Australian Open Publikumsliebling Kyrgios fordert Murray

Melbourne · In Wimbledon hat er im vergangenen Jahr den amtierenden French-Open-Champion Rafael Nadal geschlagen, jetzt soll Olympiasieger Andy Murray dran glauben. "Klar denke ich, dass ich es schaffen kann", sagte der 19 Jahre alte Nick Kyrgios vor seinem Viertelfinal-Duell an diesem Dienstag (nicht vor 9.15 Uhr/Eurosport). Am Australia-Day-Wochenende hatte er die Tennisfans in seiner Heimat verzückt und den Melbourne Park gerockt.

 Nick Kyrgios will seinen Siegeszug auch gegen Andy Murray fortsetzen.

Nick Kyrgios will seinen Siegeszug auch gegen Andy Murray fortsetzen.

Foto: afp, fk

Gegen Federer-Bezwinger Andreas Seppi wehrte der Teenager mit dem Irokesenschnitt und den silbernen Ohrsteckern einen Matchball ab, gewann noch in fünf spektakulären Sätzen und brachte die Zuschauer im zweitgrößten Stadion auf der Anlage an den Rande des Wahnsinns.
"Comeback-König Kyrgios" taufte ihn die Zeitung "The Age" am Montag.

Absoluter Publikumsliebling

Die Stimmung bei den Spielen des Australiers sind regelmäßig elektrisierend: Auf dem Garden Square im Melbourne Park werden Aussie-Fahnen geschwenkt und frenetische "Kygs"-Rufe angestimmt. Ein ganzes Land fiebert bei den Australian Open mit seinem charismatischen Tennis-Teenager Kyrgios mit. "Die Erwartungen sind natürlich groß, der Druck auch. Aber ich versuche, Spaß zu haben", sagt der 19-jährige Kyrgios, ein 1,93-m-Schlaks mit Ohrring, dicker Goldkette samt Kreuz und rasiertem Blitz in der Kurzhaarfrisur.

Bislang wurde die ehemalige Nummer eins der Junioren-Weltrangliste den Erwartungen beim Heim-Grand-Slam vollauf gerecht. Erstmals seit Lleyton Hewitt vor zehn Jahren hat es wieder ein Australier beim Heim-Grand-Slam unter die besten Acht geschafft - und es fühlte sich "sogar noch ein bisschen besser an" als bei seinem Achtelfinal-Sieg gegen Nadal in Wimbledon, behauptete Kyrgios.

"Sie war wie eine zweite Mutter"

Die Australier lieben aber ihren "Nickos" auch wegen seiner weichen Seite. Nach dem Auftakterfolg gegen Federico Delbonis (Argentinien) zu Wochenbeginn ging Kyrgios auf dem Court auf die Knie, blickte in den Himmel und schrieb später die Ziffer "74" auf eine Kameralinse. "Meine Oma ist letztes Jahr mit 74 Jahren gestorben. Sie war wie eine zweite Mutter. Ich denke noch jeden Tag an sie", berichtete Kyrgios ergriffen und sagte: "Vielleicht hat mich das aber auch ein bisschen erwachsener gemacht."

Was nicht heißt, dass der Basketball-Fan immer vernünftig ist. Ein paar Stunden vor seinem ersten Match beim diesjährigen Happy Slam gönnte sich Kyrgios bei einem Schnellimbiss in der Swanston Street ein Käse-Sandwich und ließ sich bereitwillig ablichten. Die Zeitung Herald Sun listete einen Tag später auf, dass das Mittagessen 1440 Kilokalorien enthielt und umgerechnet 5,08 Euro kostete.

Verwunderung bei Kyrgios

Kyrgios selbst wundert sich ein bisschen über die immens gestiegene Aufmerksamkeit seiner Landsleute. "Vom Gefühl her ist es noch gar nicht so lange her, dass mich niemand kannte und beobachtet hat", meinte der eingefleischte Fan von Roger Federer, mit dem er schon trainiert hat.

Als der 1,93 Meter große Athlet aus Canberra gefragt wurde, ob er nach dem Seppi-Spektakel am liebsten wieder in der Hisense-Arena spielen wolle, sagte er: "Mir egal, Kumpel. Es ist mir egal. Von mir aus Court 20." Er spielt die Night Session auf dem Center Court.

(dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort