Australian Open Djokovic blamiert sich gegen Nummer 117 der Welt

Melbourne · Novak Djokovic hat völlig überraschend den Einzug in die dritte Runde der Australien Open verpasst. Der Weltranglisten-Zweite unterlag dem Usbeken Denis Istomin in fünf umkämpften Sätzen mit 6:7, 7:5, 6:2, 6:7 und 4:6.

Australien Open: Novak Djokovic streicht überraschend die Segel
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Djokovic streicht überraschend die Segel

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Zuletzt hatte der sechsmalige Melbourne-Sieger 2008 in Wimbledon in der zweiten Runde eines Grand-Slam-Turniers verloren. Noch nie zuvor unterlag der Serbe bei einem Major-Event einem derart schlecht platzierten Gegner.

Djokovic, der sich vor der Saison von Trainer Boris Becker getrennt hatte, wollte im Melbourne Park seinen siebten Australian-Open-Titel holen und damit zum alleinigen Rekordgewinner aufsteigen. Der Australier Roy Emerson hat das Grand-Slam-Turnier in seiner Heimat ebenfalls sechsmal gewonnen. Der jetzige TV-Experte Becker wunderte sich bei "Eurosport" über seinen ehemaligen Schützling: "Novak hat viel zu passiv gespielt", kritisierte der 49-Jährige.

"Es ist der größte Sieg meiner Laufbahn. Es tut mir leid für Novak, aber ich habe so gut gespielt und mich selbst überrascht", sagte der 30-jährige Istomin, der nach einem schweren Autounfall 2001 bereits vor dem Ende seiner Karriere stand. Istomin wird von seiner Mutter Klaudija Istomina gecoacht: "Mama, du hast einen guten Job gemacht", rief er nach dem Triumph in die Box.

"Er hat verdient gewonnen, weil er in den entscheidenden Momenten der bessere Spieler war. Es war einer dieser Tage, an dem man sich auf dem Platz nicht so gut fühlt — und dein Gegner trifft alles", sagte Djokovic, der insgesamt sieben Punkte mehr machte als Istomin (193:186). Dem Topfavoriten unterliefen in der Rod-Laver-Arena 72 unerzwungene Fehler.

Australian Open: Alexander Zverev zieht in die dritte Runde ein
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Alexander Zverev zieht in die dritte Runde ein

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Kohlschreiber und Zverev sind weiter

Einen Tag nach seinem zehn Jahre älteren Bruder Mischa meisterte auch Alexander Zverev seine zweite Hürde beim 6:2, 6:3, 6:4 gegen Frances Tiafoe (USA) souverän. "Ich habe in den wichtigen Momenten gut gespielt", sagte der 19-jährige Hamburger, der im Match um den Sprung in sein erstes Grand-Slam-Achtelfinale am Samstag entweder auf Rafael Nadal (Spanien/Nr. 9) oder Marcos Baghdatis (Zypern) trifft.

Australian Open 2017: Andrea Petkovic scheidet aus
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Andrea Petkovic scheidet aus

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Philipp Kohlschreiber hat als vierter deutscher Profi derweil den Sprung in die dritte Runde der Australian Open geschafft. Der 33-Jährige aus Augsburg zeigte beim 7:5, 6:3, 6:0 gegen Donald Young (USA) eine starke Leistung und ließ im dritten Satz nur noch neun Punkte seines Gegners zu.

Dagegen schied Andrea Petkovic (Darmstadt) durch ein 0:6, 5:7 gegen die an Position 16 gesetzte Barbora Strycova (Tschechien) aus und wartet seit fünf Grand-Slam-Turnieren auf den Einzug in die dritte Runde eines Majors.

Am Donnerstag hatte im Melbourne Park auch noch Alexander Zverev (Hamburg/Nr. 24) die Chance, seine Zweitrunden-Hürden zu meistern. In der dritten Runde stehen neben Kohlschreiber bereits Titelverteidigerin Angelique Kerber (Kiel/Nr. 1), Mischa Zverev (Hamburg) und Qualifikantin Mona Barthel (Bad Segeberg).

Kohlschreiber gelangen insgesamt sieben Breaks und 41 Winner gegen Young, die ehemalige Nummer eins der Junioren-Weltrangliste. Nach 1:52 Stunden profitierte der an Position 32 gesetzte Kohlschreiber bei seinem dritten Matchball von einem Rückhandfehler seines Kontrahenten. "Ich habe auf einem sehr guten Level gespielt. Der Start war nicht reibungslos, aber dann habe ich ihn gut im Griff gehabt", sagte Kohlschreiber, der nach drei Spielen seine rutschigen gelben gegen griffigere weiße Socken wechselte.

In der Partie um den Sprung ins Achtelfinale wartet nun am Samstag im Melbourne Park der Franzose Gael Monfils (Nr. 6) auf den Routinier. Kohlschreiber hat nur zwei von 14 Duellen mit dem Franzosen gewinnen können.

Das erste Grand-Slam-Turnier des Jahres ist seit jeher ein gutes Pflaster für Kohlschreiber. Auf der Anlage am Yarra River hatte der Davis-Cup-Spieler schon dreimal das Achtelfinale erreicht - zuletzt 2012. In der vergangenen Saison war er bei allen vier Majors allerdings schon in der ersten Runde gescheitert.

Petkovic ist unzufrieden

Die 29-jährige Petkovic erlebte gegen Strycova einen katastrophalen Start und gab gleich die ersten acht Spiele ab. Danach kämpfte sich die Weltranglisten-56., die sich zwischendurch am linken Fuß behandeln lassen musste, aber zurück und bot der Tschechin ein Match auf Augenhöhe. "Es war kein gutes Match von mir. Am Anfang waren meine Beine nicht wach. Wenn ich so spiele, dann reicht es nicht für die Ziele, die ich habe", sagte die Hessin.

Allerdings konnte "Petko" insgesamt nur zwei ihrer 13 Breakchancen nutzen und musste selbst sechsmal ihren Aufschlag abgeben. Vor sechs Jahren hatte die French-Open-Halbfinalistin von 2014 in Melbourne erstmals das Viertelfinale eines Grand-Slam-Turniers erreicht.

Vorjahresfinalistin Serena Williams hat den nächsten Schritt zum angestrebten siebten Australian-Open-Titel gemacht. Die an Position zwei gesetzte US-Amerikanerin bezwang die Tschechin Lucie Safarova trotz zwischenzeitlicher Probleme mit 6:3, 6:4 und zog in die dritte Runde von Melbourne ein. Nach 86 Minuten verwandelte die 35-jährige Williams, der 15 Asse gelangen, in der Rod-Laver-Arena ihren dritten Matchball. Im vergangenen Jahr hatte sie das Finale beim ersten Grand-Slam-Event des Jahres gegen Angelique Kerber (Kiel) verloren.

Die Tennis-Weltranglisten-Dritte Agnieszka Radwanska ist dagegen bei den Australian Open vorzeitig gescheitert. Die Polin verlor am Donnerstag in Melbourne in der zweiten Runde glatt mit 3:6, 2:6 gegen die Weltranglisten-79. Mirjana Lucic-Baroni aus Kroatien.

(sid)
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