein Traum. Für Daniel tut es mir aber unglaublich leid", sagte Stoch. Der 29-Jährige lag nach acht Wertungsdurchgängen mit 997,8 Punkten vor seinem Landsmann Piotr Zyla (962,5) und Tande (941,8). Dem Norweger, mit hauchdünnem Vorsprung in den letzten Wettbewerb gegangen, ging im finalen Sprung die Bindung auf. Er vermied mit Mühe einen Sturz und kam nur auf Tagesplatz 26. Im Auslauf weinte der coole Tande bittere Tränen.

Markus Eisenbichler (Siegsdorf) beendete die Tournee als bester Deutscher auf einem guten Platz sieben (924,4) - mehr wäre freilich möglich gewesen. Rang 13 in Bischofshofen nach Platz 29 in Innsbruck verhinderte dies aber. "Ich hatte Kopfweh, Rückenschmerzen, Halsweh. Dafür war es okay. Ich kann zufrieden nach Hause fahren, das war meine beste Tournee", sagte der Bayer. Stephan Leyhe (Willingen) wurde Gesamt-Achter (911,1).

Das letzte Springen war bei minus 15 Grad für das DSV-Team aber trotz Platz sechs für Richard Freitag (Aue) in der Tageswertung eines zum Vergessen. Allen voran patzte Andreas Wellinger (Ruhpolding). Der Team-Olympiasieger, der am Donnerstag mit Schanzenrekord (144,5 m) die Qualifikation gewonnen und damit die Hoffnungen auf den ersten deutschen Sieg in Bischofshofen seit Sven Hannwald 2002 geschürt hatte, stürzte böse ab. Er verlor nicht nur sein K.o.-Duell mit Eisenbichler, sondern verpasste sogar den zweiten Durchgang. "Mein Flug war auf Aufwind ausgelegt, mit den Bedingungen der Qualifikation würde ich wahrscheinlich jetzt noch fliegen", sagte der 21-Jährige.

Nichts zu lachen hatten auch die Österreicher, die erstmals seit 2006 nicht auf dem Podium der Endabrechnung landeten. Für Hoffnungsträger Stefan Kraft platzte der Traum vom Tourneesieg im ersten Durchgang, als er das K.o.-Duell gegen Freitag verlor. "Ich verstehe es nicht, was los war, bin ahnungslos", sagte Kraft, der immerhin noch als einer der fünf "Lucky Loser" den Finaldurchgang erreichte. Dort patzte er aber erneut, verlor als 25. seinen dritten Platz in der Gesamtwertung und wurde nur noch Sechster.

Damit bleibt es ein Gesetz: Noch nie konnte ein vor dem letzten Springen Drittplatzierter die Tournee gewinnen. Doch nach der Statistik hätte Tande mit hoher Wahrscheinlichkeit siegen müssen: Bei den vorigen 64 Auflagen wurde der nach drei Wettbewerben führende Springer nur achtmal abgefangen.

Stoch, der nach seinem Sturz im Probedurchgang von Innsbruck mit Schmerzen am Schlüsselbein sprang, sicherte sich als zweiter Pole nach Adam Malysz (2001) den mit 20.00 Euro dotierten Tournee-Sieg. Nach Weltmeisterschaft (2013) Olympiasieg und Gesamtweltcup (2014) holte Stoch, der zwei Jahre lang seiner Form hinterhergesprungen war, den vierten von fünf großen Einzeltiteln, die das Skispringen zu bieten hat. Nun fehlt noch der Erfolg bei der Flug-WM. Möglich machte den jüngsten Erfolg der Österreicher Stefan Horngacher, der bis zum Sommer 2016 als Assistent des deutschen Bundestrainers Schuster arbeitete, dann als Nationaltrainer seinen Schützling in Rekordzeit in Form brachte.

Die Hoffnungen der Deutschen auf einen Podestplatz in der Gesamtwertung hatten sich schon in Innsbruck in Wind aufgelöst, als Eisenbichler patzte. Weltmeister Severin Freund, Vorjahreszweiter der Tournee, war noch vor dem dritten Springen wegen eines grippalen Infekts abgereist.

(sid)
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