Tennis-Sensation gegen Murray Mischa Zverev tritt aus dem Schatten des kleinen Bruders

Melbourne/Düsseldorf · Freude und Leid lagen bei den Brüdern Zverev an diesem Australian-Open-Wochenende nahe beieinander. Alexander Zverev scheiterte nach großem Kampf an Rafael Nadal, sein älterer Bruder Mischa sorgte für die große Sensation.

Mischa Zverev schafft Sensation gegen Andy Murray
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Zverev schafft Sensation gegen Murray

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"Das war definitiv das beste Match meines Lebens. Nicht nur, weil es best-of-five war, sondern bei einem Grand Slam", sagte Mischa Zverev der Deutschen Presseagentur. "Das Ergebnis bedeutet mir die Welt - und dass die Familie da ist, die Box voll ist und mich so viele Leute unterstützen".

Er sei in einem kleinen Koma gewesen, habe die ganze Zeit Serve und Volley gespielt. "Ich weiß nicht, wie ich einige Punkte gewonnen habe", sagte Zverev. In der Runde der letzten Acht trifft der 29-Jährige morgen auf den viermaligen Australian-Open-Champion Roger Federer aus der Schweiz.

Im Zverev-Clan spielte Mischas Karriere bisher nur eine untergeordnete Rolle. Das Augenmerk der Familie lag vor allem auf der Entwicklung des jüngeren Bruders Alexander, der als Jahrhunderttalent gilt. "Alexander ist jetzt schon einer der besten Spieler der Welt", hatte Rafael Nadal vor seinem Spiel gegen den 19-Jährigen gesagt. "Sein Spiel ist so komplett, dass ich mit hoher Intensität werde spielen müssen."

Der Erfolg des älteren Bruders ist vor diesem Hintergrund alles andere als selbstverständlich. Erst einmal in seiner Laufbahn hatte es Mischa, der einst für den Düsseldorfer Rochusclub antrat, in die dritte Runde eines Grand-Slams geschafft: 2008 in Wimbledon. Der in Moskau geborene Tennis-Profi galt in jungen Jahren als großes Talent, ist seit 2003 Profi. Aktuell rangiert er auf Position 50 der Weltrangliste.

2017 könnte so etwas wie das Comeback-Jahr des Norddeutschen werden. Im vergangenen Oktober kletterte er erstmals seit 2011 wieder unter die Top 100 der Weltrangliste. Die vergangenen sechs Jahre war er - von Verletzungspech geplagt - von der Bildfläche verschwunden. In dieser Zeit trat er nur als Doppelpartner und Co-Trainer seines kleinen Bruders sowie mit seiner viel kritisierten Davis-Cup-Absage in Erscheinung. Zverev hatte auf das Spiel mit der deutschen Mannschaft verzichtet, weil es nicht in seinen Turnierkalender passte.

Die Bruderliebe zwischen Mischa und Alexander Zverev ist nach Meinung des dreimaligen Wimbledonsiegers Boris Becker "so ein bisschen das Erfolgsgeheimnis der beiden". Es sei "schön, die Zverev-Familie im Training zu erleben. Der Papa Alexander war ja russischer Davis-Cup-Spieler, er ist immer dabei, die Mama auch, sie ist eine unglaublich nette, warmherzige Frau", sagte Becker dem Sportinformationsdienst.

Mischa Zverev war im Spiel von Beginn an auf Augenhöhe mit Murray. Zwar sah es im ersten Satz beim 3:5 nach dem erwarteten Verlauf aus, doch der Außenseiter ließ sich nicht irritieren und holte sich mit einem Ass noch den Durchgang.

Zverev suchte nach seinem Aufschlag den Weg ans Netz und konnte bei längeren Ballwechseln mithalten, weil er das Tempo verlangsamte. Damit kam Murray vor 15.000 Zuschauern in der Rod-Laver-Arena nicht zurecht. Und nach 3:34 Stunden verwandelte Zverev gleich seinen ersten Matchball. "Es sollte heute nicht sein", sagte Murray nach dem Spiel und lobte seinen Gegner: "Unter Druck hat er großartige Sachen gemacht."

(th)
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