Youngster blafft Journalisten an Zverev will nach Davis-Cup-Debüt kein Lob hören

Alexander Zverev wurde nach seinem Davis-Cup-Debüt mit Lob überschüttet, doch der Teenager war selbst todtraurig. Mit Niederlagen wird sich der Hochbegabte nie anfreunden.

Davis Cup: Alexander Zverev unterliegt Tomas Berdych in fünf Sätzen
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Zverev verliert Davis-Cup-Debüt gegen Berdych

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Foto: dpa, jst hak

Sein Gegner sah in Alexander Zverev die zukünftige Nummer eins der Tennis-Welt, sein Teamchef schwärmte von einem "sensationellen Match". Doch der ebenso hochbegabte wie hochgelobte Teenager konnte sich auch lange nach seinem erstaunlichen Davis-Cup-Debüt nicht freuen. Wie auch? Eine Niederlage ist für Zverev nichts, worauf er stolz ist. Gegen wen auch immer.

Niemand hatte von Zverev erwartet, dass er Tomas Berdych schlägt, den tschechischen Spitzenspieler, den Weltranglistensiebten und zweimaligen Davis-Cup-Champion. Niemand, außer ihm selbst. Zverev wusste, dass sein Sieg das Tor zum Viertelfinale weit aufgestoßen hätte, er war voller Selbstvertrauen angetreten und nach dramatischen 4:20 Stunden in Hannover umso bestürzter über die Niederlage.

"Das ist jetzt gerade bitter", sagte Zverev extrem kurz angebunden, als die Tränen nach dem 6:7 (6:8), 6:1, 6:4, 6:7 (5:7), und 4:6 getrocknet waren. Als müsse er seinem Frust mehr Ausdruck verleihen, blaffte der 18-Jährige in der spätabendlichen Fragerunde die Journalisten an. Ein Verhalten, das so gar nicht mit dem reifen Auftritt auf dem Court zusammenpasste, das jedoch zeigt, welch weiten Weg Zverev noch vor sich hat.

Ehrengast Boris Becker, der nur den ersten Akt des hochklassigen Matches verfolgte, weil er seinen Flug in die Heimat London erwischen musste, hatte bereits vor der Partie mahnend den Zeigefinger erhoben. "Es gab schon viele talentierte 18-Jährige, die Situation ist gefährlich, nur wenige haben es geschafft", sagte der Leimener: "Man sollte Sascha in Ruhe erwachsen werden lassen."

Ein frommer Wunsch - aus eigener Erfahrung. Doch Zverev geht längst seinen eigenen Weg. Als Philipp Kohlschreiber, der zum Auftakt gegen Lukas Rosol in fünf Sätzen gewonnen hatte, den Youngster nach dem Grad seiner Aufregung vor der Premiere fragte, wiegelte Zverev nur ab. "Ach was! Kein Problem!" Damit hatte sich das Thema erledigt und Kohlschreiber blieb ein wenig erstaunt zurück. "Das hatte ich nicht erwartet", sagte der 32-Jährige.

Davis-Cup-Kapitän Michael Kohlmann durfte sich jedenfalls bestätigt sehen, Zverev das Vertrauen geschenkt zu haben. "Ich kann nur alle Hüte ziehen, das war überragend, auch wenn es Sascha noch nicht so sehen kann", sagte Kohlmann. Neben ihm auf dem Podium untermalte der angesprochene Zverev die Worte mit einem Gesichtsausdruck, der all seine Enttäuschung widerspiegelte.

Sein Ehrgeiz wird Zverev antreiben, seine Begabung in Ergebnisse umzusetzen. Bislang hat er auf der ATP-Tour noch kein Finale erreicht und noch keinen Top-10-Spieler geschlagen. Zu wenig für seine eigenen Ansprüche. Die Davis-Cup-Erfahrungen von Hannover werden ihm helfen, auch wenn schließlich der Gang in die Relegation anstehen sollte.

Tomas Berdych fasste es prägnant zusammen: "Sascha hat bewiesen, welch' großes Potenzial er besitzt. Er ist in Zukunft eine mögliche Nummer eins der Welt." Zverev konnte das ehrlich gemeinte Lob jedoch nicht aufheitern.

(sid)
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