ATP-Turnier zieht weg Tennis-Standort Düsseldorf war schon lange verloren

Meinung | Düsseldorf · Tennis im Rochusclub hatte schon immer Tradition. Am Ende sind aber nicht die fehlenden Stars schuld, dass das Turnier gescheitert ist. Die Geschichte ist einfach bis zum letzten Kapitel auserzählt.

 Philipp Kohlschreiber wird wohl für sehr lange Zeit der amtierende Sieger der Düsseldorf Open bleiben.

Philipp Kohlschreiber wird wohl für sehr lange Zeit der amtierende Sieger der Düsseldorf Open bleiben.

Foto: dpa, cas nic

Das Ende des Tennis-Standorts Düsseldorf auf professioneller Ebene ist bereits vor einigen Jahren eingeläutet worden. In der Landeshauptstadt muss alles möglichst grell glitzern. Den Zuschauern ist es nicht zu verdenken, sie haben eine beachtliche Auswahl von Sportangeboten im unmittelbaren Einzugsgebiet. Nur wer "oben" mitspielt, hat auch eine Chance, wahrgenommen zu werden.

Im Rochusclub wurde schon lange nur noch ein trostloses Spiel geboten. Wer nur die Vertretung von der Vertretung von der Vertretung aufbieten kann, der muss sich nicht wundern, immer mehr in der Bedeutungslosigkeit zu verschwinden. Das ATP-Turnier der 250er-Kategorie ist aber nicht in allererster Linie daran gescheitert, dass zu wenige Stars am Rolander Weg aufgeschlagen sind. Es fehlte eine Geschichte. Oder: Die vorhandene Story war ausgiebig und bis zum letzten Kapitel auserzählt.

Horst Klosterkemper, der Grandseigneur im deutschen Tennis, hatte ab 1978 ein Format etabliert, das weltweit Eindruck machte. Er ließ Nationen einen Team-Weltmeister ausspielen. Die Großen der Branche gastierten am Rhein — John McEnroe, Ivan Lendl, Pete Sampras, Boris Becker und, und, und. Eine Woche vor dem Grand-Slam-Turnier in Paris bot Düsseldorf eine gute Gelegenheit, sich auf Sand einzuspielen.

Irgendwann haben sich aber die äußeren Umstände verändert. Stars wie Roger Federer und Rafael Nadal nehmen sich im übervollen Terminkalender lieber eine Auszeit, als bei kleineren Veranstaltungen den Glamour-Faktor beizusteuern. Dietloff von Arnim, der Nachfolger von Klosterkemper als Turnierdirektor, hat solide Arbeit abgeliefert. Er war indes nicht mehr als ein Verwalter.

Vor zwei Jahren wurde die Lizenz an den früheren Weltklassespieler Rainer Schüttler und den einstigen Becker-Manager Ion Tiriac verscherbelt. Alle hatten eifrig versichert, das Turnier in der Stadt halten zu wollen. Die Suche nach einem neuen Titelsponsor war nicht erfolgreich, weil vielleicht nicht alle Beteiligten mit letzter Entschlossenheit darum bemüht waren.

Es mutet geradezu grotesk an, dass der Aachener Sportmanager Michael Mronz (CHIO) in München erfolgreich ein Tennisturnier betreut — in Düsseldorf aber offenbar keine Alternative war. Der Rochusclub — das war Tradition. Seit den 1920er-Jahren wurden internationale Spiele dort ausgetragen. Es ist zu hoffen, dass sich nach einiger Zeit der Konsolidierung wieder Kräfte finden, die sich an diese Vergangenheit erinnern und daraus den Stoff für die Zukunft entwickeln.

(RP)
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