Australien Open "Das ist das größte Turnier der Familie Zverev bislang"

Melbourne/Düsseldorf · Sein Bruder gilt als das größte Talent der Tennis-Szene, Mischa Zverev hatten viele schon abgeschrieben. Doch nun steht der 29-Jährige im Achtelfinale der Australian Open.

Australian Open 2017: Mischa Zverev erreicht erstmals das Achtelfinale
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Mischa Zverev erreicht erstmals das Achtelfinale

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Foto: ap

Es ist die Jahreszeit, in der sich ein paar Deutsche in voller Absicht im australischen "Dschungel" der Region New South Wales blamieren. Regenwald wäre treffender, ist aber mit dem Zusatz "Camp" wohl nicht ganz so klingend für ein TV-Format von RTL. Rund 1700 Kilometer entfernt in Melbourne sind auch immer wieder Deutsche in der Ära nach Steffi Graf und Boris Becker aufgetreten, mit einer allerdings oft nur kurzen Halbwertszeit. Doch dann holte Angelique Kerber bei der vergangenen Auflage des ersten Grand-Slam-Turnier des Jahres in der Millionen-Metropole am Yarra-River den Titel und verhalf dem arg geprügelten deutschen Tennis wieder zu ein wenig Selbstbewusstsein.

In diesem Jahr präsentieren sich die deutschen Vertreter in Melbourne auch in der Breite in guter Verfassung. In der Kielerin Kerber und Mona Barthel (Bad Segeberg) stehen zwei Damen im Achtelfinale.

Deutlich größere Sorgen haben zuletzt immer die deutschen Herren im Klassement bereitet. Einzig Daniel Brands kam 2016 über die erste Runde hinaus, bis auch er dann nach dem zweiten Spiel die Koffer packen musste. Diesmal ist schon einer (Mischa Zverev) fürs Achtelfinale qualifiziert, zwei weitere (Philipp Kohlschreiber und Alexander Zverev) haben noch die Chance.

Es wäre das erste Mal seit 1991, dass bei einem Grand-Slam-Turnier zwei Brüder in der Runde der letzten 16 stehen würden. Vor knapp 16 Jahren hatten Emilio und Javier Sanchez (Spanien) das Achtelfinale bei den US Open erreicht. Dazu müsste sich der hochtalentierte "Sascha" Zverev, Nummer 24 der Weltrangliste, heute gegen den Spanier Rafael Nadal (9.) durchsetzen. Im Zverev-Clan war eigentlich alles auf die Entwicklung von Talent Alexander (19) ausgerichtet. Die Karriere seines zehn Jahre älteren Bruders lief nur nebenher. Erst einmal in seiner bisherigen Laufbahn hatte es Mischa, der einst für den Düsseldorfer Rochusclub in der Bundesliga spielte, stand nur einmal überhaupt in der dritten Runde eines der vier großen Turniere, 2008 war das in Wimbledon. Er rangiert aktuell auf Position 50 im Branchenvergleich und agierte zuletzt immer intensiver als Trainingspartner.

Sein Bruder genoss von Beginn an intensivste Förderung. Aktuell unterstützt ihn der Deutsche Tennis-Bund (DTB) mit rund 60.000 Euro jährlich. Im Vergleich zu anderen Nationen eine geradezu mickrige Summe, für den DTB fast der Großteil des Etats. Aktuell gehört aber dem großen Bruder die volle Aufmerksamkeit. "Spieler, Trainer, Fans — so viele auf einmal haben mir noch nie gratuliert", sagt Mischa Zverev. "Das ist das größte Turnier der Familie Zverev bislang. Es ist wie ein Traum, der in Erfüllung geht."

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