Fed-Cup-Finale ab Samstag Vier Freundinnen sollt ihr sein

Prag/Düsseldorf · Die deutsche Fed-Cup-Auswahl hat die Chance auf den ersten Titel seit 22 Jahren. Tennis-Bundestrainerin Barbara Rittner verfügt nicht über die herausragende Spielerin, dafür über etwas viel Wichtigeres: Teamgeist.

Fed-Cup-Finale: Fakten
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Foto: dpa, sam

Die größte Fähigkeit von Barbara Rittner ist es wohl, maximal entspannt zu bleiben. Diese Charaktereigenschaft ist besonders hervorzuheben, weil es ausreichend Gründe in den vergangenen zehn Jahren gegeben hätte, um aus der Haut zu fahren. Sie wurde lange nicht ernstgenommen, belächelt selbst in den Reihen des eigenen Verbandes.

Die gebürtige Krefelderin hat sich indes nicht beirren lassen. Bereits vor ein paar Jahren hatte sie prognostiziert, eine Tennis-Generation hierzulande beisammen zu haben, die in der Lage sei, den prestigeträchtigen Fed Cup zu gewinnen. Am Wochenende (jeweils ab 13 Uhr/Sat.1 und tennis.de) hat die 41-Jährige in Prag die Möglichkeit, ihre These mit einem Sieg im Finale gegen Tschechien zu untermauern.

Die Chancen stehen sehr gut, zum ersten Mal seit 1992 wieder zu triumphieren. Damals standen im Aufgebot von Bundestrainer Klaus Hofsäß die Damen Stefanie Graf, Anke Huber, Sabine Hack und Rittner. Die im Einzel eingesetzten Graf und Huber waren in ihrer spielerischen Klasse überragend.

Die Fed-Cup-Teams
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2014 ist das Team der Star. Angelique Kerber, Andrea Petkovic, Sabine Lisicki und Julia Görges kennen sich schon seit Kindheitstagen. Keine von ihnen hat es geschafft, die übergroßen Fußstapfen von Graf auszufüllen — eine zugegeben auch sehr unfaire Erwartungshaltung. Sie haben dennoch für eine Renaissance der Sportart in Deutschland gesorgt.

Vor allem Petkovic und Lisicki verstehen es, sich auch außerhalb des Platzes zu inszenieren. Letztere war bei den vergangenen beiden Partien nicht von Teamchefin Rittner eingeladen worden. Dementsprechend intensiv wird die Berlinerin unter Beobachtung stehen. Besonders ihre Liaison zu Comedian Oliver Pocher wird intern kritisch gesehen. Der Vorwurf: Lisicki würde sich nicht auf das Wesentliche konzentrieren, Glamour auf dem Roten Teppich der harten Trainingsarbeit vorziehen.

Natürlich haben sich vorm Finale alle Beteiligten eifrig versichert, dass es keine Disharmonie geben würde. Solche Ankündigungen behalten in der Regel nur im Erfolgsfall eine längere Halbwertszeit. Zurzeit scheint ein Titel bei einem der vier Grand-Slam-Turniere für kein Teammitglied realistisch. Im Kollektiv könnte der Triumph auf großer Bühne dagegen gelingen — verbunden mit mehr Aufmerksamkeit, sportlicher Würdigung und finanzieller Zuwendungen durch Sponsoren.

Dementsprechend euphorisch hören sich die Sätze vor dem Finale an. "Ich bin im Fed Cup angekommen und fühle mich in meiner Rolle als Nummer eins wohl", sagt Kerber. Und Petkovic verkündet: "Der Fed-Cup-Triumph wäre das Allergrößte, der Wahnsinn, ein Highlight, das Allergeilste, fast vergleichbar mit einem Grand-Slam-Titel."

Klaus Hofsäß ist zuversichtlich, dass Deutschland den "Pott" holen kann. "Es passt gerade alles zusammen, und es wäre sehr wichtig für das deutsche Tennis, diesen Titel zu holen", sagt er. "Aus Barbara Rittner wird dann Barbara Beckenbauer. Schon als sie 16 Jahre alt war, ist mir aufgefallen, dass sie einen Sturkopf hat. Das musst du haben, du musst auch mal unbequem sein." Der Erfolg spricht für sie.

(RP)
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