Finale der US Open in New York Die Marotten des Rafael Nadal

New York · Rafael Nadal gilt als Marotten-König der Tennis-Szene. Der Spanier mit dem Lausbubenlachen überlässt nichts dem Zufall. Auch bei den US Open in New York richtet "Rafa" die beiden Trinkflaschen neben seinem Stuhl stets akkurat und parallel aus. Das Logo zeigt dabei jeweils auf die Seite, auf die Nadal nach dem Wechsel gehen wird.

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Die Grand-Slam-Titel des Rafael Nadal

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Foto: AP/Fiona Hamilton

Vor fast jedem Aufschlag dann streicht sich der 27-Jährige, der am Montagnachmittag Ortszeit im Finale von Flushing Meadows auf Novak Djokovic (Serbien) traf, die Haare hinter die Ohren und zupft sich seine Hose zurecht. Erst dann kann es losgehen.

Haarkult, Linien-Neurose oder Buch-Tick: Tennisprofis gelten gemeinhin als besonders abergläubisch. Glaubt man Ikone John McEnroe, dann ebnen Ticks und Tricks in nicht unerheblichem Maße den Weg zum Erfolg auf dem Court. "Die Psychologie ist ein taktisches Element. Man beruhigt sich selbst und kann dazu noch den Gegner verunsichern", sagte der frühere Weltranglistenerste, selbst einst ein Großmeister in Sachen Psycho-Spielchen.

Der Hang zu Ritualen ist allgegenwärtig und soll nach Meinung von Sportspezialisten Konzentration und Selbstsicherheit fördern. Als Nicolas Kiefer einst gefragt wurde, wie abergläubisch er auf einer Skala von eins bis zehn sei, antwortete er: "Elf".

Auch Wimbledonsieger Andy Murray weiß um die Macken von Nadal. "Rafa zieht es vor, das Netz als Zweiter zu passieren. Er wartet einfach", berichtete der Schotte. Murray weiß, dass viele der Tricks selbst dem aufmerksamen Beobachter verborgen bleiben. "Es gibt viel Psychologisches im Tennis, aber die Zuschauer werden es kaum bemerken", sagte der US-Open-Sieger von 2012.

Auch andere Stars haben Macken

Wie bei Andrea Petkovic. Die Darmstädterin packt bereits am Tag vor dem Match ihre Tasche – alles wird an seinem vorgesehenen Ort platziert. Das weiße Griffband am Schläger ist schon Stunden vor dem Start akkurat gewickelt, die Getränke werden auf dem Court nach Nadal-Vorbild platziert. "Da bin ich fast schon neurotisch", gesteht die einstige Nummer neun des Rankings, die früher auch ihren "Petko-Dance" als Glücksbringer nutzte: "Nachdem ich den Tanz gemacht hatte, habe ich besser gespielt."

Ganz oben in der Weltrangliste der abergläubischen Profis rangiert Maria Scharapowa. Die Russin vermeidet es, auf Linien und Logos zu treten. Was besonders bei den Australian Open zu unglamourösen Trippelschritten führt. Nur vier Meter hinter der Grundlinie der Rod-Laver-Arena ist der gefächerte Schriftzug "MELBOURNE" auf den azurblauen Court gestanzt.

Djokovic hat für sich beschlossen, dass seine Ticks "überhaupt nichts" mit Aberglaube zu tun haben. "Ich nenne es Rituale", sagt der Serbe und lächelt. Gerüchten zufolge benutzt der "Djoker" eine Dusche in der Spielerumkleide immer zweimal. Nach Siegen, versteht sich. Was natürlich rein gar nichts mit Aberglaube zu tun hat.

Ivanisevic schaute Teletubbies

Der Kroate Goran Ivanisevic schaute 2001 in Wimbledon vor jedem seiner Siege die Teletubbies – bis der Wildcard-Inhaber im Tennis-Mekka dann sensationell ganz oben stand.

Ungewöhnliche Rituale waren und sind immer wieder bei den Seitenwechseln zu beobachten, gerade auch in Krisenzeiten. Einst packte der gebeutelte Jim Courier das Buch "Maybe the Moon" von Armistead Maupin aus und las. Sein US-Landsmann Pete Sampras griff sich da lieber einen Brief seiner Frau Bridgette.

Die deutsche Nummer eins Tommy Haas schickt seiner Freundin Sara in der Spielpause ab und zu mal eine SMS. "Hilf mir" oder "Es läuft gerade nicht". "Einmal hat mich ein Schiedsrichter darauf hingewiesen, dass ich mein Handy nicht benutzen dürfe. Er glaubte, ich würde Tipps von meinem Trainer bekommen. Da habe ich ihm gesagt, dass ich meiner Frau schreibe und ihn gefragt, ob er es lesen wolle", berichtete Haas schmunzelnd.

(sid)
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