Überraschende Pleite in Doha "Leere" Kerber landet auf dem Boden der Tatsachen

Doha · Völlig entkräftet und mental müde: Angelique Kerber ist 24 Tage nach ihrer Sternstunde in Melbourne unsanft im Tour-Alltag gelandet. Die Strapazen der vergangenen Wochen waren der topgesetzten Australian-Open-Siegerin beim überraschenden 5:7, 1:6 in ihrem Auftaktmatch in Doha gegen Saisai Zheng (China/WTA-Nr. 73) deutlich anzumerken.

 Angelique Kerber hat ihr Auftaktmatch in Doha überraschend verloren.

Angelique Kerber hat ihr Auftaktmatch in Doha überraschend verloren.

Foto: ap

"Natürlich ist das jetzt als Major-Gewinnerin eine neue Situation für mich. Aber es kam auch so alles zusammen. Ich habe mich schlecht bewegt und viel zu viele Fehler gemacht", sagte Kerber dem SID nach dem frühen K.o. Die Niederlage wollte die 28-Jährige aber nicht überbewerten - und schon gar nicht am gestiegenen Druck festmachen: "Ich mache daraus jetzt kein Drama." Schon beim Einschlagen am Vormittag habe sie gemerkt, "dass es nicht mein Tag ist."

Die Kielerin leistete sich gegen Zheng insgesamt 38 unbedrängte Fehler - ihr fehlten Spritzigkeit und Power. Bereits nach dem Verlust des ersten Satzes hatte die Weltranglistenzweite zu ihrem herbeigerufenen Coach Torben Beltz gesagt: "Ich fühle mich sowas von leer."

Kerber kämpfte zwar auf dem Centre Court des Khalifa Tennis Complexes, aber die Linkshänderin fand gegen die krasse Außenseiterin Zheng nie zu ihrem soliden Spiel.

Zuvor hatte Andrea Petkovic (Darmstadt) beim mit 2,82 Millionen Dollar dotierten Hartplatz-Turnier das Achtelfinale erreicht. Die deutsche Nummer zwei gewann souverän mit 6:3, 6:3 gegen Margarita Gasparjan (Russland) und trifft nun am Mittwoch überraschend auf die Amerikanerin Coco Vandeweghe, die die an Position sechs gesetzte Belinda Bencic (Schweiz) ausschaltete.

Kerber hatte vor gut drei Wochen in Melbourne ihren ersten Grand-Slam-Titel geholt und dabei im Finale die 21-malige Major-Gewinnerin Serena Williams (USA) bezwungen. Bei der Ankunft in Doha hatte die Kielerin noch gehofft, die Nachwirkungen des immensen Medienrummels nach dem ersten Major-Triumph einer Deutschen seit Steffi Graf 1999 schnell abschütteln zu können. Doch die physische und psychische Müdigkeit waren Kerber gut drei Wochen nach ihrem bislang größten Erfolg deutlich anzumerken.

Ihre Teilnahme am Turnier in der vergangenen Woche in Dubai hatte sie wegen einer Oberschenkelverletzung abgesagt. Davor hatte Kerber noch zwei Matches im Fed-Cup-Duell gegen die Schweiz (2:3) absolviert. Gegen Timea Bacsinszky hatte die Kielerin gewonnen - gegen Belinda Bencic dann völlig entkräftet verloren.

Dabei hatte Kerber die Rückkehr auf die Tour und in die Normalität genießen wollen. "Für mich ist es jetzt wichtig, fokussiert zu bleiben und mich weiter zu verbessern. Der Erfolg von Melbourne war ein Ansporn, ich werde weiter hart arbeiten", hatte sie gesagt - und in den vergangenen Tagen den Umständen entsprechend auch gut trainiert.

Gewohnt freundlich hatte Kerber ihren Empfang auf dem Hamad Airport von Doha absolviert, bei dem "Angie" natürlich standesgemäß mit Blumen begrüßt wurde. Etliche Fotos ihrer Ankunft wurden vom Veranstalter der Qatar Total Open gleich werbewirksam versendet. So ist das mit dem neuen Ruhm.

Die Pressetermine hatte Kerber bereits vor ihrem frühen Aus fast auf den Nullpunkt gefahren - und dabei auch reizvolle Sachen konsequent abgeblockt. "Ich will mich auf das Tennisspielen konzentrieren", betonte die Fed-Cup-Spielerin, die erst wieder ab 9. März beim Turnier in Indian Wells an den Start geht.

(seeg/sid)
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