Williams-Schwestern im Finale von Melbourne Zurück in die Zukunft

Melbourne · Serena und Venus Williams drehen bei den Australian Open die Zeit zurück. Im Finale von Melbourne kommt es zum ersten Grand-Slam-Finale der Superstars seit knapp acht Jahren.

Australian Open: Venus Williams tanzt nach Finaleinzug
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Venus Williams tanzt nach Finaleinzug

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Venus Williams drehte wilde Pirouetten auf dem Centre Court und schlug ungläubig die Hände vors Gesicht. Die älteste Australian-Open-Finalistin aller Zeiten wirkte nach ihrer Zeitreise zurück in die Zukunft aufgedreht wie ein pubertierender Teenager. "Im tiefsten Innern bin ich sogar noch ein Kind. Mein Gott, das ist alles so verrückt. Und es bedeutet mir alles", sagte die 36-Jährige, nachdem sie durch das 6:7 (3:7), 6:2, 6:3 gegen ihre Landsfrau Coco Vandeweghe erstmals seit 2003 wieder das Endspiel von Melbourne erreicht hatte.

Dass Venus Williams dort am Samstag im 28. Sister Act auf ihre jüngere Schwester Serena (35) trifft, machte die Freude der beiden Amerikanerinnen am Australia Day perfekt. "Damit geht für uns der größte Traum in Erfüllung. Eine Williams wird auf jeden Fall gewinnen", sagte Serena Williams strahlend: "Und egal, wie es ausgeht, wir sind beide schon jetzt Gewinnerinnen." Die 22-malige Major-Siegerin hatte das Familienduell durch ihr 6:2, 6:1 gegen Überraschungs-Halbfinalistin Mirjana Lucic-Baroni (Kroatien) ermöglicht.

Es ist das erste Mal seit knapp acht Jahren, dass sich Venus und Serena im Finale eines Grand-Slam-Turniers gegenüberstehen. Und es fühlt sich an, als sei inzwischen eine Ewigkeit vergangen. 2009 hatte die Jüngere in Wimbledon ihr sechstes von insgesamt acht familieninternen Major-Endspielen gewonnen. Von einer Revanche will Venus dennoch nichts wissen: "Das ist ein Wort, das ich niemals benutze. Aber klar, ich will natürlich gewinnen."

In den Tagen von Melbourne haben die beiden Multi-Millionärinnen aus Palm Beach Gardens/Florida die Zeit zurückgedreht. "Venus war immer meine Inspiration, und sie hat dafür gesorgt, dass ich so weit gekommen bin. Sie bedeutet mir die Welt, einfach alles", schwärmte Serena, die am Samstag mit ihrem 23. Grand-Slam-Titel Steffi Graf (22 Major-Triumphe) überflügeln könnte. Zudem würde die Rekordsiegerin von Melbourne durch ihren siebten Coup Down Under Angelique Kerber (Kiel) von der Spitze der Weltrangliste verdrängen.

Doch der mächtige Familienclan, der allein durch die Preisgelder der beiden Superstars rund 117 Millionen Dollar schwer ist, hat derzeit ganz andere Sorgen.

Mama Williams ist Venus-Fan

Zwar ist Vater Richard wegen der Folgen eines Schlaganfalls nicht vor Ort, auch Mutter Oracene hatte die Reise nach Australien gescheut. Doch in welcher Box soll es sich zum Beispiel Schwester Isha am Endspieltag bequem machen? "Sie hält eigentlich immer zu Venus", frotzelte Serena und gestand: "Hm, wer wo sitzt, das wird wirklich ein Problem." Ihren Verlobten Alexis Ohanian ermahnte sie vorsichtshalber, im richtigen Bereich Platz zu nehmen.

Den ersten Vergleich der Williams-Sisters auf der Profitour hatte es 1998 gegeben. In Melbourne. In der zweiten Runde der Australian Open. Zur Einordnung: In diesem Jahr hielt Giovanni Trapattoni seine berühmte "Wie-Flasche-leer"-Rede, die Lewinsky-Affäre erschütterte die USA und die Euro-Einführung wurde beschlossen. "Doch wir sind offenbar dazu geboren worden, Wettkämpferinnen zu sein. Ich bin jedenfalls nicht hier, um abzuhängen", sagte Venus Williams, die an der Autoimmunkrankheit Sjögren-Syndrom leidet.

Vor Jahren war sie zeitweise sogar so schwach, dass sie nicht mehr aus dem Bett kam. Mit einer gezielten Ernährung bekam sie das Leiden in den Griff. Und jetzt erlebt die ehemalige Nummer eins am anderen Ende der Welt ihren siebten Frühling. "Es wartet ein Finale, gegen meine tolle Schwester. Das ist einfach nur wunderbar", sagte Venus Williams mit Tränen in den Augen.

(sid)
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