Kolumne Gegenpressing Tennis und Krise - ein eingespieltes Doppel

Düsseldorf · Viele bekannte Gesichter, viele bekannte Sorgen - der DTB hat sich ab sofort gute Stimmung verordnet und macht deshalb einfach munter so weiter wie bisher.

 RP-Redakteur Gianni Costa.

RP-Redakteur Gianni Costa.

Foto: Phil Ninh

Vor zwei Tagen haben sie sich beim Deutschen Tennis-Bund mal selbst kräftig auf die Schulter geklopft. Wer so viel auf die Mütze bekommt, der sollte sich tatsächlich ein wenig Streicheleinheiten verordnen. Immerhin ist dem Verband ein Coupchen gelungen. Niki Pilic wieder in die Verantwortung zu nehmen, da muss man erstmal drauf kommen. Man wartet fast minütlich darauf, dass irgendein Formel-1-Rennstall die Verpflichtung von Flavio Briatore als Teamchef bekannt gibt.

Der DTB ist glücklicherweise selbst davon überzeugt, diesmal richtig zu liegen. Der neue Teamchef heißt Michael Kohlmann, ist ein netter Zeitgenosse, bislang aber nicht mit revolutionären Ansätzen zu positiven Veränderungen im Verband in Erscheinung getreten.

Das neue Amt indes scheint ihn zu beflügeln. Der ehemalige Assistent des geschassten Carsten Arriens hat sich flugs zu Wort gemeldet und durchaus überraschende Ambitionen offenbart. "Ich weiß, dass das kurzfristig bei uns schwierig wird. Aber natürlich ist es auch mein großer Traum, irgendwann den Davis Cup zu gewinnen", sagte der 41-Jährige dem Internetportal "tennismagazin.de". Man wünscht Herrn Kohlmann natürlich nur die allerbesten Gedanken im Schlaf, aber solche Überlegungen sollten dann doch professionell besprochen werden. In einer Zeit, in der das deutsche Herren-Tennis derart am Boden liegt, sollte man den Fokus auf andere Bereiche legen.

Natürlich hat Kohlmann eine Chance verdient. Andere allerdings definitiv nicht. Philipp Kohlschreiber darf in Ermangelung von Alternativen weiter Chef-Diva im deutschen Tennis sein. Er hat nun mittlerweile mit seiner charakterlich, gelinde gesagt, manchmal etwas schwierigen Art zwei Davis-Cup-Kapitäne verschlissen. Um aber nicht ganz von der Bildfläche zu verschwinden, braucht der DTB kurzfristige Lebenszeichen und damit die sportliche Klasse des Augsburgers. Da sieht man großzügig über andere Defizite bei ihm hinweg. Kohlmann, Kohlschreiber, Pilic und Co. müssen sich im Rahmen der Erstrunden-Begegnung mit Vorjahresfinalist Frankreich im Davis Cup in Frankfurt (6. bis 8. März) zum ersten Mal als Kollektiv beweisen.

Man würde sich für diesen faszinierenden Sport wünschen, dass sich endlich Grundsätzliches ändert. Dass jemand wieder Begeisterung entfacht. Im Rahmen ihrer Möglichkeiten hat Barbara Rittner im Damenbereich einen gehörigen Ruck bewirkt. Sie hat mehr als zehn Jahre solide Arbeit geleistet und kann nun sportlich hervorragende Ergebnisse vorweisen. Die Herren reden lieber drüber.

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(RP)
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