Tennis Alle lieben wieder Andrea Petkovic

Düsseldorf · Die Darmstädterin stand nach vielen Verletzungen schon ein paar Mal vor dem Karriereende. Nun feierte sie stattdessen den größten Erfolg ihrer Laufbahn mit dem Turniergewinn in Charleston – und bekommt sogar Lob von Steffi Graf.

Andrea Petkovic feiert Turniersieg in Charleston
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Andrea Petkovic feiert Turniersieg in Charleston

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Die Darmstädterin stand nach vielen Verletzungen schon ein paar Mal vor dem Karriereende. Nun feierte sie stattdessen den größten Erfolg ihrer Laufbahn mit dem Turniergewinn in Charleston — und bekommt sogar Lob von Steffi Graf.

Dies ist die Geschichte von einer, an die nicht mehr viele geglaubt haben. Andrea Petkovic galt einmal als die größte Hoffnungsträgerin im deutschen Tennis. Doch immer dann, wenn sie sich anschickte, den nächsten Schritt nach vorne zu machen, streikte ihr Körper. Immer wieder wurde sie durch Verletzungen zurückgeworfen.

WTA-Turnier in Charleston: Petkovic schlägt Lisicki
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WTA-Turnier in Charleston: Petkovic schlägt Lisicki

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Und so ist sie mittlerweile im für eine Profisportlerin fortgeschrittenen Alter von 26 Jahren und kann nur auf die bescheidene Zahl von drei Turniersiegen auf der WTA-Tour verweisen. Nach Bad Gastein (2009) und Straßburg (2011) gelang ihr nun ein Erfolg beim Wettbewerb in Charleston im US-Bundesstaat South Carolina. Bescheiden deshalb, weil sie früh auserkoren war, in der nationalen Hackordnung endlich wieder ein Grand-Slam-Turnier zu gewinnen — die letzte Deutsche, der das gelang, war Steffi Graf am 5. Juni 1999 bei den French Open in Paris.

Petkovic ist in ihrer Laufbahn nie weiter als über das Viertelfinale bei einer der vier bedeutendsten Veranstaltungen gekommen, und das ist auch schon wieder drei Jahre her. Danach war, wenn sie überhaupt antrat, immer ziemlich früh Schluss. Gesundheitlich gehandicapt, außer Form, einfach nicht konstant genug. Es gibt einige Gründe im Leben der Andrea Petkovic, die verhindert haben, dass sie nicht den ganz großen Durchbruch geschafft hat. Derzeit rangiert sie auf Position 28 in der Rangliste. Ihre Arbeitskolleginnen Angelique Kerber (7.) und Sabine Lisicki (14.) sind deutlich höher als die Darmstädterin eingestuft.

Petkovic hat gelernt, den Augenblick zu genießen und nicht den verpassten Chancen der Vergangenheit nachzutrauern. Dementsprechend aufgeräumt spricht sie über ihren ersten Turniererfolg nach 1051 Tagen. "Ich bin so erleichtert und stolz, dass ich nach all den Verletzungen zurückgekommen bin. Ich dachte nicht, dass ich noch einmal in den Finals der großen Turniere spielen würde", sagte die Hessin, deren Vater Zoran einst für die University in Charleston Tennis spielte. "Das alles ist einfach unglaublich. Ich werde Champagner aus meinem Pokal trinken und mit den Stewardessen tanzen."

Viel Zeit zum Durchschnaufen hat sie in ihrem Haus in Darmstadt indes nicht. Bereits in wenigen Tagen bricht sie mit dem Fed-Cup-Team nach Australien auf. In der Mannschaft von Bundestrainerin Barbara Rittner ist sie am Osterwochenende in Brisbane die Nummer zwei im Kampf um den Einzug ins Finale. Lisicki ist nicht für das Aufgebot nominiert. Nach 22 Jahren ist für Deutschland die Chance zum Greifen nah, wieder den Titel zu gewinnen — maßgeblichen Anteil daran soll die derzeit formstarke Petkovic haben, die in Tuzla (liegt im heutigen Bosnien und Herzegowina) geboren wurde. "Harte Arbeit zahlt sich aus. Der Titel war sehr wichtig, damit sie selbst wieder an sich glaubt und die Zweifel der vergangenen Wochen eliminiert", sagte Rittner.

Wie bedeutsam dieser Turniersieg von Petkovic gewesen ist, zeigt sich an der Reaktion der größten deutschen Tennisspielerin. Steffi Graf, die sich weitestgehend aus dem aktuellen Tennisgeschäft zurückgezogen hat und mit Ehemann André Agassi und den Kindern in Las Vegas lebt, hat sich zu Wort gemeldet. "Nach vielen Verletzungspausen hat sie nie aufgegeben und diesen Sieg hoch verdient. Gratulation!!", schrieb die 22-malige Grand-Slam-Siegerin in einer Mitteilung auf ihrer Facebook-Seite. Und auch andere Größen der Sportszene haben artig zum derzeitigen Karrierehoch gratuliert. "Tolle Geschichte", twitterte die frühere Nummer eins Kim Clijsters (Belgien), während die einstige French-Open-Gewinnerin Ana Ivanovic schrieb: "Du hast es so verdient." Weltfußballerin Nadine Angerer "zwitscherte" bei Twitter: "Ich bin stolz auf Dich."

(RP)
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