Davis Cup Zverev-Brüder verlieren Doppel — Deutschland droht Relegation

Dem deutschen Davis-Cup-Team droht erneut der Gang in die Relegation um den Klassenerhalt in der Weltgruppe. Nach der Doppel-Niederlage der Brüder Alexander und Mischa Zverev liegt die Auswahl des Deutschen Tennis Bundes gegen Belgien 1:2 in Rückstand.

Davis Cup: Mischa Zverev und Alexander Zverev verlieren Doppel
18 Bilder

Zverev-Brüder verlieren Doppel in fünf Sätzen

18 Bilder
Foto: dpa, ade

Boris Becker spürte, dass er gebraucht wird. Er ahnte, dass nur noch seine Präsenz den Brüdern Alexander und Mischa Zverev in ihrem Doppel helfen kann. Also verlagerte die deutsche Tennis-Ikone ihren Sitzplatz aus der Ehrenloge an den Spielfeldrand. In die deutsche Box, direkt neben Philipp Kohlschreiber. Doch selbst die Aura des dreimaligen Wimbledonsiegers nutzte wenig: Vor den abschließenden Einzeln der Davis-Cup-Partie gegen Belgien droht erneut der Abstiegskampf.

Die Auswahl des Deutschen Tennis Bundes (DTB), die so hoffnungsfroh - weil in Bestbesetzung - in den Vergleich mit den ersatzgeschwächten Belgiern gestartet war, liegt in der Frankfurter Ballsporthalle 1:2 in Rückstand. Alexander und Mischa Zverev, das erste Brüderpaar in der deutschen Davis-Cup-Geschichte, unterlagen gegen Ruben Bemelmans und Joris De Loore nach 3:13 Stunden 3:6, 6:7 (4:7), 6:4, 6:4, 3:6.

"Der Start ist blöd gelaufen. Das Publikum hat uns in den fünften Satz getragen", sagte Teamchef Michael Kohlmann im Hessischen Rundfunk: "Insgesamt haben wir immer wieder Breakbälle abwehren müssen. Da ist es dann nur eine Frage der Zeit, bis man das Break kriegt."

Den Zverev-Brüdern stand die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben, immerhin könne man "die Leistungssteigerung mit in den Sonntag nehmen", sagte Mischa. Alexander ergänzte: "Die Belgier spielen häufiger zusammen, aber in den letzten Sätzen hat man gesehen, dass wir die besseren Spieler sind, aber es ist immer schwer ein 0:2 aufzuholen."

Weder der 19 Jahre alte Hoffnungsträger noch Melbourne-Viertelfinalist Mischa (29) knüpften an ihre grandiosen Vorstellungen der Australian Open an. Zwar stemmte sich vor allem Alexander Zverev gegen die Niederlage, spielerisch lief jedoch wenig zusammen. Becker analysierte zwischenzeitlich im HR: "Es ist immer schwierig, das erste Mal für Deutschland zu spielen. Im zweiten Satz haben sie besser harmoniert und den Tiebreak unglücklich verloren. Die Gegner sind aber auch überraschend stark."

In den Sätzen drei und vier durfte sich Becker in der Box etwas entspannen, weil die Zverevs endlich ein Mittel gegen ihre soliden Gegner fanden. Alexander feuerte sich selbst und seinen Bruder immer wieder lautstark an, doch Mischas Aufschlagverlust zum 2:4 im entscheidenden Durchgang war einer zu viel.

Aus dem Traum, gemeinsam für Deutschland aufzuschlagen, könnte der sportliche Albtraum mit der Relegation im September werden. Noch ist die Wende möglich, allerdings lastet am Sonntag (ab 13.00 Uhr/DAZN) gewaltiger Druck auf den Einzelspielern. Alexander Zverev, der gegen den Weltranglisten-143. Arthur De Greef bislang den einzigen deutschen Punkt geholt hat, trifft im Spitzeneinzel auf Steve Darcis, der zum Auftakt Kohlschreiber in fünf Sätzen bezwungen hatte.

Gewinnt der jüngere Zverev-Bruder auch sein zweites Einzel hat Kohlmann trotz des Ausfalls von Jan-Lennard Struff (Infekt) die Qual der Wahl. Setzt er auf Kohlschreiber oder Mischa Zverev? Beide agierten bei ihren Auftritten überraschend nervös, beide waren weit von ihrer Melbourne-Form entfernt. Boris Becker wird nicht mehr helfen können. Der zweimalige Davis-Cup-Champion brach nach dem Match zum Ball des Sports in Wiesbaden auf.

(sid)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort