Australian Open Grigor Dimitrow — vom Frauenheld zum Titelanwärter

Melbourne · In den vergangenen zwei Jahren schrieb Grigor Dimitrow mehr Schlagzeilen durch seine Frauengeschichten als durch sein Tennis. Nun steht der Bulgare, der einst als neuer Roger Federer gehandelt wurde, im Halbfinale der Australian Open.

Australian Open 2017: Grigor Dimitrow macht mit David Goffin kurzen Prozess
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Dimitrow macht mit Goffin kurzen Prozess

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Foto: ap

Grigor Dimitrow brach in Gelächter aus, als er die Frage eines Journalisten hörte. "Als ich jung war, mochte ich Mädchen sehr gerne und war oft abgelenkt. Lassen Sie sich auch oft ablenken?", wollte der Reporter wissen. Und Dimitrow beantworte die Frage, die viele seiner Profi-Kollegen wohl nur mit einem "Kein Kommentar" abgetan hätten, so aufrichtig wie möglich. In der Tat habe er früher Schwierigkeiten gehabt, die Liebe für den Tennissport von anderen Liebesdingen zu trennen, gab Dimitrow zu. "Es gab eine Zeit, da wusste ich nicht, wie ich beides unter einen Hut bringen sollte. Aber man lernt und man wird älter."

In der Tat wirkt es in den Tagen von Melbourne so, als sei Dimitrow erwachsen geworden. Auf und neben dem Platz. Als Youngster wurde der mittlerweile 25-Jährige wegen seiner variablen, eleganten Spielweise als Nachfolger von Roger Federer gehandelt, die Presse gab ihm den Spitznamen "Baby Fed". Den hohen Erwartungen konnte Dimitrow unmöglich gerecht werden, doch in den vergangenen zwei Jahren sah es sogar so aus, als würde er sein Talent komplett verschenken. Nach einem guten Jahr 2014, in dem er das Halbfinale von Wimbledon erreichte und es erstmals in die Top Ten der Weltrangliste schaffte, fiel Dimitrow in ein Leistungsloch. Schlagzeilen noch und nöcher produzierte er in den zwei titellosen Jahren dennoch.

Dimitrow hat seinen Ruf als Frauenheld weg. Rund zwei Jahre lang war er der Mann an Maria Scharapowas Seite — und stand stets im Schatten der Tennis-Diva. Vor der Beziehung mit der vier Jahre älteren Russin soll er eine Affäre mit Serena Williams gehabt haben, Scharapowas große Rivalin. In einem Interview mit dem Musikmagazin Rolling Stone lästerte Williams 2013: "Da gibt es eine Top-Fünf-Spielerin, die verliebt ist und jedes Interview mit 'Ich bin so glücklich' beginnt — grauenhaft langweilig. Sie wird trotzdem nicht zu den coolen Partys eingeladen, aber wenn sie einen Kerl mit einem schwarzen Herzen haben will, dann bitte." Ob mit "der Kerl mit dem schwarzen Herzen" wirklich Dimitrow gemeint war, klärte Williams nie auf, aber der Zickenkrieg war eröffnet. "Wenn sie unbedingt über persönliche Dinge reden möchte, dann vielleicht über die Beziehung zu ihrem Freund, der ein verheirateter Mann war, jetzt in Scheidung lebt und zwei kleine Kinder hat", konterte Scharapowa in Anspielung auf Williams' damalige Affäre mit ihrem Coach Patrick Mouratoglou.

Nicole Scherzinger ist Dimitrows Neue

2015 ging die Beziehung zwischen Scharapowa und Dimitrow in die Brüche. Lange einsam blieb der Bulgare nicht. Er bandelte mit der Sängerin Nicole Scherzinger an, ihreszeichens Ex-Freundin von Formel-1-Star Lewis Hamilton und wie Williams und Scharapowa deutlich älter als Dimitrow. Auch auf dieses Paar stürzt sich die Yellow Press mit Wonne, wöchentlich wechseln sich Trennungs- und Hochzeitsgerüchte ab. Aber mittlerweile scheinen sie Dimitrow nicht mehr zu jucken.

Die Spielerfrauen der Tennis-Stars
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Foto: Screenshot Instagram / danielleknudson1

Schon in der zweiten Hälfte der vergangenen Saison zeigte er eine leicht ansteigende Form, 2017 gelang ihm der perfekte Start ins neue Jahr. Er gewann das hochkarätig besetzte ATP-Turnier in Brisbane, wo er drei Spieler aus den Top Ten besiegte. Bei den Australian Open spielte er sich relativ souverän bis ins Halbfinale vor. Im Viertelfinale gegen David Goffin, immerhin die Nummer elf der Welt, war er bei seinem 6:3, 6:2, 6:4-Sieg nie gefährdet.

Er habe in der Vorbereitung nicht viel anders gemacht, sagte Dimitrow, der seit dem vergangenen Jahr mit Dani Vallverdu, Ex-Coach von Andy Murray, zusammenarbeitet. "Wir hatten einige lange Gespräche darüber, was wir besser machen können und woran wir arbeiten müssen", sagte Dimitrow. "Und irgendwann habe ich angefangen, wieder mehr an mich zu glauben."

In Melbourne wirkt Dimitrow topfit. Er ist extrem flink auf den Beinen und trifft auf dem Platz zumeist die richtigen Entscheidungen. Gegen Goffin spielte er geduldig von der Grundlinie, streute häufig den Rückhand-Slice ein und schaltete im richtigen Moment auf Offensive. Goffin antworte mit einer für ihn ungewöhnlich hohen Anzahl an Fehlern auf die Variablität seines Gegners.

Bei den Wettanbietern stehen die Herren Roger Federer, Stan Wawrinka oder Rafael Nadal höher im Kurs, in dieser Form ist Dimitrow für alle ein unangenehmer Gegner — auch wenn die Bilanz mit Halbfinalgegner Nadal klar für den Spanier spricht (1:7). Ob bei einem eventuellen Finaleinzug auch Nicole Scherzinger in Dimitrows Box sitzen würde, ist unklar. Bislang wurde der Popstar in Melbourne noch nicht gesichtet. Das heizte natürlich neue Spekulationen an. Doch Dimitrow hat es geschafft, dass in Australien die Schlagzeilen über sein Tennis die zu seinem Privatleben überlagert haben.

(areh)
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