Tennis-Profi zurück in den Top Ten Petkovic will nach Pommes und Waffeln Richtung Dubai rollen

Andrea Petkovic schwebte auf Wolke sieben und wollte im Überschwang der Gefühle sogar auf den Flieger als Transportmittel verzichten. "Belgische Pommes, belgische Waffeln, das gönne ich mir. Danach rolle ich nach Dubai, ein Flugzeug brauche ich nicht", kündigte Petkovic vor ihrer Abreise aus Antwerpen zum nächsten Turnier am Persischen Golf an.

 Andrea Petkovic durfte sich in Antwerpen über eine Trophäe in Schläger-Optik freuen.

Andrea Petkovic durfte sich in Antwerpen über eine Trophäe in Schläger-Optik freuen.

Foto: afp, QL

Hinter der 27-Jährigen lagen neun "wahnsinnige" Tage - und der ungewöhnlichste Turniersieg ihrer bisherigen Karriere. Als Krönung steht die immer wieder vom Verletzungspech gebeutelte Petkovic erstmals seit April 2012 wieder in den Top Ten der Weltrangliste. "Es fühlt sich toll an. Ich dachte nach all den Blessuren nicht mehr, dass ich es dorthin zurück schaffe", sagte die Weltranglisten-Zehnte und gab sich demütig: "Ich bin einfach nur dankbar für diese zweite Chance. Ich habe es mir und allen Zweiflern bewiesen."

Die Antwerpen-Siegerin löste durch ihre Rückkehr unter die besten Zehn ihre Fed-Cup-Kollegin Angelique Kerber als deutsche Nummer eins ab. Die 27-jährige Kielerin fiel nach zuletzt zwei Auftaktpleiten von Rang zehn auf Position zwölf zurück und gehört erstmals seit Mai 2012 nicht mehr zum illustren Kreis.

Für Publikumsliebling Petkovic ("Ich werde später mal dick, und ich freu' mich drauf") schloss sich nach Jahren voller Zweifel und Rückschläge der Kreis. Dabei waren Art und Weise irgendwie typisch. Nachdem sie erst am Wochenende zuvor beim Fed Cup gegen Australien (4:1) ihre ersten beiden Einzelsiege der Saison 2015 eingefahren hatte, avancierte sie in Antwerpen vollends zur unzerstörbaren Marathonfrau.

In ihrem Auftaktspiel wehrte Petkovic gleich acht Matchbälle ab. In den fünf Begegnungen vor dem Finale, zu dem Petkovics Gegnerin Carla Suarez-Navarro (Nackenblessur) nicht antreten konnte, hatte die Darmstädterin fast 13 Stunden auf dem Court gestanden. "Petko war einfach der Hammer", schwärmte Fed-Cup-Teamchefin Barbara Rittner - wohlwissend um die Willensstärke ihrer neuen Nummer eins, die einst kurz davor war, das Racket für immer aus der Hand zu legen.

Einem Bruch des Iliosakralgelenks im Rücken 2012 folgten binnen zwölf Monaten ein Bänderriss im Sprunggelenk und ein Meniskusabriss. Zermürbt von den immer wiederkehrenden Verletzungen und dem Sturz auf Rang 192 der Weltrangliste hatte sich Petkovic bereits nach beruflichen Alternativen im Journalismus und der Politik erkundigt. "Dabei habe ich aber gemerkt, dass meine Liebe noch dem Tennissport gehört", sagte sie jüngst im SID-Interview. Ihr Schicksal hat Petkovic akzeptiert: "Ein bisschen Drama gehört bei mir dazu."

Dem Zufall will die French-Open-Halbfinalistin von 2014 trotzdem nichts überlassen. In der Saison-Vorbereitung quälte sich Petkovic in der Schüttler-Waske-Tennis-University in Offenbach und spielte auch Fünf-Satz-Matches gegen Männer. Ihre Ziele sind hoch: "Letztes Jahr habe ich mir gewünscht, mal ein Grand-Slam-Halbfinale zu erreichen - und es hat geklappt. Dann sage ich halt jetzt: Es soll ein Finale sein und hoffe, dass es genauso funktioniert." Petkovics Zweifel sind längst verflogen.

(sid)
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