Fed Cup DTB-Team verpasst Wunder von Sotschi

Sotschi · Bei Andrea Petkovic brachen alle Dämme, als der Traum vom "Finale dahoam" jäh geplatzt war. Völlig verheult verließ die verhinderte Heldin des Tages den Centre Court nach der 2:3-Niederlage der deutschen Mannschaft im Fed-Cup-Halbfinale gegen Gastgeber Russland in Sotschi.

Fed Cup 2015: Andrea Petkovic und Sabine Lisicki verlieren Doppel
18 Bilder

Petkovic und Lisicki verlieren entscheidendes Doppel

18 Bilder

Und nicht nur bei Petkovic saß der Frust über die 2:6, 3:6-Niederlage im entscheidenden Doppel mit Sabine Lisicki gegen Anastasia Pawljuschenkowa/Jelena Wesnina tief. "Die Enttäuschung ist maßlos. Ich muss mich gerade sehr zusammenreißen", sagte Teamchefin Barbara Rittner bei Sat.1 Gold und lobte ausdrücklich ihre beiden Topspielerinnen Petkovic und Angelique Kerber: "Ich ziehe alle Hüte vor Petko und Angie."

Nach dem Wechselbad der Gefühle über zwei Tage konnte sich vor allen Dingen Petkovic ("Ich bin wahnsinnig enttäuscht") nur schwer beruhigen, während auch Rittner die Ernüchterung über das bittere Ende der Titelträume deutlich anzusehen war.

Dabei war der zweite Final-Einzug in Folge trotz eines 0:2 nach dem ersten Tag am Sonntag wieder in greifbare Nähe gerückt. Die wie entfesselt aufspielenden Petkovic (Darmstadt) und Kerber (Kiel) hatten durch ihre Einzelsiege im Schnelldurchgang die Hoffnungen auf das Wunder von Sotschi genährt.

Noch nie hat ein DTB-Team einen derartigen Rückstand im Fed Cup aufholen können. Letztlich nutzte selbst die Anwesenheit von IOC-Präsident und Edelfan Thomas Bach in der Adler Arena (3500 Zuschauer) nichts. Bach outete sich dennoch als Petkovic-Fan. "Was Andrea geleistet hat, ist unglaublich. Wie sie immer wieder nach schweren Verletzungen zurückkommt, das macht die großen Stars aus", sagte der 61-Jährige bei SAT.1 Gold.

Vor allen Dingen für Petkovic hätte es ein denkwürdiger Sonntag werden können. Fünf Tage vor Beginn des Semifinals hatte die Weltranglistenelfte noch mit ihrer Absage für das Halbfinale geliebäugelt. "Ich war körperlich so kaputt und habe Barbara am Telefon gesagt, ich kann nicht spielen", berichtete Petkovic, die am Sonntag dann einen wahren Kraftakt bewältigte.

Während ihrer Einzel-Gala gegen Swetlana Kuszenowa (6:2, 6:1) zitterte sie am ganzen Körper. "Mir war auch schwindelig. Aber der Mensch ist ein Absurdum. Wenn es mental läuft, kann man alles schaffen", sagte "Petko", nachdem sie Kusnezowa beim 6:2, 6:1 regelrecht überrollt hatte. Wenig später ließ auch die frischgebackene Charleston-Gewinnerin Kerber beim 6:1, 6:0 gegen Pawljuschenkowa nichts anbrennen. "Ich habe die Energie vom Team mitgenommen", meinte die deutsche Nummer zwei, die wie die ebenfalls jetlaggeplagte Petkovic am ersten Tag nicht spielte.

Und fast wäre der clever durchdachte Schachzug auch aufgegangen. Petkovic ("Hätte ich am Samstag gespielt, wäre der Sonntag nicht gegangen") und Kerber waren wegen ihrer Teilnahme am Turnier in Charleston erst am Mittwochfrüh um 2.13 Uhr in Sotschi angereist - zwei Tage später als Lisicki und Julia Görges (Bad Oldesloe), die am ersten Tag überraschend im Einzel aufgeboten wurden.

Die Weltranglisten-63. Görges verlor gegen Kusnezowa (4:6, 4:6), während Lisicki im Duell mit Pawljuschenkowa (6:4, 6:7, 3:6) enttäuschte - und sogar einen Matchball vergab.

Bitter, dass dann der allerletzte Schachzug misslang: Rittner hatte sich erst nach dem vierten Einzel für eine Doppel-Kombination entschieden: "Mein Bauchgefühl hat Petko und Lisicki gesagt." DTB-Präsident Ulrich Klaus tröstete seine Spielerinnen und nahm bereits den Titel 2016 ins Visier: "Kopf hoch! Wir kommen zurück."

(sid)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort