Federer gegen Nadal Die Tennis-Giganten drehen die Zeit zurück

Melbourne · Das Retro-Finale der Tennis-Giganten elektrisiert die Massen bei den Australian Open. Roger Federer und Rafael Nadal spielen am Sonntag um einen ganz besonderen Titel.

Die "ewigen" Duelle
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Foto: afp, CARL COURT

Es war im Oktober 2016 auf der Sonneninsel Mallorca, da wirkten die Giganten beim Mini-Tennis seltsam geschrumpft. Gestutzt auf ein Maß an Normalität, angeschlagen und beim Blick in die ungewisse Zukunft verunsichert. Roger Federer und Rafael Nadal spielten bei der Eröffnung der "Nadal Academy" auf einem Kleinfeld mit ein paar Junioren ein paar Bälle hin und her. "Ich bewegte mich praktisch auf einem Bein, und Rafa hatte ja auch noch mit seiner Handgelenksache zu kämpfen", erzählte Federer im Rückblick schmunzelnd: "Wir sagten uns, dass ist das einzige, was wir derzeit machen können."

Gut drei Monate später scheint eine halbe Ewigkeit vergangen, die Zeit zurückgedreht. Alles ist wieder beim alten, weil die Giganten von einst zu alter Stärke zurückgefunden haben. Im Gleichschritt. Und deshalb wird es bei den Australian Open am Sonntag (9.30 Uhr MEZ/Eurosport) das erste Grand-Slam-Finale zwischen Nadal und Federer seit Juni 2011 geben.

Die australischen Medien schrieben vom "epischen Klassiker", während der Sandplatzkönig von einem, "ganz speziellen" Finale sprach: "Lasst es uns genießen, weil das wahrscheinlich nicht noch einmal passieren wird", unkte Nadal vor dem Retro-Duell mit dem 35-jährigen Federer, das es bislang 34 Mal gegeben hat. 23 Mal siegte der Spanier. Elfmal gewann Federer, der sagt: "Ich hatte es nach meiner Knie-OP nicht zu träumen gewagt, jetzt schon in solch einem Endspiel zu stehen."

Kontrast der Stile

Die Massen waren und sind jedes Mal elektrisiert, wenn die beiden so unterschiedlichen Superstars aufeinandertreffen. Da der stilsichere Maestro, der mit der Leichtigkeit einer Feder über den Platz schwebt. Dort der trotz seines lichter werdenden Haarschopfs noch knabenhaft wirkende "Rafa", der Tennis mit Leib und so viel Seele arbeitet. "Es ist auch diese Kombination unserer konträren Stile", sagte Nadal, "die unsere Rivalität so besonders macht".

Aber auch der große Respekt zwischen den Beiden. Federer hatte sich Down Under als der "größte Fan" seines Dauerrivalen geoutet. "Rafa hat Schläge, die sonst niemand hat. Das macht ihn einzigartig und speziell", schwärmte der 17-malige Major-Champion.

Federer ist der älteste Spieler seit Ken Rosewall (Australien) im Jahr 1974 bei den US Open, der ein Grand-Slam-Finale erreicht hat. Und der heute 82-jährige Rosewall, der dem "FedExpress" wie immer vor dem Turnier einen handgeschriebenen Brief mit den besten Wünschen überreichen ließ, glaubt an einige rosige Zukunft für den Vierfach-Vater. "Wenn Roger gesund bleibt, kann er noch mehrere Jahre auf diesem Niveau agieren."

Der Australier hatte 1972 mit 37 Jahren sein letztes Major-Event gewonnen. Federer, der die gesamte zweite Saisonhälfte 2016 verpasste, wartet seit Wimbledon 2012 auf einen Coup bei einem der vier größten Turniere.

Die Wunden sind verheilt

Doch auch Nadal ist in seinem ersten Major-Endspiel seit zweieinhalb Jahren motiviert bis in die Haarspitzen. "Auch ich bin zurück", betitelte die "Herald Sun" ein Bild des 30-jährigen Linkshänders und schrieb weiter: "Es ist niemals zu spät, sich nach Dingen zu sehnen."

Nadal hat in seiner Karriere insgesamt fast zweieinhalb Jahre wegen diverser Blessuren pausieren müssen. Im Mai 2016 hatte er wegen des lädierten Handgelenks nicht zum Drittrundenmatch bei seinem Lieblingsturnier in Roland Garros antreten können. "Danach saß ich weinend im Auto zurück ins Hotel", berichtete er. Die Wunden bei Nadal und Federer sind verheilt. Melbourne rüstet sich zum Duell der wiedererstarkten Giganten.

(sid)
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