"KER-BOOM" Kerbers unglaubliche Reise: "Ein neuer Star ist geboren"

Schlaflos in Melbourne: Nach ihrem ersten Grand-Slam-Erfolg und einer durchzechten Nacht konnte Angelique Kerber ihr Glück immer noch nicht fassen.

Angelique Kerber feiert im schicken Kleid und mit Champagner ihren Triumph
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Kerber feiert im schicken Kleid und mit Champagner

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Foto: afp, fk

Nach ihrer unglaublichen Reise in den siebten Himmel von Melbourne hatte Angelique Kerber eine Abkühlung dringend nötig. Bevor für die neue Tennis-Königin und erste deutsche Grand-Slam-Gewinnerin seit 17 Jahren der große Rummel in der Heimat begann, tauchte sie noch einmal kurz im Yarra River ab.

"Es war kalt, aber es hat sich gelohnt. Das war ein würdiger Abschluss der bislang besten zwei Wochen meines Lebens", sagte die Überraschungssiegerin der Australian Open, die nach der eingelösten Wette noch seliger wirkte. Grund zum Abheben nach dem Eintrag in die Tennis-Annalen? "Nein, die Angie bleibt die Angie", versprach Kerber im SID-Interview.

Aus dem trüben Wasser heraus blickte die Steffi-Graf-Nachfolgerin immer wieder auf die nahe gelegene Rod-Laver-Arena, in der sich keine zwölf Stunden zuvor ihr größter Traum mit "reichlich Gänsehaut" erfüllt hatte. "Dieser Moment wird für immer in meinem Kopf, in meinem Bauch und in meinem Herzen sein. So ein Gefühl hatte ich noch nie, die Zeit war reif", sagte die neue Nummer zwei der Welt über die Augenblicke nach dem triumphalen 6:4, 3:6, 6:4-Finalsieg gegen Titelverteidigerin Serena Williams.

Angelique Kerber: Bad nach dem Sieg beim Finale der Australian Open 2016
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Kerber geht nach Triumph im Yarra River baden

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Foto: dpa, sf ms

Die US-Superfrau hatte sich nach einem der besten Major-Finals vor Kerber verneigt: "Angie, du bist die verdiente Siegerin. Genieß' diesen Erfolg", hatte Williams ins Court-Mikrofon gerufen. Auch die Herald Sun Sunday schwärmte von der neuerdings so nervenstarken Fed-Cup-Spielerin, die in ihrer Auftaktpartie sogar einen Matchball abwehren musste. "Ein neuer Star ist geboren - KER-BOOM."

Selbst nach einer durchzechten Party-Nacht im "Club 161" und "ohne eine Minute Schlaf" konnte Kerber, die die Anlage nach dem Endspiel erst um drei Uhr in der Früh verlassen hatte, ihr Glück kaum fassen. "Ich bin ein Grand-Slam-Champion, das klingt so verrückt", sagte die 28-Jährige vor dem Abflug am Sonntag nach Hause: "Ich bin jetzt in der Historie drin."

Im Gepäck hatte Kerber neben dem Siegerscheck in Höhe von umgerechnet rund 2,2 Millionen Euro auch die Gewissheit, nach vielen Zweifeln endgültig den Durchbruch auf der ganz großen Bühne geschafft zu haben. "Ich habe bewiesen, dass ich zu den Besten gehöre." Und warum erst jetzt? Der Glaube, erklärte Publikumsliebling Kerber, der sei "nun einfach" da: "Im Finale bin ich locker geblieben. Aber ich weiß gar nicht, warum."

Pressestimmen: Angelique Kerber besiegt Serena Williams im Finale
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Pressestimmen zu Kerbers Sieg in Melbourne

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Foto: qvist /Shutterstock.com/Retusche RPO

Besondere Glückwünsche kamen von einer anderen "Angie" - Bundeskanzlerin Angela Merkel. "Es war faszinierend, wie unerschrocken und nervenstark Sie sich im Finale gegen die wohl beste Spielerin der Welt durchgesetzt haben", schrieb Merkel. Kerbers Mentorin Steffi Graf hatte ihr zu diesem Zeitpunkt auch schon per Mail gratuliert. Immerhin sorgte die Kielerin dafür, dass Williams in punkto Grand-Slam-Titel noch nicht zu Graf (22 Major-Siege) aufschließen konnte.

Bundestrainerin Barbara Rittner traut ihrer Nummer eins 2016 eine Menge zu: "Das wird Angies Jahr", sagte sie dem SID. Das Kerber-Team muss nach dem Coup seiner Chefin noch etwas "leiden". Trainer Torben Beltz wird zusammen mit Angie einen Fallschirmsprung aus einem Flugzeug wagen. Und ihr Physio Simon Iden lässt sich ein Tattoo stechen - in Form der Siegestrophäe.

Am Sonntagnachmittag Ortszeit - nach dem offiziellen Fototermin mit dem Pokal im Botanischen Garten - flog Kerber via Bangkok und Frankfurt nach Posen. Von dort geht es mit dem Auto ins polnische Puszczykowo, wo sie in der Nähe ihrer Großeltern wohnt. Kerber: "Wir werden mit Sekt anstoßen. Ich freue mich schon sehr auf zu Hause. Meine Familie hat immer zu mir gehalten und mir Kraft gegeben. Auch in den Momenten, in denen ich nicht an mich geglaubt habe."

Am Dienstagabend soll die Linkshänderin dann zum Fed-Cup-Team stoßen. Deutschland tritt am 6./7. in Leipzig gegen die Schweiz an.

(sid)
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