DFB-Pokal Stolz sind alle, weiter ist nur Dortmund

Dortmund · Der BVB steht nach einem glücklichen Sieg über starke Wolfsburger im Finale um den DFB-Pokal.

DFB-Pokal 13/14: Lewandowski feiert 100. Tor für Dortmund
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Das Wort "Stolz" fällt oft in dieser Nacht. Dieter Hecking, der Trainer des VfL Wolfsburg, ist "unendlich stolz auf die Leistung meiner Mannschaft". Sein Amtsbruder Jürgen Klopp von Borussia Dortmund sagt: "Ich bin ganz stolz auf meine Jungs." Und auf der Südtribüne, wo die 25 000 engsten Fans des BVB stehen, singen sie: "Unser ganzes Leben, unser ganzer Stolz."

Borussia Dortmund: Jürgen Klopp verlässt Pressekonferenz fluchtartig
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DFB-Pokal 13/14: Klopp verlässt Pressekonferenz fluchtartig

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Es ist der pathetische und trotzdem passende Abgesang auf ein tolles DFB-Pokalhalbfinale. Die stolzen Dortmunder haben es mit 2:0 gewonnen. Sie bemühten dabei ihre bekannten kämpferischen Tugenden und einen Haufen Dusel, wie ihr Kapitän Sebastian Kehl freimütig bekennt. Denn die stolzen Wolfsburger waren "ein brutal guter Gegner, in unserer Situation der denkbar undankbarste", wie Klopp feststellt.

Sein Team war ausnahmsweise mal nicht in kühner Verschwendungssucht mit seinen Chancen umgegangen, es hatte sie durch Henrikh Mkhitaryan und Robert Lewandowski ziemlich kühl genutzt. Der "brutal starke Gegner" dagegen strapazierte das Aluminiumgestänge am Dortmunder Tor, schoss den BVB-Schlussmann Roman Weidenfeller auf der Linie ab oder verfehlte den Kasten aus ein paar Metern, wie das dem später am Knie verletzten Malanda eindrucksvoll gelang. "Bei solchen Gelegenheiten musst du dich einfach belohnen", urteilt Hecking. Im Erfolgsfall wäre er bestimmt noch stolzer.

So muss er sich (berechtigte) Lobeshymnen für eine sehr reife Vorstellung anhören. "Wolfsburg hat es sehr gut gemacht, wir hatten Glück", sagt beispielsweise Verteidiger Mats Hummels, der einiges wegzuputzen hatte, was da auf Initiative des sehr starken Kevin de Bruyne in den Dortmunder Strafraum flog. Klopp preist die Fähigkeit des Gegners, "uns sehr spritzig unter Druck zu setzen. Wir mussten viel hin- und herrennen". Dabei ließ das in zwei schweren Spielen innerhalb einer Woche gegen Real Madrid (2:0) und bei Bayern München (3:0) bereits geforderte Team ordentlich Substanz. "Das", erklärt Klopp, "hat heute zum ersten Mal so richtig eingeschlagen." Gegen Ende schleppte sich der Express Dortmund auf dem letzten Tropfen Sprit ins Ziel. "Ich darf mir gar nicht vorstellen, wie wir in einer Verlängerung ausgesehen hätten", sagt der BVB-Coach. Ein bisschen stellt er es sich dann doch vor, und sein Gesicht wirft in der Folge ganz kurz mal ziemliche Falten. Es könnte durchaus sein, dass seine Mannschaft gegen die ausgeruhter wirkenden Wolfsburger noch mehr Probleme bekommen hätte. Das lässt ihn regelrecht schaudern. Ob es ihm auf die Blase geschlagen ist, lässt sich nicht mehr herausfinden. Sicher aber ist, dass Klopp nach der kürzesten Pressekonferenz seiner Amtszeit mit einem knappen "Ich muss mal für kleine Trainer" vom Podium flieht.

Dort lässt er den Kollegen Hecking zurück, der noch erkennbare Mühe hat, sich im Zwiespalt zwischen hoher Anerkennung und mangelndem Ertrag zurecht zu finden. Klopp hat ihm vor seinem eiligen Abgang noch das Kompliment mit auf den weiteren Berufsweg gegeben, der VfL Wolfsburg habe "eine besorgniserregende Entwicklung genommen". Und Hecking darf laut über die Geheimnisse des Erfolgs in den luftigen Höhen des Spitzenfußballs nachdenken. "Man sieht schon, dass wir in der Lage sind, die Lücke zu schließen", sagt er. Er meint natürlich die Lücke zu ganz Großen der Branche, den Fixstartern in der Champions League, den Dortmundern und (er traut es sich nicht, das zu sagen) den Über-Bayern. Aber er hat auch festgestellt, "dass die kleinen Dinge den Unterschied machen". Die Zielstrebigkeit vor dem Tor zum Beispiel, die Konzentration in der Abwehrarbeit. Oder die paar Zentimeter, die zwischen Tornetz und Torpfosten liegen.

Noch ist der VfL Wolfsburg, das meint Hecking, um diese Kleinigkeiten von der feinen Gesellschaft des deutschen Fußballs entfernt. Aber nur um Klitze-Kleinigkeiten. Deshalb ist Klopp auch so besorgt, bevor er an ein stilles Örtchen flüchtet. "Jetzt wollen wir in der Liga den maximalen Erfolg", betont Hecking. Das ist der vierte Rang. Vorläufig.

(RP)
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