Australian Open Ein Jahr später ist bei Kerber alles anders

Düsseldorf/Melbourne · Ein Jahr nach ihrem Triumph bei den Australian Open kehrt Angelique Kerber dahin zurück, wo ihr Tennis-Märchen begann. Sie gehört zu den Top-Favoritinnen, doch die Mission Titelverteidigung könnte eine holprige werden.

Fragen und Antworten zu den Australian Open 2019
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Foto: dpa/Mark Baker

Vor einem Jahr triumphierte Angelique Kerber bei den Australian Open und läutete mit ihrem Finalsieg gegen Serena Williams ein Tennis-Jahr ein, das man getrost als traumhaft bezeichnen darf. Kerber gewann neben dem Grand-Slam-Turnier in Down Under auch die US Open, holte Olympisches Silber und stand im Wimbledon-Finale. Als Nummer eins der Welt schloss sie das Jahr ab und als Nummer eins kehrt sie nun dorthin zurück, wo alles angefangen hat. Nach Melbourne. Doch die Misson Titelverteidigung könnte eine holprige werden. Denn die Vorzeichen haben sich im Vergleich zum Vorjahr verändert. Ein Überblick:

Die Favoritenrolle: 2016 holte sich Kerber ihren ersten Major-Titel aus dem Windschatten. Im Vorfeld gehörte sie zwar zum erweiterten Favoritenkreis, doch so richtig hatten ihr den Erfolg nur die wenigsten zugetraut. Nachdem sie in Runde eins schon vor dem Aus stand und zwei Matchbälle abwehren musste, konnte Kerber endgültig befreit aufspielen. Doch nun ist sie die Gejagte, die Spielerin, gegen die alle besonders motiviert sind. Die Titelverteidigerin. Die Nummer eins.

Der Erfolg bringt eine deutlich gesteigerte Erwartungshaltung mit sich, der Druck ist immens. Hinzu kommen etliche Anfragen von Medien und Sponsoren. "Ich musste lernen, auch mal Nein zu sagen, denn das wichtigste ist das Tennisspielen", sagte Kerber beim WTA-Finale im vergangenen Oktober in Singapur. Doch von der Weltranglisten-Ersten wird erwartet, dass sie ihren Sport vermarktet. In Deutschland, wo das Tennis trotz der Erfolge der Kielerin am Tropf hängt, und in der Welt.

Die Konkurrenz: Das Damentennis befindet sich mitten in einem Generationenwechsel. Serena Williams (USA) ist zwar immer noch die Frau, die es zu schlagen gilt und wird auch bei den Wettanbietern vor Kerber als Favoritin geführt. Doch den Nimbus der Unbesiegbarkeit ist die 35-Jährige seit dem vergangenen Jahr, in dem sie nur — gemessen an ihren Ansprüchen — einen Grand-Slam-Titel holte, los. Andere große Namen wie Maria Scharapowa (Dopingsperre), Wiktoria Asarenka (Babypause) und Ana Ivanovic (Karriereende) fehlen in Melbourne.

Dafür machen die Jungen auf sich aufmerksam, wie auch Kerber schmerzlich erfahren musste. Im Vorfeld der Australian Open verlor sie gegen die 22-jährige Ukrainerin Elina Switolina und die erst 19-jährige Russin Darja Kasatkina. Zu rechnen sein wird in Melbourne zudem wieder mit der polnischen Weltranglisten-Dritten Agnieszka Radwanska, der tschechichen US-Open-Finalistin Karolina Pliskova und Johanna Konta (Großbritannien), im Vorjahr Halbfinalgegnerin von Kerber.

Die Vorbereitung: 2016 kam Kerber beim hochklassig besetzten Turnier in Brisbane bis ins Finale. Der Start ins neue Jahr verlief weniger glatt. In Brisbane verlor Kerber gegen Switolina, nachdem sie sich schon in ihrem Auftaktmatch gegen Ashleigh Bartey (Nummer 271 der Welt) schwer getan hatte. In Sydney gab es schon im ersten Match die Niederlage gegen Kasatkina.

Der 5:1-Bilanz von 2016 steht nun eine 1:2-Bilanz gegenüber. Noch kein Drama, denn erst ab Montag wird es ernst. Doch Kerber ist eine Vielspielerin, die Matches braucht, um ihren Rhythmus zu finden.

Der Weg zum Titel: Das Los meinte es wie auch schon 2016 gut mit Kerber. Zum Auftakt bekommt es die Deutsche mit Lessia Zurenko aus der Ukraine zu tun. Die Nummer 61 der Welt ist zwar nicht zu unterschätzen, aber natürlich für Kerber eine lösbare Aufgabe. 2016 hatte Kerber in der ersten Runde mit der Japanerin Misaki Doi eine Gegnerin aus ähnlichen Regionen in der Weltrangliste erwischt. Kerber wehrte zwei Matchbälle ab, der Rest ist Geschichte.

Auf dem Papier wird es für die Deutsche ab dem Achtelfinale ernst. Da könnte die junge Kasatkina warten. Im Viertelfinale droht dann in Garbine Muguruza eine Angstgegnerin. Gegen die Spanierin hat Kerber die letzten vier Matches verloren. Doch genauso war es mit Asarenka, ehe Kerber die Weißrussin 2016 im Viertelfinale von Melbourne endlich mal wieder bezwang. Rückblickend war es wohl dieser Erfolg, der Kerber den Glauben gab, auch die überragende Serena Williams im Endspiel schlagen zu können. Gemäß Setzliste wäre die US-Amerikanerin auch in diesem Jahr wieder die Finalgegnerin. Doch bis dahin ist es noch ein langer Weg. Und 2016 ist nicht 2017.

(areh)
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