Australian Open Zverevs Leistung ringt den ganz Großen Respekt ab

Melbourne · Alexander Zverev verliert bei den Australian Open nach großen Kampf gegen Rafael Nadal. Doch die Zukunft gehört dem Tennis-Teenie.

Australian Open 2017: Alexander Zverev liefert Rafael Nadal packenden Fight
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Zverev unterliegt Nadal in fünf Sätzen

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Foto: rtr, KV

Nach einer seiner bislang bittersten Niederlagen saß Alexander Zverev völlig ausgepumpt im Bauch der Rod-Laver-Arena. Mit schmerzenden Beinen, zerzausten Haaren, aber auch mit sichtbar breiter Brust. "Natürlich bin ich enttäuscht, denn ich hätte das Match gewinnen können. Andererseits bin ich auch stolz auf meine Leistung. Ich denke, es liegt ein aufregendes Jahr vor mir", sagte der 19-Jährige nach seiner bärenstarken Vorstellung beim 6:4, 3:6, 7:6 (7:5), 3:6, 2:6 in der dritten Runde der Australian Open gegen Rafael Nadal.

Das größte Lob für Zverev kam ungeachtet des verpassten Achtelfinals in Melbourne vom spanischen Superstar höchstpersönlich: "Alexander ist die Zukunft unseres Sports, und er ist auch schon die Gegenwart. Jeder weiß, wie gut er ist", meinte Nadal und bezeichnete den 1,98-m-Schlaks Zverev nach der spektakulären Partie über 4:06 Stunden zum wiederholten Male als "potenziellen Grand-Slam-Sieger".

Auch Philipp Kohlschreiber misslang beim ersten Major-Turnier des Jahres der Sprung in die Runde der letzten 16. Der Weltranglisten-33. aus Augsburg musste sich dem am Position sechs gesetzten Franzosen Gael Monfils 3:6, 6:7 (1:7), 4:6 geschlagen geben. "Er war für mich wieder dieser unangenehme Gegner. Ich bin immer einem frühen Break hinterhergelaufen. Seine Art zu spielen, die liegt mir einfach nicht", sagte Kohlschreiber, der nun 13 von 15 Duellen mit Monfils verloren hat.

Damit stehen in Titelverteidigerin Angelique Kerber (Kiel/Nr.), Mischa Zverev (Hamburg) und Qualifikantin Mona Barthel (Neumünster) drei deutsche Profis im Achtelfinale der Australian Open. Elf DTB-Starter sind bislang gescheitert.

"Er hat alles, was ein großer Champion braucht"

Doch allen voran Alexander Zverev hinterließ am anderen Ende der Welt großen Eindruck und verlangte dem 14-maligen Grand-Slam-Gewinner Nadal alles ab. Vor 15.000 begeisterten Zuschauern in der ausverkauften Arena zeigte die große Nachwuchshoffnung gegen die frühere Nummer eins ihr enormes Potenzial. "Alexander hat alles, was ein großer Champion braucht. Es ist jetzt alles nur noch eine Frage der Zeit", sagte Altmeister John McEnroe.

Einige spektakuläre Ballwechsel belohnten die Fans mit lang anhaltenden Ovationen, dabei hatte zuvor gedrückte Stimmung geherrscht. Vor der Partie hatte es eine Schweigeminute zum Gedenken an die am Freitag in Melbourne bei der Amokfahrt eines Kriminellen getöteten vier Menschen und die vielen Verletzten gegeben.

Die Vorentscheidung im fünften Durchgang fiel, als der von Krämpfen in den Oberschenkeln geplagte Zverev seinen Aufschlag gleich zweimal in Folge abgeben musste und mit 2:5 in Rückstand geriet. Beim letzten Wechsel setzte er sich gar nicht mehr hin, sondern stellte sich mit weit aufgerissenen Augen an die Grundlinie - in Erwartung der nicht mehr abzuwendenden Niederlage.

Zverev gab sich trotz der bitteren Enttäuschung selbstkritisch. "Ich muss in manchen Phasen noch an der Konzentration arbeiten. In den verlorenen Sätzen zum Beispiel habe ich immer früh meinen Aufschlag abgegeben", sagte der an Position 24 gesetzte Rechtshänder, der dennoch "viel Positives" mit nach Hause nimmt. "Ich habe gegen einen der fittesten und einzigartigsten Spieler in der Geschichte dieses Sports fünf Sätze gespielt", sagte Zverev mit sichtbar breiter Brust.

(sid)
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